Parfüm als Weihnachtsgeschenk: Wie wollen die Münchner zum Fest riechen?

Zu Weihnachten wird gerne Parfüm verschenkt. Aber wie riechen die Münchner gern? Die AZ hat in verschiedene Geschäfte hineingeschnuppert.
von  Carmen Merckenschlager
Michaela Andraschko von "Die kleine Theatiner Parfümerie" bekommt zu Weihnachten kein Parfüm geschenkt, denn: "Die Nase braucht auch mal eine Pause."
Michaela Andraschko von "Die kleine Theatiner Parfümerie" bekommt zu Weihnachten kein Parfüm geschenkt, denn: "Die Nase braucht auch mal eine Pause." © Sigi Müller

München - Weihnachten riecht wunderbar. Nicht nur, weil Omas Vanillekipferl schön auf einem Teller drapiert liegen und der Christbaum Tannenduft ausdünstet, sondern auch, weil zu Weihnachten ja gerne das Lieblingsparfüm verschenkt wird.

Auch unter Münchner Christbäumen werden dieses Jahr wieder Flakons in allen Größen, Formen und Farben liegen. Aber wie riecht die Münchnerin eigentlich gerne? Und kauft der Gatte das geliebte Duftwässerchen schon brav dieser Tage oder doch eher verschwitzt und gehetzt am 24. um 11.35 Uhr? Ein AZ-Besuch in Münchner Parfümerien.

Es soll individuell sein - und natürlich auch exquisit

Langsam beginnt das Weihnachtsgeschäft in der Parfümerie Wiedemann am Rosenkavalierplatz in Bogenhausen. Das bedeutet, dass teils doppelt so viele Kunden kommen wie sonst. "Die meisten nehmen sich Zeit, manche kommen mit einem Einkaufszettel, für wen sie was brauchen. Aber es gibt natürlich auch diejenigen, die am 24. Dezember noch ganz schnell ein Geschenk für die Frau brauchen", sagt Tanja Oesterle (30). Sie ist seit sechseinhalb Jahren im Unternehmen und seit 14 Jahren in der Branche tätig.

Tanja Oesterle arbeitet seit 14 Jahren mit Düften. Wenn das verschenkte Parfüm so gar nicht schmeckt, sollte das offen kommuniziert werden, findet die Duftberaterin.
Tanja Oesterle arbeitet seit 14 Jahren mit Düften. Wenn das verschenkte Parfüm so gar nicht schmeckt, sollte das offen kommuniziert werden, findet die Duftberaterin. © Daniel von Loeper

Dass der Münchner an sich besondere Vorlieben hätte, kann Oesterle nicht bestätigen. "Mal frisch, mal kräftig - die Geschmäcker sind sehr unterschiedlich", sagt sie. Wichtig sei den Kunden aber, dass es sich um etwas Exquisites handelt, gerne individuell. "Und die Klassiker gehen immer. Das sind zum Beispiel No. 5, J'adore, Aventus creed oder Baccarat Rouge", so die Fachverkäuferin.

Parfümeriebesitzer Albert Glossner würde seiner Frau niemals Parfüm schenken

Und wenn ein Parfüm unterm Baum landet, was so überhaupt nicht gefällt? "Das sollte man am besten offen sagen", findet Oesterle. Albert Glossner würde seiner Frau niemals ein Parfüm zu Weihnachten schenken. "Die Nase braucht auch mal ne Pause", sagt er und lacht. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Michaela Andraschko führt er "Die kleine Theatiner Parfümerie" an der Theatinerstraße.

Wie die Münchner riechen, ließe sich schwer sagen. Gerne darf es aber etwas aus der Nische sein. Zu Weihnachten werde tendenziell noch mal mehr Geld für einen Duft ausgegeben. Im Winter würden häufiger wärmere Düfte verkauft. "Im Frühjahr darf es gerne mediterran sein; mit Noten von Sommer, Salz und Citrus", erklärt Gossner.

