Opa Courage: 72-Jähriger bei Nazi-Marsch verletzt
Ein 72-Jähriger will beim Nazi-Aufmarsch eine Demonstrantin der Polizei entreißen. Jetzt steht er vor Gericht - wegen Gefangenbefreiung. Die unglaubliche Geschichte.
MÜNCHEN - Er wollte Zivilcourage zeigen – und fühlt sich jetzt von der Justiz ungerecht behandelt: Rentner Miroslav Z. (72) steht vor dem Münchner Amtsgericht – wegen Gefangenenbefreiung. Laut Anklage soll er am 13. November 2010 beim „Heldengedenkmarsch“ der Neo-Nazis in der Münchner Innenstadt einen Zivilpolizisten angegriffen haben, der mit einem Kollegen eine Demonstrantin festgenommen hatte.
„Ich wusste nicht, dass das Polizeibeamte sind. Ich wollte der Frau helfen. Ich dachte an Brunner, der von zwei Jugendlichen erschlagen wurde. Da hat auch niemand geholfen“, sagt der Rentner. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft stellt sich der Fall allerdings anders dar:
Die beiden Polizisten Christoph P. und Jan R. waren dabei, eine Frau in der Christophstraße abzuführen. „Wir wollten sie zur Sammelstelle bringen, um ihre Personalien aufzunehmen. Sie hatte mit anderen Demonstranten uns als Nazi-Bullen beschimpft“, sagt Christoph P. Plötzlich soll Miroslav Z. den Beamten Christoph P. angegriffen haben. „Er hielt sich an meinem linken Arm fest. Wir sollten die Frau loslassen“, so der Polizist. Sein Kollege Jan R. soll gesagt haben: „Wir sind von der Polizei.
Diese Frau ist von uns vorläufig festgenommen.“ Der Rentner ließ aber nicht locker. Christoph P.: „Ich habe ihm ins Gesicht geschlagen, wollte ihn wegstoßen. Aber er krallte sich weiter fest.“ Schließlich gelang es dem Beamten, den Rentner abzuschütteln. Miroslav Z. fiel dabei zu Boden.
Er schlug mit dem Kopf auf den Asphalt auf und zog sich dabei eine blutende Kopfplatzwunde zu. Anschließend wurde er ebenfalls vorläufig festgenommen. Im Juli bekam der Rentner einen Strafbefehl über 900 Euro. Mit Anwältin Angelika Lex will er jetzt vor Gericht beweisen, dass er unschuldig ist.
„Es ist ein Schmarrn, dass ich mich an dem Polizisten festgehalten habe. Ich habe nur gesagt, dass sie die Frau loslassen sollen.“ Mit der 900 Euro-Forderung ist der Fall für Z. noch nicht ausgestanden. Er soll weitere 433 Euro zahlen, weil ein Polizist über ihn gestolpert sei und sich verletzt habe. Für den Arbeitsausfall des Beamten wird der Rentner jetzt zur Kasse gebeten. Der Prozess dauert an.