Olympiastadion: Rasen raus für immer!

Hier ist Deutschland 1974 Fußball-Weltmeister geworden. Hier haben Bayern und Sechzger Siege gefeiert. Jetzt ist Schluss: Die Spielfläche wird asphaltiert – und bekommt allenfalls Plastik-Gras.
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Das Grün im Olympiastadion wird asphaltiert - mit dem Rasen geht auch ein großes Stück Münchner Sport- und Eventgeschichte - wir blicken zurück.
dpa/Getty/Rauchensteiner/AZ 27 Das Grün im Olympiastadion wird asphaltiert - mit dem Rasen geht auch ein großes Stück Münchner Sport- und Eventgeschichte - wir blicken zurück.
Blick von oben auf's Münchner Olympiastadion: Nur noch ein Mal soll hier zum Champions League-Finale der Damen ein Rollrasen verlegt werden. Danach gibt es einen Kunstrasen - für die Optik.
Mike Schmalz 27 Blick von oben auf's Münchner Olympiastadion: Nur noch ein Mal soll hier zum Champions League-Finale der Damen ein Rollrasen verlegt werden. Danach gibt es einen Kunstrasen - für die Optik.
Münchens OB Hans-Jochen Vogel legt 1969 den Grundstein zum Bau des Olympiageländes - der Beginn einer langen sportlichen Geschichte, während der das Grün im Olympiastadion so einiges erlebt und mitgemacht hat...
dpa 27 Münchens OB Hans-Jochen Vogel legt 1969 den Grundstein zum Bau des Olympiageländes - der Beginn einer langen sportlichen Geschichte, während der das Grün im Olympiastadion so einiges erlebt und mitgemacht hat...
Der Schlussläufer der Fackelstafette, Günther Zahn, grüßt die im Stadion aufmarschierten Sportler, nachdem er das Olympische Feuer entzündet hat. Mit der Eröffnungsfeier im Münchener Olympiastadion wurden am 26. August 1972 die Sommerspiele eröffnet.
dpa 27 Der Schlussläufer der Fackelstafette, Günther Zahn, grüßt die im Stadion aufmarschierten Sportler, nachdem er das Olympische Feuer entzündet hat. Mit der Eröffnungsfeier im Münchener Olympiastadion wurden am 26. August 1972 die Sommerspiele eröffnet.
Feierlich: Die Nationen laufen 1972 in das Münchener Olympiastadion ein.
dpa 27 Feierlich: Die Nationen laufen 1972 in das Münchener Olympiastadion ein.
Die Spiele begannen und auch wenn sich abseits des Stadions zwischenzeitlich schreckliche Ereignisse abspielten, wurde unter dem Zeltdach des Stadions Sportgeschichte geschrieben - zum Beispiel von der jungen deutschen Athletin Heide Rosendahl (M), Goldmedaillengewinnerin im Weitsprung. Hier nimmt sie bei der Siegerehrung die Glückwünsche von Lord Exeter entgegen. Links die Silbermedaillengewinnerin Diana Jorgowa, Bronze ging an Eva Suranova (l).
dpa 27 Die Spiele begannen und auch wenn sich abseits des Stadions zwischenzeitlich schreckliche Ereignisse abspielten, wurde unter dem Zeltdach des Stadions Sportgeschichte geschrieben - zum Beispiel von der jungen deutschen Athletin Heide Rosendahl (M), Goldmedaillengewinnerin im Weitsprung. Hier nimmt sie bei der Siegerehrung die Glückwünsche von Lord Exeter entgegen. Links die Silbermedaillengewinnerin Diana Jorgowa, Bronze ging an Eva Suranova (l).
Auch der Deutsche Meister Klaus Wolfermann sicherte sich eine Goldmedaille - er schleuderte den Speer 90,48 m weit in den Münchner Himmel.
dpa 27 Auch der Deutsche Meister Klaus Wolfermann sicherte sich eine Goldmedaille - er schleuderte den Speer 90,48 m weit in den Münchner Himmel.
Dorthin reckte zwei Jahre später auch Franz Beckenbauer den Pokal, nachdem er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden war.
dpa 27 Dorthin reckte zwei Jahre später auch Franz Beckenbauer den Pokal, nachdem er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister geworden war.
Im Olympiastadion hatte das DFB-Team um Gerd Müller mit 2:1 gegen den großen Favoriten Niederlande gewonnen.
dpa 27 Im Olympiastadion hatte das DFB-Team um Gerd Müller mit 2:1 gegen den großen Favoriten Niederlande gewonnen.
Der Sieg auf dem "heiligen Rasen" (hier Sepp Maier) bedeutete den zweiten Fußball-Weltmeisterschafts-Titel für Deutschland.
dpa 27 Der Sieg auf dem "heiligen Rasen" (hier Sepp Maier) bedeutete den zweiten Fußball-Weltmeisterschafts-Titel für Deutschland.
