Olympiapark-Plan von Bürgermeisterin Verena Dietl: "Alle sollen sich hier wohlfühlen"

München - AZ-Interview mit Verena Dietl: Die SPD-Politikerin ist gebürtige Laimerin, überzeugter Löwen-Fan – und als Sport-Bürgermeisterin sowie Aufsichtsratsvorsitzende der Olympiapark GmbH für den Park zuständig.
AZ: Frau Dietl, was ist Ihr liebster Platz im Olympiapark?
VERENA DIETL: Oben auf dem Turm, die ganze Stadt im Blick.
Unten, im Stadion, gab es heuer die European Championships. Waren Sie viel da?
Fast jeden Tag. Ich habe mich da als Sport-Bürgermeisterin in der Verantwortung gefühlt. Es war richtig schön, unsere Stadt so sportbegeistert zu erleben.
So viel Potenzial für große Leichtathletik-Events gibt es nur noch sehr, sehr selten. So selten, dass sich kaum noch eine Großstadt den Unterhalt eines großen Leichtathletik-Stadions leistet.
Wir haben uns bewusst entschieden, uns im Olympiastadion nicht auf eine Sportart festzulegen. Ich finde schön, dass in dieser Anlage noch alles möglich ist – wie vor 50 Jahren.
"Wir sind nachhaltig"
Das gelingt aber doch viel zu selten.
Mich haben die European Championships schon darin bestärkt, dass wir nachhaltig sind. Ich finde beachtlich – und das kriege ich auch von den internationalen Funktionären zurückgemeldet – dass wir die European Championships mit vertretbarem Kostenaufwand durchführen konnten.
Zuletzt war von 155 Millionen Euro die Rede, die alleine die anstehende Sanierung des Stadions kosten soll. Hat die Stadt einen ausreichenden Plan? Lohnt sich das Investment für eine Hand voll Konzerte in einem normalen Jahr?
Ich war alleine in diesem Jahr auf mehreren Open-Air-Konzerten dort und das ist eine sehr besondere Atmosphäre. Aber den Park macht ja vieles aus, nicht nur die Konzerte, nicht nur die Sportveranstaltungen. Wir wollen eine Mischung hinbekommen. Mir ist es wichtig, dass der Park seine verschiedenen Nutzungen hat, man auch Freizeitsport treiben, einfach nur spazieren gehen kann, es Kultur gibt. Alle Generationen sollen sich hier wohlfühlen.
Aus Rathaus-Sicht: Ist der Park insgesamt ein Sorgenkind?
Nein. Die European Championships sind die Königsklasse, die kommen direkt nach den Olympischen Spielen. Und schauen Sie, welche Popkonzerte wir hierher bekommen, wie bekannt der Park weltweit ist. Er ist ein Magnet, was den Tourismus betrifft – und wird von den Münchnerinnen und Münchnern stark angenommen.

Aktuell sichtbarstes Zeichen der Veränderung im Park ist der Bau des SAP Gardens. Haben Sie Sorge, dass er floppt? Immerhin ist die Halle doppelt so groß wie das Eisstadion – und das wird heute im Alltag auch schon oft nicht voll.
Ich bin sehr froh, wie man hier auf die Zukunft schaut und dass man nicht nur für Eishockey oder Basketball baut, sondern eine Multifunktionsarena. Ich glaube, so ein tolles Ambiente kann auch Menschen aufwecken und interessieren. Bei den Championships haben ja auch Sportarten funktioniert, die davor nicht so im Fokus standen.

Die Arena hat ein Investor errichtet, der nicht überall beliebt ist. Ein Weg für die Zukunft solcher Projekte – oder haben Sie doch ein wenig Bauchschmerzen, dass im Olympiapark ein privater baut und nicht die öffentliche Hand?
Ich bin bei diesem Projekt sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit Red Bull. Für uns als öffentliche Hand wäre es sehr schwierig geworden, diese Halle zu bauen. Wir hatten immer sehr klare Absprachen. Und wir profitieren auch direkt von dieser Halle, zum Beispiel mit dem öffentlichen Eislauf.
Die Parkharfe
Reden wir noch kurz über die riesige Parkharfe. Könnte man die Flächen, die oft leer stehen, nicht auch abseits der Flohmärkte völlig anders nutzen? Oder Teile davon ganz umwidmen?
Natürlich stelle ich diese Frage immer wieder, ob man wirklich diese ganzen Parkplätze braucht. Bisher kriegen wir die Antwort, dass wir sie für die großen Veranstaltungen nachweisen müssen. Ich hoffe aber, dass wir irgendwann über Verkehrskonzepte reden können und es Spielräume bei der Genehmigung gibt.
Und dann?
Teils ist es ja gar nicht so einfach mit dem Ensembleschutz des Olympiaparks. Aber dann sollten wir überlegen, ob wir auch im Sinne der Erfinder des Parks hier etwas anderes machen können.
Zwischennutzung in Planung
Die alte Eishalle wird wohl ab 2024 nicht mehr gebraucht. Die Olympiapark GmbH geht dann erstmal von einer Zwischennutzung für Actionsport wie Skateboarding aus. Hat man verpasst, rechtzeitig einen klaren Plan für die Zukunft des Areals zu entwickeln?
Nein, wir haben uns früh damit auseinandergesetzt und das immer im Blick gehabt. Nun gibt es unterschiedliche Vorstellungen, etwa ein Kongresszentrum oder aber eine neue Halle mit etwa 6.000 bis 7.000 Plätzen. Oder: eine Verbindung aus beidem.
Das scheint die Idealvorstellung der Olympiapark GmbH zu sein.
Genau.
Diskussionen um die Hallen
Wäre das politisch vermittelbar? Ein paar Meter weiter gibt es die Olympiahalle und die Kleine Olympiahalle, im Park entsteht die neue Multifunktionsarena – und nun baut man noch eine Halle?
Die Kleine Olympiahalle ist ja nicht nutzbar für Sport. Und wir diskutieren eben, was noch fehlt – und was gebraucht wird.
Wegen Anwohnern und Denkmalschutz sei an dem Standort eine noch deutlich größere Halle nicht denkbar, heißt es. Das bedeutet: ein Fußballstadion, wie immer wieder im Umfeld des TSV 1860 geraunt wurde, erst recht nicht. Oder doch?
Der Standort scheint sich nicht zu eignen für ein solch großes Bauwerk. Es gibt den sensiblen Ensembleschutz, es gibt städtebaulich auch die Verbindung zu BMW, die man beachten muss. Wir tendieren daher zu einer Halle, die bei weitem nicht die Dimension eines Fußballstadions hat.
Würde dort dann der nächste private Investor im Olympiapark einsteigen?
Das kann natürlich heute noch niemand sagen. Wir haben aber als Stadt München mit der Olympiapark München GmbH eine hervorragende und sehr erfahrene Betreiberin für den Park.