Olympia-Bewerbung 2022? Landespolitik ist gespalten

München - Für einige bayerische Landespolitiker und Sportfunktionäre scheint eine Münchner Olympia-Bewerbung für 2022 nur noch ein formaler Akt zu sein. Unterschrift und Stempel drunter - und fertig ist das Anschreiben für das Internationale Olympische Komitee (IOC). Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP), der auch Stellvertretender Ministerpräsident im Freistaat ist, formuliert seine Wünsche allerdings vorsichtiger, denn er weiß, dass es längst noch nicht feststeht, ob der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) um Präsident Thomas Bach eine weitere Olympia-Bewerbung Münchens überhaupt befürwortet, nachdem der Versuch für 2018 kläglich gescheitert war.
„Die Entscheidung muss der Sport treffen“, sagt Zeil im Gespräch mit der dapd Nachrichtenagentur, um nach einer Sekunde des Nachdenkens forscher hinzufügen: „Wir würden die Spiele schon gerne nach Bayern holen, weil wir der Überzeugung sind, dass wir das können.“
Hinter den Kulissen haben sich längst einflussreiche Mitstreiter gefunden, die sich eine erneute Kandidatur nicht nur vorstellen können, sondern sie auch schnell vorantreiben wollen. Doch diesmal soll alles anders werden, besser – versteht sich – als beim letzten Mal. „Vor allem die Bevölkerung muss sehr viel frühzeitiger eingebunden werden“, sagt Zeil. Gerade die Bewohner von Garmisch-Partenkirchen fühlten sich bei der Bewerbung 2018 vom DOSB übergangen und erzwangen kurz vor der Entscheidung einen Bürgerentscheid.
„Nichtangriffspakt zwischen Ude und Bach“
Um die Bevölkerung von Beginn an mitzunehmen, schlägt der Geschäftsführer der Olympia-Park GmbH, Ralph Huber, einen Bürgerentscheid über eine erneute Bewerbung bereits für den Januar oder Februar 2013 vor. „Auf diese Weise könnten wir das Olympia-Thema aus den Wahlkämpfen nehmen“, sagt Huber der dapd. Im September nächsten Jahres stehen nicht nur die Landtagswahlen in Bayern, sondern auch die IOC-Session mit der Wahl des neuen IOC-Präsidenten in Buenos Aires an. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude und Bach haben dabei jeweils Großes vor.
Während der SPD-Politiker offen den Regierungswechsel mit den olympiakritischen Grünen und den Freien Wählern in Bayern anstrebt, mag sich Bach nicht zu seinen Ambitionen für eine Nachfolge von Jacques Rogge äußern. Es gibt nicht wenige, die behaupten, dass sich Ude und Bach deshalb in der Frage einer erneuten Bewerbung Münchens gegenseitig lähmen. Von einem „Nichtangriffspakt“ zwischen den beiden ist sogar die Rede. In Argentiniens Hauptstadt beginnt zudem die Anmeldefrist für die offizielle Bewerbung für die Winterspiele 2022. Die Kandidaten müssen dann zunächst ein Anschreiben mit ihrem Interesse sowie eine finanzielle Einlage in Höhe von 150.000 Dollar beim IOC hinterlegen.
An der Unterstützung aus der Politik mangelt es den Befürwortern einer deutschen Bewerbung nicht. Hans-Peter Friedrich (CSU), als Bundesinnenminister auch für den Sport zuständig, hat sich eindeutig festgelegt, dass ein ökonomisch starkes Land wie Deutschland Olympia unbedingt ausrichten sollte. Ob er dabei Winter- oder Sommerspiele bevorzugt, wollte der CSU-Politiker allerdings nicht verraten.
Auch die Sommersportverbände müssen für München stimmen
Die Verantwortlichen des DOSB halten sich in dieser Frage ebenso bedeckt und verweisen auf die Verabschiedung eines Fahrplanes, der vier wesentliche Punkte enthält. „Wir haben überhaupt keine Eile“, sagt DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank der dapd. Neben der Unterstützung der Bevölkerung und der Politik werden hier noch die Finanzierbarkeit und die Zustimmung der Sportfachverbände aufgezählt. Vor allem die ist von großer Bedeutung, weil große Städte wie Hamburg und Berlin stets Ansprüche für eine Sommerbewerbung anmelden. „München ist bereit dazu, aber man muss sich auch mit den Sommersportverbänden auseinandersetzen“, sagt der ehemalige Präsident des früheren Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walter Tröger, der Nachrichtenagentur dapd.
Die Frage einer Münchner Olympiabewerbung für 2022 bleibt spannend. Und es sind bei weitem nicht alle bayerischen Landespolitiker davon überzeugt. Ludwig Hartmann von der Initiative NOlympia ist sich im Interview mit dapd sicher: „München 2022 wurde jetzt nur ins Gespräch gebracht, um den Olympia-Hype während London zu pushen.“