Auch großartige Fußball-Momente erlebte das Olympiastadion in der jüngeren Vergangenheit - wie hier bei einem Duell der Bayern mit Real Madrid...
GES 27 Auch großartige Fußball-Momente erlebte das Olympiastadion in der jüngeren Vergangenheit - wie hier bei einem Duell der Bayern mit Real Madrid...
... hier bei einem der zahlreichen packenden Derbys zwischen "Rot" und "Blau"...
dpa 27 ... hier bei einem der zahlreichen packenden Derbys zwischen "Rot" und "Blau"...
... und da wurde - ähnlich wie im legendären Londoner Wembley-Stadion - auch schon mal ein Tor geschossen, dass gar keins war... (1994 traf Thomas Helmer im Bayern-Derby gegen den "Club" aus Nürnberg für die Münchner neben den Kasten - der Linienrichter entschied allerdings auf Tor. Die Partie musste später wiederholt werden)
GES/Augenklick 27 ... und da wurde - ähnlich wie im legendären Londoner Wembley-Stadion - auch schon mal ein Tor geschossen, dass gar keins war... (1994 traf Thomas Helmer im Bayern-Derby gegen den "Club" aus Nürnberg für die Münchner neben den Kasten - der Linienrichter entschied allerdings auf Tor. Die Partie musste später wiederholt werden)
... sowie zahlreiche Deutsche Meisterschaften des FC Bayern München gefeiert.
dpa 27 ... sowie zahlreiche Deutsche Meisterschaften des FC Bayern München gefeiert.
... das gelang vier Jahre später übrigens auch Borussia Dortmund mit Stürmer Karl-Heinz Riedle...
dpa 27 ... das gelang vier Jahre später übrigens auch Borussia Dortmund mit Stürmer Karl-Heinz Riedle...
Und die Massen kamen auch ins Olympiastadion, wenn die Bayern mal nicht zu Hause spielten - wie hier beim Champions League-Sieg des Rekordmeisters im Jahre 2001. Tausende erlebten die "Nacht von Mailand" und den Triumph von Kahn, Effenberg und Co. im Elfmeterschießen gegen Valencia im Oly.
dpa 27 Und die Massen kamen auch ins Olympiastadion, wenn die Bayern mal nicht zu Hause spielten - wie hier beim Champions League-Sieg des Rekordmeisters im Jahre 2001. Tausende erlebten die "Nacht von Mailand" und den Triumph von Kahn, Effenberg und Co. im Elfmeterschießen gegen Valencia im Oly.
Oder hier, als das Stadion während der WM 2006 zur Pilgerstätte für alle "Public Viewer" und ekstatischen Fußball-Fans wurde.
dpa 27 Oder hier, als das Stadion während der WM 2006 zur Pilgerstätte für alle "Public Viewer" und ekstatischen Fußball-Fans wurde.
Bon Jovi rockte das Olympiastadion mehrfach...
Ap 27 Bon Jovi rockte das Olympiastadion mehrfach...
... und auch er war selbstverständlich da: Der "King of Pop" Michael Jackson.
Gnoni-Press/S.Jantz 27 ... und auch er war selbstverständlich da: Der "King of Pop" Michael Jackson.
Mehrfach wurde der Rasen in der Vergangenheit auch mit Schnee bedeckt...
Gregor Feindt 27 Mehrfach wurde der Rasen in der Vergangenheit auch mit Schnee bedeckt...
... damit die tollkühnen Snowboarder beim Nokia Air & Style...
Gregor Feindt 27 ... damit die tollkühnen Snowboarder beim Nokia Air & Style...
... ihre spektakulären Moves und Tricks zum besten geben konnten.
Gregor Feindt 27 ... ihre spektakulären Moves und Tricks zum besten geben konnten.
2011 dann die absolute Premiere - Motorsport im Oly: Die DTM war zu Gast...
Gregor Feindt 27 2011 dann die absolute Premiere - Motorsport im Oly: Die DTM war zu Gast...
... und brannte dort, wo sonst Fußballer kicken, Leichtathleten laufen, Rock- und Popstars auftreten und Snowboarder fliegen schnelle Runden in den heißen Asphalt...
Rauchensteiner 27 ... und brannte dort, wo sonst Fußballer kicken, Leichtathleten laufen, Rock- und Popstars auftreten und Snowboarder fliegen schnelle Runden in den heißen Asphalt...
... für den der Rasen auch damals weichen musste...
Gregor Feindt 27 ... für den der Rasen auch damals weichen musste...
Das Oly auf dem Oberwiesenfeld wird weiterhin eines der vielen Wahrzeichen dieser Stadt bleiben - auch ohne Rasen...
von Loeper 27 Das Oly auf dem Oberwiesenfeld wird weiterhin eines der vielen Wahrzeichen dieser Stadt bleiben - auch ohne Rasen...
... der nun durch einen Teerbelag ersetzt wird.
Petra Schramek 27 ... der nun durch einen Teerbelag ersetzt wird.