Der Anlass ist für den Parfümkauf wichtig

Überhaupt sei es entscheidend, welcher Typ Mann oder Frau sei und für welchen Anlass ein Parfüm gekauft wird. "Ein Duft fürs Büro ist etwas anderes als für die Oper", sagt Gossner. Er spricht von Dufttypen (zum Beispiel blumig, orientalisch oder holzig), schwärmt von den verschiedenen Düften, spricht von Kunst und Wissenschaft. "Richtig gute Nasen gibt es weniger als Astronauten", sagt er zum Beispiel, bis er noch den Bogen zu den Heiligen Drei Königen schlägt.

"Im arabischen Raum ist Duft ein anderer Kulturbestandteil. Geht man 1000 Jahre zurück bei 40 Grad im Schatten: Da war Duft essenziell. Und die Heiligen Drei Könige hatten Weihrauch dabei. Der riecht nicht nur gut, sondern hat auch desinfizierende Eigenschaften", erklärt der Parfümerie-Inhaber.

Sollte kein Parfüm blind verschenken

Deshalb habe er viele Kunden aus dem arabischen Raum. Gossner: "Die haben einen anderen Bezug zum Duft als wir Deutschen. Die Münchner wagen da weniger." Auch der Sultan des Oman habe schon Parfüms aus der kleinen Theatiner Parfümerie gekauft. "Da war er allerdings nicht selbst da. Der Sultan hat einen extra Duftminister, der auf der ganzen Welt herumreist und die passenden Düfte für den Sultan sammelt", sagt Gossner. Der sucht also einen Duft aus, welchen der Sultan noch gar nicht gerochen hat.

Kann man also doch blind ein Parfüm verschenken? Besser nicht, sagt Ursula Lengling. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie die erste Duftmanufaktur Münchens gegründet, heißt: Lengling kreiert die Düfte selbst. "Kreativ gearbeitet habe ich schon immer. Früher habe ich gezeichnet. Heute male ich sozusagen Duftbilder", sagt Ursula Lengling, die sich als Creative director des Unternehmens bezeichnet.

"Der Münchner riecht immer individueller"

Weihnachten ist Duftzeit, das bestätigt die Chefin in der Duftmanufaktur, auch bei ihr kaufen die Münchner Weihnachtsgeschenke. "Im Winter dürfen die Düfte etwas opulenter sein, viele greifen zu wärmeren Kompositionen", berichtet Lengling. Und, wie möchte der Münchner dann riechen? "Der Münchner riecht immer individueller. Das Interesse an Düften hat zugenommen, die Wertschätzung ist gestiegen. Außerdem wird mehr Wert auf Herkunft und Nachhaltigkeit gelegt", sagt die Duftexpertin.

Ursula Lengling (M.) kreiert die Düfte. Im Unternehmen, das sie gemeinsam mit ihrem Mann führt, wird sie unter anderem von Duftberater Mahmoud Youssef und PR-Beraterin Arabelle Janocha unterstützt.
Ursula Lengling (M.) kreiert die Düfte. Im Unternehmen, das sie gemeinsam mit ihrem Mann führt, wird sie unter anderem von Duftberater Mahmoud Youssef und PR-Beraterin Arabelle Janocha unterstützt. © Sigi Müller

Ein bisschen mehr weibliche Kunden habe sie, aber auch die Männer wollen immer häufiger gut riechen. "Unsere Düfte sind unisex. Es gibt herbere Noten, die wir aufgrund gesellschaftlicher Prägung als eher männlich definieren, aber auch Frauen greifen mittlerweile gerne danach. Das ändert sich gerade ein wenig", meint Lengling.

Einen Duft auf Verdacht zu verschenken, davon rät auch Lengling ab. "Jede Haut ist anders, der Geschmack ebenso. Dann lieber einen Gutschein kaufen und gemeinsam den Duft entdecken. Dafür sollte man sich Zeit nehmen", erklärt Lengling. Dann gibt es an Weihnachten auch keine unangenehmen Überraschungen.

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