Opfer von Schweizer Schlägern leidet bis heute
MÜNCHEN - "Die seelischen Verletzungen sind weitaus gravierender, als die körperlichen“: Im Prozess um die Schweizer Schläger vom Sendlinger Tor haben die ersten Gewaltopfer als Zeugen ausgesagt.
Auch rund neun Monate nach der brutalen Schläger-Attacke von drei Schweizer Jugendlichen in München leidet eines der Opfer noch unter den Folgen. Bei dem körperbehinderten Mazedonier seien die äußeren Wunden zwar verheilt, der Mann sei aber psychisch sehr beeinträchtigt, sagte Justizsprecherin Margarete Nötzel am Mittwoch. Die drei Schweizer müssen sich seit dieser Woche vor dem Landgericht München I verantworten. Die Anklage wirft ihnen Mordversuch und gefährliche Körperverletzung vor. Die damals 16- Jährigen sollen im Sommer 2009 in der Münchner Innenstadt wahllos fünf Passanten brutal zusammengeschlagen haben – aus reiner Lust am Prügeln.
Der Mazedonier traue sich so gut wie überhaupt nicht mehr auf die Straße, erläuterte Nötzel. Er sei in psychotherapeutischer Behandlung. Der Mann, der auch Nebenkläger ist, hatte wie zwei andere Opfer am Dienstag als Zeuge ausgesagt. Der Prozess findet zum Schutz der jugendlichen Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Mike, Ivan und Benjamin schwiegen bisher zu den Vorwürfen.
Nötzel sagte, es sei riskant, nichts zu sagen – die Jugendlichen verbauten sich dadurch die Möglichkeit einer Entschuldigung. Bei den ersten drei Zeugen hätten die Angeklagten diese Chance vertan, weil die Zeugen schon gehört wurden. Am Mittwoch sollten zwei weitere Opfer der nur zehnminütigen Prügelorgie gehört werden: ein Geschäftsmann aus Ratingen (Nordrhein-Westfalen) und ein Student. Der Ratinger Versicherungskaufmann nimmt ebenfalls als Nebenkläger an dem Verfahren teil.
dpa