Parallelwelten: Idylle im Schatten der Lindwurmstraße
Isarvorstadt - "Oaschlächa“ hallt es durch den kleinen Nußbaumpark hinter der Matthäuskirche am Sendlinger Torplatz. Und erneut: "Oaschlächa" hinter mir. Auf einer Bank senken drei Männer die Köpfe.
Wie ein Gewitter rauscht eine Frau auf sie zu und gießt einen Schwall Schimpfworte über die Männer.
In München herrscht manchmal ein rauer Ton
Um was es genau geht, erschließt sich mir nicht. Nur laut ist’s. Ein Stück weiter, am anderen Ende des Parks eine Gruppe von zirka zehn Leuten, bei denen auch ein eher rauer Ton herrscht.
Bierflasche in der Hand, Tüte in der anderen
Ansonsten ist der Park fast leer. Was alle, die da sind, eint? Jeder hat, an diesem frühen Werktagnachmittag eine Bierflasche in der einen Hand und oft noch weitere in der Plastiktüte in der anderen. Eine Momentaufnahme, aber ich gehe eher nicht davon aus, dass hier gerade die Facebook-Gruppe „Flaschenbier“ einen Ausflug macht und die Flaschen als Erkennungszeichen dienen.
Es gibt einige solcher Spots in München, denn wo man diese Plätze sich selbst überlässt, kippt schnell die Stimmung und es wird sich keine Gemütlichkeit mehr für andere Parkbesucher entwickeln.

Ich überquere die Lindwurmstraße, denn eigentlich will ich mir heute die kleinen Seitenstraßen anschauen. Die Rothmundstraße, Maistraße, die Frauenlobstraße und die Reisingerstraße, denn da kenne ich mich noch nicht aus. Zeit, da einmal zu stöbern. Spannendes entdecke ich sofort in der Rothmundstraße.
Geschäfte wie eine Filmkulisse
Ein Stück der Straße sieht aus wie eine Filmkulisse aus der Zeit um 1900. Eine Spenglerei, gegründet 1882, ein Schuster und ein Brautmodenladen und ein Geschäft welches "Geschäft" heißt.
Ich stelle mir große Filmlampen vor, einen Regisseur, ein Megafon in der Hand, und einen Kameramann auf einem Schwenkkran, der in voller Kamerafahrt einem Schauspielerfräulein ins Brautgeschäft folgt. Man müsste dafür nichts umbauen.
Durchwachsenes, interessantes Münchner Viertel
Eine Straße weiter, ein Schallplattenladen, Schmuckdesign, eine Bäckerei. In der Maistraße die Frauenklinik, in der Reisingerstraße das Camp, eine Gaybar, nur für Männer. Das Pathologische Institut in der Winckelstraße. Ein durchwachsenes, aber interessantes kleines Viertel, bekannt sicher eher nur den Anwohnern – oder eben den Besuchern der Kliniken.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr Sigi Müller
Lesen Sie auch: Kommunalwahl in München - OB Dieter Reiter muss Stichwahl fürchten
- Themen:
- Dieter Reiter