Olympiastadion: Rasen raus - für immer!

Hier ist Deutschland 1974 Fußball-Weltmeister geworden. Hier haben Bayern und Sechzger Siege gefeiert. Jetzt ist Schluss: Die Spielfläche wird asphaltiert – und bekommt allenfalls Plastik-Gras.
Julia Lenders |
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So sieht das Olympiastadion in diesen Tagen aus.
Petra Schramek So sieht das Olympiastadion in diesen Tagen aus.

MÜNCHEN Betonieren und grün anstreichen? Nein, das ist dann doch nicht der Zukunftsplan für den Bodenbelag im Olympiastadion. Und trotzdem gilt: Die Zeiten des echten Naturrasens sind in der Traditions-Arena bis auf weiteres vorbei.

Der heilige Rasen, auf dem die Fußballnationalmannschaft 1974 Holland besiegte und Weltmeister wurde, auf dem mehr internationale Sportturniere ausgetragen wurden als in jeder anderen deutschen Sportstätte – seine Zeit ist abgelaufen.

Gerade erst sind 9000 Kubikmeter Asphalt im Olympiastadion ausgebracht worden. Schon zum zweiten Mal. Im vorigen Jahr beschallte das Deutsche Tourenwagen-Masters (DTM) erstmals den altehrwürdigen Schauplatz. Mitte Juli geht das Rennen in München dann in eine neue Runde.

Vorher aber bekommt der Naturrasen im Olympiastadion noch einmal eine Nachspielzeit. Am 17. Mai findet schließlich das Champions League Finale der Frauen im Olympiastadion statt. Auf einem ausgerollten Grün. An insgesamt vier Tagen steigt ein großes Fußballfest.

„Das Olympiastadion lechzt ja förmlich nach einer neuen Rolle”, hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor ein paar Tagen gesagt. „Und dort ist der Rasen ja nicht mehr so wichtig.”
Auf AZ-Anfrage erklärte Olympiapark-Sprecher Arno Hartung jetzt: „Unser Bestreben ist, den asphaltierten Boden als Unterlage konstant drin zu lassen.”

Der Vorteil: Bei Konzerten hatte der Naturrasen bisher immer mit einem Holzboden abgedeckt werden müssen. „Je nach Witterung, etwa bei regenweichem Boden, war er danach nicht mehr schön anzusehen”, sagt Hartung.

Zehn Tage lang haben die Asphaltierarbeiten zuletzt gedauert. Kosten: rund 800 000 Euro. Ein gutes Jahr soll der jetzt verbaute Untergrund auf jeden Fall bleiben. Dann wird man zum einen sehen, was die Neuverhandlungen mit der DTM ergeben. Und ob auf Dauer ein noch stabilerer Boden eingesetzt werden muss – davon ist auszugehen.

Allerdings soll das triste Asphaltgrau auch künftig keineswegs das Erscheinungsbild des Olystadions prägen. Deshalb sind die Betreiber gerade auf der Suche nach einem geeigneten Kunstrasen. Die Angebote für ein gutes Stück Grün liegen den Angaben zufolge bei etwa 800 000 Euro. Die Ausschreibung läuft. „Da kann man dann auch mal ein Amateurspiel drauf machen”, sagt Hartung. Ansehnlich solle die Wiesen-Attrappe sein. „Nicht nur Kaschierung.” Bis Mitte August soll sie angeschafft sein – und dann zur Dauer-Lösung werden.

Bei manchem Fußballfan mag im neuen Zeitalter des Kunstrasens ein wenig Melancholie aufkommen. Aber der Parksprecher versichert: „Der sieht sehr echt aus.” Nur wer sich bis auf wenige Meter nähere, bemerke, dass es kein echter Rasen sei. Auch die Laufbahn soll erhalten bleiben – zumindest optisch.
 

Pünktlich zum 40. Geburtstag der Sportstätte in diesem Jahr sollte dann auch ihr Wikipedia-Eintrag geändert werden. Denn da steht unter Oberfläche derzeit noch: „Naturrasen”. 

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