Olympiastadion: Stadt verwirft Museumsidee
Das Stadion soll weiter für Konzerte und Public-Viewing-Events genutzt werden. Dafür steckt die Stadt 76 Millionen Euro in die Sanierung.
Geschichten hätte das Olympiastadion sicherlich genügend zu erzählen: Vom Speerwerfer Klaus Wolfermann, der 1972 überraschend Gold holte. Vom packenden Finale bei der Fußball-WM zwei Jahre später. Von zahlreichen Lokalderbys, dem Auftritt der Rolling Stones und von fliegenden Moto-Cross-Fahrern. Als reines Museum wäre das marode Stadion aber wohl doch verschenkt.
In den nächsten Wochen will der Stadtrat entscheiden, wie der geschichtsträchtige Bau saniert werden soll. Die Aufgabe des Betriebs und die ausschließliche Weiternutzung als architektonische Touristenattraktion ist dabei tatsächlich eine Option, wenn auch nur eine von vielen – und auch nicht die wahrscheinlichste.
Drei Großszenarien hat das städtische Wirtschaftsreferat gemeinsam mit der Olympiapark München GmbH durchgerechnet.
Das Herrichten des Stadions als Museum wäre die weitaus günstigste Variante, würde aber immerhin auch noch 15 Millionen Euro kosten. Für eine so weit gediehene Ertüchtigung, dass im Stadion auch weiterhin Open-Air-Konzerte und andere Großveranstaltungen stattfinden könnten, müsste die Stadt mindestens 42 Millionen investieren. Und für eine Komplettsanierung des Stadions wären sogar um die 76 Millionen Euro nötig.
Der Stadtrat favorisiert derzeit die große Lösung. In der Vergangenheit seien leider viele bauliche Erhaltungsmaßnahmen versäumt worden, sagt Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU), deshalb müsse die Stadt die Sanierung jetzt endlich angehen. „Wir dürfen das Olympiastadion nicht zum Museum verkommen lassen“, sagt er.
Bei Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) dürfte Schmid mit dieser Forderung offene Türen einrennen. Der OB gilt als Fan gediegener Rock- und Gitarrenmusik und hat schon mehrfach verlauten lassen, dass es ihm peinlich wäre, nichts anbieten zu können, sollten Bands wie die Rolling Stones noch einmal die große Bühne in München suchen.
Auch bei der Olympiapark München GmbH (OMG) spricht man sich für die Komplettsanierung aus. „Nur diese Variante erhält uns die Möglichkeit, so weiterzumachen wie bisher“, sagt Arno Hartung, der neue OMG-Chef. Public-Viewing-Events, Freiluftkonzerte, sportliche Großereignisse und mehr – „das geht nur, wenn dafür die Räumlichkeiten saniert werden“, so Hartung.
Ursprünglich sollte die Entscheidung im Stadtrat schon diese Woche fallen – der Termin wurde nun allerdings noch einmal vertagt. Es ist ja auch keine Kleinigkeit, die da beraten werden muss.
Die Sanierung des denkmalgeschützten Zeltdachs kostet schließlich auch schon geschätzte 76 Millionen Euro – nun kommt vermutlich die gleiche Summe noch einmal oben drauf. Macht insgesamt über 150 Millionen Euro für die Rettung der größten Bühne Münchens.
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