Ostbahnhof: Rentner von drei Burschen beleidigt und geschlagen

Am Ostbahnhof sammelt der pensionierte Beamte Winfried V. (70) täglich leere Pfandflaschen und spendet das Geld für das Malteser Hilfswerk. Jetzt wurde er von drei Burschen beleidigt und geschlagen. Aber davon lässt sich der rüstige Rentner nicht vertreiben.
von  Abendzeitung
Der Flaschensammler: Für Winfried V. ist der Ostbahnhof wie ein zweites Zuhause.
Der Flaschensammler: Für Winfried V. ist der Ostbahnhof wie ein zweites Zuhause. © Mike Schmalz

MÜNCHEN - Am Ostbahnhof sammelt der pensionierte Beamte Winfried V. (70) täglich leere Pfandflaschen und spendet das Geld für das Malteser Hilfswerk. Jetzt wurde er von drei Burschen beleidigt und geschlagen. Aber davon lässt sich der rüstige Rentner nicht vertreiben.

Der Ostbahnhof ist Winfried V.s zweites Zuhause. Jeden Morgen fährt der 70-jährige pensionierte Beamte mit seinem Einkaufswagerl vor und durchsucht den Bahnhof nach leeren Pfandflaschen. Nicht, dass er das nötig hätte – das Geld spendet der rüstige Pensionär an das Malteser Hilfswerk. Am Ostbahnhof kennt man den Perlacher, grüßt nett, unterhält sich.

Der Pensionär wird als "Penner" beleidigt und geschlagen

Am Sonntagmorgen aber war alles anders. „Ich wollte gerade vom Sperrengeschoss aus in den Aufzug steigen, als sich drei Burschen hereindrängten und meinten: ,Aussteigen! Wir wollen hier reinpinkeln!’“ erzählt Winfried V. Der Pensionär war fassungslos, blieb aber. Als die etwa 20 Jahre alten Männer ihn als „Penner“ bezeichneten – „wahrscheinlich wegen meiner gesammelten Flaschen“, wie Winfried V. meint –, packte er einen der Burschen am „Krawattl“. Eine schlechte Idee, wie sich herausstellen sollte: „Der Typ stieß daraufhin meinen Kopf drei Mal an eine Aufzug-Kante, so dass ich am Hinterkopf sofort eine große Beule bekam“, erzählt der Pensionär. Außerdem sei er gestoßen worden, so dass er rückwärts stolperte und hinfiel.

Die U-Bahn-Wache lässt die Schläger laufen

Am U-Bahnsteig drückte der 70-Jährige schließlich den Notrufknopf und bat um Hilfe. Wenig später war die U-Bahn-Wache da. „Halten Sie die drei Typen da fest“, bat Winfried V. die Sicherheitsleute. Anstatt aber einzugreifen, hätten die Wachleute die Burschen entwischen lassen – sie fuhren unbehelligt mit einer U-Bahn davon. Inzwischen hat der Perlacher seine Widersacher unbekannterweise bei der Polizei angezeigt. Im Klinikum Rechts der Isar ließ er sich röntgen und durchchecken. Bis auf die dicke Beule ist er aber wohlauf. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) stellt den Sachverhalt im Untergrund anders dar: Winfried V. habe vor der U-Bahnwache nur angegeben, beleidigt worden zu sein. „Von einem Vorfall im Aufzug, von Schlägen oder gar Verletzungen war nach Angaben der Mitarbeiter keine Rede“, sagt MVG-Sprecher Christian Miehling. Insofern sei die Entscheidung der Dienstkräfte, keine Polizei hinzuzuziehen, nachvollziehbar. Hätte der 70-Jährige gleich gesagt, dass er verletzt sei, wären die Täter natürlich festgehalten worden, heißt es bei der MVG.

Winfried V. hat keine Angst

Generell dürfen die 127 Mitarbeiter der U-Bahnwache – sie wurden seit 2006 um 30 Prozent aufgestockt – Fahrausweise kontrollieren, Hausverbote aussprechen und Personen vorläufig festnehmen. Bis zu 14 Doppelstreifen sind gleichzeitig im Einsatz, außerdem patroullieren auch Polizeibeamte in der U-Bahn. Winfried V. war schon am Tag nach der Attacke wieder am Ostbahnhof – mit Beule am Hinterkopf und seinem Flaschen-Wagerl. Von ein paar Schlägern lässt er sich nicht aus seinem zweiten Zuhause vertreiben!

Daniela Transiskus

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