Hier ist Deutschland 1974 Fußball-Weltmeister geworden. Hier haben Bayern und Sechzger Siege gefeiert. Jetzt ist Schluss: Die Spielfläche wird asphaltiert – und bekommt allenfalls Plastik-Gras

München - Betonieren und grün anstreichen? Nein, das ist dann doch nicht der Zukunftsplan für den Bodenbelag im Olympiastadion. Und trotzdem gilt: Die Zeiten des echten Naturrasens sind in der Traditions-Arena bis auf weiteres vorbei.

Der heilige Rasen, auf dem die Fußballnationalmannschaft 1974 Holland besiegte und Weltmeister wurde, auf dem mehr internationale Sportturniere ausgetragen wurden als in jeder anderen deutschen Sportstätte – seine Zeit ist abgelaufen.

Gerade erst sind 9000 Kubikmeter Asphalt im Olympiastadion ausgebracht worden. Schon zum zweiten Mal. Im vorigen Jahr beschallte das Deutsche Tourenwagen-Masters erstmals den altehrwürdigen Schauplatz. Mitte Juli geht das Rennen in München dann in eine neue Runde.

Vorher aber bekommt der Naturrasen im Olympiastadion noch einmal eine Nachspielzeit. Am 17. Mai findet schließlich das Champions League Finale der Frauen im Olympiastadion statt. Auf einem ausgerollten Grün. An insgesamt vier Tagen steigt ein großes Fußballfest.

„Das Olympiastadion lechzt ja förmlich nach einer neuen Rolle“, hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor ein paar Tagen gesagt. „Und dort ist der Rasen ja nicht mehr so wichtig.“

Auf AZ-Anfrage erklärte Olympiapark-Sprecher Arno Hartung jetzt: „Unser Bestreben ist, den asphaltierten Boden als Unterlage konstant drin zu lassen.“

Der Vorteil: Bei Konzerten hatte der Naturrasen bisher immer mit einem Holzboden abgedeckt werden müssen. „Je nach Witterung, etwa bei regenweichem Boden, war er danach nicht mehr schön anzusehen“, sagt Hartung.

Zehn Tage lang hat die Asphaltierung zuletzt gedauert. Kosten: rund 800.000 Euro. Ein gutes Jahr soll der jetzt verbaute Untergrund auf jeden Fall bleiben. Dann wird man zum einen sehen, was die Neuverhandlungen mit der DTM ergeben. Und ob auf Dauer ein noch stabilerer Boden eingesetzt werden muss – davon ist auszugehen.

Allerdings soll das triste Asphaltgrau auch künftig keineswegs das Erscheinungsbild des Olystadions prägen. Deshalb sind die Betreiber gerade auf der Suche nach einem geeigneten Kunstrasen. Die Angebote für ein gutes Stück Grün liegen den Angaben zufolge bei etwa 800<TH>000 Euro. Die Ausschreibung läuft. „Da kann man dann auch mal ein Amateurspiel drauf machen“, sagt Hartung. Ansehnlich solle die Wiesen-Attrappe sein. „Nicht nur Kaschierung.“ Bis Mitte August soll sie angeschafft sein – und dann zur Dauer-Lösung werden.

Bei manchem Fußballfan mag im neuen Zeitalter des Kunstrasens ein wenig Melancholie aufkommen. Aber der Parksprecher versichert: „Der sieht sehr echt aus.“ Nur wer sich bis auf wenige Meter nähere, bemerke, dass es kein echter Rasen sei. Auch die Laufbahn soll erhalten bleiben – zumindest optisch.

Pünktlich zum 40. Geburtstag der Sportstätte in diesem Jahr sollte dann auch ihr Wikipedia-Eintrag geändert werden. Denn da steht unter Oberfläche derzeit noch: „Naturrasen“.

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