Opfer des Radl-Rambos: Familie betet für ihn

Die Familie wacht am Bett des Rentners (74), der von einem Geister-Radler schwer verletzt worden ist.  Auch der Enkel ist da: „Er will unbedingt Opa noch sehen.” Der Radler ist flüchtig
von  Julia Lenders

Die Familie wacht am Bett des Rentners (74), der von einem Geister-Radler schwer verletzt worden ist. Auch der Enkel ist da: „Er will unbedingt Opa noch sehen.” Der Radler ist flüchtig

München - Der Familie von Orhan S. steht ein Wochenende zwischen Hoffen und Bangen bevor. Der 74-jährige Rentner, den ein Geister-Radler umgefahren hat, rang am Freitag weiter mit dem Tod. Die Blutung in seinem Gehirn konnte nicht gestoppt werden. Er lag immer noch im Koma.

Was sagen die Ärzte? „Wir können nur beten”, antwortet Cenk, der älteste seiner drei Söhne. „Zum Glück wird er gut versorgt.” Der 44-Jährige fühlt Wut, Trauer, Unverständnis. „Wobei ich in erster Linie traurig bin, wenn ich sehe, wie mein Vater mit dem Tod kämpft.” Am Freitagnachmittag holte Cenk seinen Sohn Edis vom Bahnhof ab. Der 16-Jährige war aus Würzburg gekommen. „Er will unbedingt seinen Opa noch sehen.”

Rückblick: Am Mittwoch um 23 Uhr geht Orhan S. mit seiner Frau Ülkü (66) und einer Freundin spazieren. Vor einem Haus in der Hansastraße blockiert ein Firmenwagen den Gehweg. Deshalb wollen Orhan S. und seine Begleiterinnen auf den Radlweg ausweichen. Der 74-Jährige geht zuerst. Da erwischt ihn ein Radler, der in falscher Richtung und ohne Licht unterwegs ist.

Orhan S. stürzt, sein Kopf knallt auf den Asphalt. Knochen brechen. Er blutet. Der Radlfahrer bleibt zuerst am Unfallort – doch als die Sanitäter kommen, macht er sich davon. Ein Verhalten, das Orhans Sohn Cenk immer noch schockiert. „Kein Gefühl, kein gar nichts – das erschreckt mich.”

Auch am Tag nach dem Unfall fehlt von dem Radler jede Spur. Die Polizei prüft gerade, ob sie ein Phantombild von ihm herausgeben könnte. Orhans Frau beschreibt ihn als 1,90 Meter großen, kräftigen 30-Jährigen mit schwarzem, leicht krausem Haar. Das Radl soll ein schwarz-weißes Mountainbike gewesen sein (Hinweise Tel. 089/62163322).

Was die Polizei auch prüft, ist die Frage, welche Verantwortung der Falschparker trägt. Hätte das Auto nicht auf dem Gehsteig gestanden – Orhan S. wäre nie auf den Radlweg ausgewichen.
„Das Auto hatte da nichts zu suchen!”, sagt Cenk.

Die Familie wachte am Freitag am Bett von Orhan S. Sie reden viel mit ihm – obwohl er im Koma liegt. Die Ärzte haben ihnen gesagt, dass Zuspruch jetzt sehr wichtig ist. „Er muss es schaffen”, sagt Cenk, dessen Frau gerade hochschwanger ist.

In zwei Wochen sollen die beiden ihr drittes Kind bekommen. Ein Mädchen. „Mir ist wichtig, dass mein Vater das Baby noch sehen kann”, sagt Cenk. „Ich will ihm sagen können: Papa, das ist dein Enkelkind.”

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