Parade-Gaul Schorschi ist tot

MÜNCHEN - Er war ein Brauerei-Ross aus dem Bilderbuch: Mächtig und kraftvoll auf der einen, aber auch sanftmütig auf der anderen Seite. Zehn Jahre lang brachte Schorschi das Münchner Kindl beim Einzug der Wiesn-Wirte sicher auf das Festgelände. Jetzt ist das Pferd von der Rasse der Belgier im Alter von 21 Jahren gestorben.
„Selbst wenn neben ihm eine Kanone losgegangen ist, blieb er meist seelenruhig stehen“, erinnert sich Manfred Newrzeller, Veranstalter des Trachten- und Schützenzugs an Schorschi, das Pferd der Spaten- und Löwenbrauerei. Umso trauriger ist es, dass Schorschi nie mehr auf die Wiesn einziehen wird. Vor ein paar Monaten ist der Kaltblüter in der Hallertau an Altersschwäche gestorben. Zuvor war er noch mit Vitaminen aufgepäppelt worden. „Letztlich ist er sanft entschlafen“, sagt Brauerei-Sprecherin Marianne Rusch.
Allerdings hatte Schorschi auch ein paar Jahre auf dem Buckel: 21 Lenze zählte das Parade-Pferd. „Damit war er unser Methusalem und wäre heuer ohnehin nicht mehr auf die Wiesn eingezogen“, sagte Günter Bentenrieder, der als Einsatzleiter der Brauerei jahrelang mit dem treuen Gaul zusammengearbeitet hat.
Schorschi war das letzte lebende Brauerei-Pferd, mit dem die Brauerei in München noch Bier ausgeliefert hat. Mittlerweile haben diese Aufgabe Lastwagen mit mehr Pferdestärken übernommen. Schorschi war nur noch bei der Wiesn im Einsatz.
Diese Aufgabe wird jetzt sein Nachfolger übernehmen. „Wer das sein wird, ist noch nicht endgültig entschieden“, sagt Bentenrieder. Als Top-Favorit hat sich zuletzt Christl herauskristallisiert, ebenfalls ein Belgier. Schon beim Brauertag war der Hengst mit dem Mädchennamen im Einsatz: „Damals war Christl noch etwas euphorisch und unruhig.“ Ganz anders, als es Schorschi immer war.
Der geriet in seinen zehn Amtsjahren lediglich ein einziges Mal aus der Ruhe: Als beim Wirte-Einzug 2002 ein Hund bellte, wurde der Vierbeiner derart nervös, dass er sich mehrmals im Kreis drehte und mit dem Hinterteil gegen die Kutsche von Bürgermeisterin Gertraud Burkert prallte. Auch ein Brauerei-Ross kann eben mal die Fassung verlieren.
Daniel Aschoff