Olympiahalle zu marode für die Stars: Neue Konzerthalle in Freising geplant
München - Um zum Konzert von Céline Dion oder Bryan Adams zu kommen, könnte es sein, dass man bald nicht mehr durch den Olympiapark spaziert. Stattdessen sitzt man in der S-Bahn Richtung Flughafen und steigt beim Besucherpark in Freising aus. Denn dort könnte 2025 das "MUCcc" stehen, eine Konzerthalle für 20.000 Zuschauer, die sich komplett abdunkeln lässt, in der die Akustik den neusten Standards entspricht und in der sich Akrobaten von der Decke abseilen können.
Noch ist das eine Vision des Freisinger Unternehmens von SW MUNICH Real Estate. Wie deren Sprecher Jan Manz der AZ schildert, sind die Investoren bereit, mehr als 250 Millionen Euro in die neue Halle zu stecken. Sie solle ein "architektonisches Wahrzeichen", die "nachhaltigste Arena Deutschlands" werden.
Geheime Studie: München kann bei Konzerten nicht mehr mithalten
Den Beweis, dass die Region München eine solche Halle braucht, liefert eine geheime Kurzstudie, die der Münchner Flughafen in Auftrag gegeben hat und die der AZ vorliegt. Verfasst hat diese Analyse Bevenue, ein Beratungsunternehmen, das auf die Veranstaltungsbranche spezialisiert ist.
In dem Papier lässt sich nachlesen, dass München bald nicht mehr auf den Tourneekalendern internationaler Popstars stehen könnte. Schon heute spielen die "Top-Acts" laut den Verfassern häufiger in Berlin, Köln oder Hamburg. Denn anders als diese Städte investierte München nicht in multifunktionale Arenen, die Sportveranstaltungen, Messen und Konzerte möglich machen. Sowohl national als auch auf europäischer Ebene könne München "nicht mehr mithalten". In einem "zunehmenden Maß" entspreche die Olympiahalle nicht mehr "den marktüblichen Anforderungen großer Shows".
Münchner Rathaus nicht begeistert von geplanter Konzerthalle in Freising
Zum Beispiel seien die Kapazitäten mit 15.500 Zuschauern für viele Produktionen zu gering. Außerdem gebe es keine Logen und die Deckenlast sei begrenzt. Deshalb geht die Studie davon aus, dass Veranstalter die Olympiahalle und damit München bald meiden.
Außer es gibt einen modernen Ersatz. Doch was, wenn der in Freising und nicht in München liegt? Von dieser Aussicht ist im Münchner Rathaus niemand begeistert. Die Chefin der Grünen im Stadtrat Anna Hanusch gab zwar vor Kurzem zu, dass es einen wachsenden Bedarf an Konzertflächen gebe. Doch aus ihrer Sicht wäre es "Unsinn", diesen im Umland zu decken - und nicht in München. Auch Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) ist gegen die Riesenkonzerthalle in Freising. Er fürchtet, dass die Münchner Hotels, Restaurants und Läden weniger Geschäft machen werden.
Diese Befürchtung teilt der Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Becher aus dem Landkreis Freising. Er glaubt, dass sich die Zuschauer gleich nach dem Konzert ins Flugzeug setzen und direkt wieder nach Hause jetten. Außerdem seien die Straßen und die S-Bahn zum Flughafen bereits heute völlig überlastet, sagt er.
Grüne wollen Konzerthalle im Olympiapark
Im Münchner Stadtrat haben sich Grüne und SPD deshalb dafür eingesetzt, dass sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) dagegen ausspricht, dass der Flughafen das Grundstück für die Konzerthalle vergibt. Die Stadt München gehört so wie der Freistaat und der Bund zu den Gesellschaftern des Flughafens - hält allerdings die geringsten Anteile. Eine Entscheidung soll noch im November fallen.
Wirtschaftsreferent Baumgärtner würde die Halle lieber im Olympiapark bauen. Auch die Grünen sprechen sich für eine neue Konzerthalle für 30.000 Besucher dort aus. Diese könnte laut Baumgärtner dort stehen, wo sich heute die alte Eissporthalle befindet. Um genug Platz zu schaffen, würde er das Parkhaus daneben abreißen und die Parkplätze in die Tiefe verlegen. Bauen soll ein Investor, der eine Pacht an die Stadt zahlt.

Ob das Freisinger Unternehmen dafür in Frage kommt? Der Wirtschaftsreferent sagt, für ihn spiele es keine Rolle, wer baut. Auch die Freisinger Investoren fühlen sich offensichtlich nicht an ihre Heimat gebunden. Laut Sprecher Jan Manz sei der Flughafen zwar der Favorit, aber man habe noch zwei weitere Standorte im Auge. Wo diese liegen, verrät er nicht.
Denkbar sei alles, was mit der S-Bahn zu erreichen ist. Am besten soll es bereits ein Parkhaus und möglichst wenig direkte Anwohner geben, die sich über Lärm beschweren könnten. Dass es dafür im Olympiapark genug Platz geben könnte, bezweifelt Manz allerdings. Solche Orte liegen eher hinter der Stadtgrenze.
Statt Konzerten: Musicals in der Olyhalle?
Und was wird dann aus der Olympiahalle? Julia Schönfeld-Knor, die in der SPD-Fraktion für Kulturpolitik zuständig ist, fürchtet, dass sich die großen Konzerthallen gegenseitig Konkurrenz machen. Statt für 30.000 Zuschauer sollte für 3.800 gebaut werden, findet sie. "Eine mittelgroße Halle fehlt."
Das Beratungsinstitut sieht das anders: Die Hallen könnten sich gegenseitig "befruchten". Die Olympiahalle müsste allerdings ihr Programm ändern: Statt großen Konzerten könnten dann Musicals wie "König der Löwen" dort stattfinden, schlagen die Berater vor.