Oma und Enkel im Kugelhagel - Tränen im Prozess

Schießerei beim Banküberfall: Zeugin und ihre Schwägerin flüchten, als die Bankräuber das Feuer eröffnen: „Ich bin noch einmal zurück, weil ich meine EC-Karte im Bankomat vergessenen hatte“
von  Abendzeitung
Angeklagt: Die Brüder Norbert (47) und Hubert G. (46)
Angeklagt: Die Brüder Norbert (47) und Hubert G. (46) © Thorsten Huber

MÜNCHEN - Schießerei beim Banküberfall: Zeugin und ihre Schwägerin flüchten, als die Bankräuber das Feuer eröffnen: „Ich bin noch einmal zurück, weil ich meine EC-Karte im Bankomat vergessenen hatte“

Als die mutmaßlichen Bankräuber-Brüder Norbert (47) und Hubert G. (46) am 20. November 2008 die Kreissparkasse in Kirchheim stürmen, ist Oma Eugene B. (55) zunächst arglos: „Die sind vom Geldtransportunternehmen, weil sie schwarz gekleidet waren. Komisch war nur, dass sie schwarze Mützen mit Sehschlitzen trugen.“

Die Zeugin stand mit Enkel Florian (3) im Eingangsbereich der Bank, wollte Kontoauszüge abholen und Geld abheben. Ihre Enkeltochter Sophia (9 Monate) lag draußen im Kinderwagen. Schwägerin Friederike B. (52) passte auf das Kind auf.

„Plötzlich wurde geschossen. Ich habe mich sofort schützend über Florian gelegt. Dabei habe ich mir das Handgelenk verstaucht“, so Eugene B. vorm Schwurgericht.

Schwägerin Friederike B. dagegen bekam erst gar nichts mit. Sie stand am Eingang – die Sparkasse war damals wegen Umbauarbeiten in einem Container vor dem Bankgebäude untergebracht – als sich die Polizei ein Feuergefecht mit den Räubern lieferte: „Polizei habe ich nicht gesehen. Ich sah überall kleine Funken. Ich dachte, dass sind Kinder, die Feuerwerkskörper zünden. Ich war sehr verärgert über den Lärm, hatte Angst, dass Sophia einen Gehörschaden kriegt. An meinem Bein wurde es auf einmal warm. Ich dachte, es käme von den Krachern. Ich bin mit dem Kinderwagen weggegangen. Richtung Zentrum.“

Dann hörte sie ihre Schwägerin: „Weg, weg! Das ist ein Überfall.“ Als die Frauen und die beiden Kinder in Sicherheit waren, schaute Friederike B. nach der Kleinen, ob ihr etwas fehlt. Eugene B. ging noch mal zum Tatort – „weil ich meine EC-Karte im Bankomat vergessen hatte“.

Bis heute hat Friederike B. den Überfall noch nicht verarbeitet. Sie kämpft im Gerichtssaal mit den Tränen: „Ich ärgere mich heute noch, dass ich die Gefahr damals nicht erkannt habe.“ Der kleine Florian kann nicht mehr im Dunkeln schlafen, hat Angst vor schwarz gekleideten Männern. Eugene B. hat alles gut verarbeitet.

Die Angeklagten (Anwalt Harald Baumgärtl, Markus Meißner), denen 13 Banküberfälle mit über einer Millionen Euro vorgeworfen werden (AZ berichtete), schweigen. Der Prozess dauert an.

Torsten Huber

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