Olympische Spiele statt Tollwood?

Kommt Olympia, hat das verheerende Folgen für München, sagt der Bund Naturschutz: Wohnraum verschwindet, ein wertvolles Biotop wird zerstört. Auch die Zukunft von Tollwood sei ungewiss
MÜNCHEN Olympia-Widerstand jetzt auch in München: „Wir haben uns nur auf Garmisch konzentriert“, erklärt Christian Hierneis, Vorsitzender des Bund Naturschutz (BN), „und dabei fast übersehen, welchen Schaden Olympia für die Münchner Bevölkerung hätte.“ „Nolympia“, das Bündnis aus Naturschutzverbänden, Parteien und Bürgern, fordert den sofortigen Bewerbungsstopp.
Brennpunkt ist das Gelände der Bundeswehr im südlichen Teil des Olympiaparks zwischen Dachauer und Ackermannstraße. Die breite grüne Schneise ist ein viel genutzter Park für die Neuhauser. Bekommt München den Zuschlag, wird hier das Olympische Dorf samt Versorgungsanlagen errichtet.
Claudia Mohr wohnt seit vier Jahren im Mietshaus in der Hedwig-Dransfeld-Allee 35 – eine von ungefähr 80 Parteien. Die Nachricht davon, dass das Haus den Sportlerwohnungen weichen müsse, hat hier alle schockiert. „Vor allem die Rentner haben die Oberpanik“, erzählt Claudia Mohr.
Auch das Gelände des Sommer-Tollwood ist verplant: Dort sollen Versorgungsanlagen gebaut werden. „Wahrscheinlich wird das Gelände der Einfachheit halber asphaltiert“, meint Christian Hierneis, „Sicher ist, dass Tollwood 2017 nicht mehr im Olympiapark stattfinden kann.“
471 Bäume stehen auf dem Gelände, die meisten unterliegen der Baumschutzverordnung der Stadt. „Die Wäldchen tragen wesentlich zu Verbesserung der Luftqualität in der Stadt bei, außerdem spenden sie Kühle in heißen Sommern“, so Rudolf Nützel vom BN. Die Wäldchen anderswo aufzuforsten würde drei Generationen dauern. Auch tote Bäume sind in München wichtig, sie bieten seltenen Tieren Lebensraum.
Viele Käferarten sind auf totes Holz angewiesen. Die dienen wiederum der in München selten gewordenen Fledermaus als Nahrung. Außerdem leben in dem Wäldchen Grünspechte, von denen es im gesamten Münchner Raum nur noch etwa 40 Brutpaare gibt.
Auch die Außenfläche von zwei Neuhauser Kindergärten und eine öffentliche Kantine müssten für Olympia weichen.Johanna Jauernig