Olympia-Eröffnungsfeier: "Es war eine Ehre, überhaupt mitmachen zu dürfen!"

Gisela Welzenbach durfte als Schülerin bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1972 mitwirken. Hier erzählt sie davon. Ein Protokoll von Paul Nöllke.
von  Gisela Welzenbach
Gisela Welzenbach heute, beim Filmen einer Doku.
Gisela Welzenbach heute, beim Filmen einer Doku. © privat

München - Ich war bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1972 dabei - bis heute eine meiner aufregendsten und außergewöhnlichsten Erinnerungen.

Aufruf an Münchner Schulen: Wer tanzt bei Olympia 72?

Die Münchner Schulen waren 1971 aufgerufen worden, Schulkinder aus den achten und neunten Klassen zu trainieren, die einen Tanz bei der Eröffnungsfeier vorführen konnten. Auch meine Schule war dabei. Doch es gab Kriterien: Man musste eine bestimmte Größe haben und sollte wohl auch etwas Rhythmus-Gefühl mitbringen. Ich hatte Glück: Ich war 15 Jahre alt, gerade in der neunten Klasse und erfüllte auch die anderen Kriterien. Unsere Sportlehrerin, Fräulein Arndt, trainierte uns für den Tanz. Eigentlich wurde mehr marschiert als getanzt, das fanden wir schon ein bisserl fad - trotzdem haben wir natürlich eifrig trainiert. Es war ja eine Ehre, überhaupt mitmachen zu dürfen!

Ein Bild von Gisela Welzenbach aus dem Jahr 1973.
Ein Bild von Gisela Welzenbach aus dem Jahr 1973. © privat

Eltern mussten Tanzoutfits der Kinder selbst zahlen

Vor Olympia übten wir im Stadion. Wir Mädchen bekamen einen Rock und ein Oberteil in Gelb, die Buben waren hellblau gekleidet. Wer nun glaubt, dass wir diese Kleidung umsonst bekommen haben, täuscht sich! Unsere Eltern mussten 40 Mark zahlen - wer sich das nicht leisten konnte, durfte nicht mitmachen. Das ist doch schäbig!

Die Münchner Schüler beim Einzug ins Stadion.
Die Münchner Schüler beim Einzug ins Stadion. © privat

Auch Blacky Fuchsberger, der die Ansagen machte, war beim Proben schon dabei - vielen von uns Mädchen hat er sehr gut gefallen - er gab mir sogar ein Autogramm und war unglaublich nett! Ich war sehr stolz.

Vor der Feier war ich sehr aufgeregt und konnte in der Nacht kaum schlafen - doch es verlief alles ganz perfekt. Nach unserem Auftritt durften wir noch im Stadion bleiben und uns die Feier anschauen.

Es waren wirklich tolle Spiele - bis uns am 5. September der Terroranschlag mit voller Wucht traf...

 

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