Olympische Spiele: Peking wird zum Rivalen
Messechef Klaus Dittrich erfuhr bei der Ispo in China: „In Peking wird ernsthaft darüber gesprochen, sich für die Winterspiele 2022 zu bewerben.“ Dann hat München große Konkurrenz
München/Peking Die USA winken ab, Frankreich auch, und das schweizerische Graubünden hat erst vor einer Woche per Bürgerentscheid klar gestellt: Wir wollen keine Olympischen Winterspiele. Die Olympia-Befürworter in München wähnen sich seitdem ohne ernst zu nehmende Konkurrenz. Doch die droht: Die Chinesen planen, sich mit Peking für die Winterspiele 2022 zu bewerben.
2008 hat China die Sportwelt schon mit perfekten Sommerspielen begeistert. Die politischen Schattenseiten des kommunistischen Riesenreichs gingen im Gold-Silber-Bronze-Taumel unter.
„In den einschlägigen Kreisen in Peking wird ernsthaft darüber gesprochen, sich für die Winterspiele 2022 zu bewerben“, erfuhr Münchens Messechef Klaus Dittrich, als er vorige Woche bei der „Ispo Peking“ war, ein Ableger der Messe München.
Bislang ist alles inoffiziell: Nach dem Abgang des Ministerpräsidenten Wen Jiabao wird die Regierung gerade komplett umgebaut. Peking hat momentan auch nur einen Übergangs-Bürgermeister, nachdem der Stadtchef voriges Jahr abtreten musste. Bis zum 14. November ist Zeit, dann ist beim IOC Bewerbungsschluss für 2022. „Wir sind in höchstem Maße interessiert und bereit", sagte OB Ude vorige Woche.
China rüstet sich seit der Jahrtausendwende zur Wintersportmacht. Der chinesische Markt boomt. Das bekamen die Aussteller bei der Rekord-Ispo in Peking zu spüren: noch mehr Aussteller, noch mehr Besucher und Fläche. Neben dem Norden Chinas konzentriert sich der Ski-Rummel um Peking. Nach Informationen von Paul Bojarski, in Peking Spezialist für Wintersport, werden in China derzeit sieben neue Skigebiete gebaut. Bojarski sagte bei der Ispo in Peking: „Die Aussicht, die Olympischen Winterspiele in China abhalten zu können, dürfte eine entscheidende Antriebskraft haben.“
Klaus Dittrich war zur Ispo mit Ausstellern in einem Skigebiet in der Nähe von Peking: „Da war es bitterkalt, aber es gab kaum Schnee.“ Deshalb sei auf 2000 Metern Höhe alles Kunstschnee gewesen. Doch Umweltschutz spielt in China keine Rolle. Man denke nur an die gewaltige Smog-Wolke über Peking und massenhaft zwangsumgesiedelte Einwohner.