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Olympia '72 in München: Brezn-Kunst und Karten-Gerangel

1972: Ganz München im Olympiafieber – da will auch ein Kult-Bäcker nicht zurückstehen. Außerdem: Eintrittskarten waren begehrt – und oft gar nicht so einfach zu bekommen.
von  Thomas Müller
So hat sie ausgesehen, die kultige Olympia-Brezn vom ebenso kultigen wie legendären Bäcker Karl vom Platzl.
So hat sie ausgesehen, die kultige Olympia-Brezn vom ebenso kultigen wie legendären Bäcker Karl vom Platzl. © Heinz Gebhardt

Geschäftstüchtig waren alle, damals, 1972 in München. Alles, was nur irgendwie ging, wurde olympiareif geplant, umgeformt und gefertigt – und in Mark und Pfennige umgesetzt. Das wichtigstes Accessoire: die olympischen Ringe.

Olympische Laugenringe

Auch der Münchner Kultbäcker Karl am Platzl ließ sich damals von den Spielen inspirieren und kreierte die "Olympia-Brezn". Die Laugenschlingen verknüpfte er damals kurzerhand zu den Olympischen Ringen in Form einer riesigen Brezn. Das Laugengebäck kam an: "Die Dinger san verkauft wordn wia narrisch", erinnert sich AZ-Fotograf Heinz Gebhardt, der auch diese olympische Stilblüte der 72er-Spiele damals festgehalten hat.

Brezn-Blick: die Bäckerei Karl am Platzl im Jahr 1972.
Brezn-Blick: die Bäckerei Karl am Platzl im Jahr 1972. © Heinz Gebhardt

Und wer jetzt den legendären Bäcker Karl am Platzl nicht mehr kennt: Er war der Brezn-Bäcker Münchens mit Back- und Verkaufsstube am Platzl 2, schräg gegenüber vom Hofbräuhaus. Schlange stand man hier fast immer – auch das aber gerne. 1988 war Schluss, als die alten gotischen Häuser aufwendig saniert wurden – heute sind da die Platzlgassen. Und anstelle des Brezn-Bäckers ist hier ein Irish Pub.


Das Gerangel um die Tickets

Wer bietet wie viel? Auch der Ticket-Schwarzmarkt blühte...
Wer bietet wie viel? Auch der Ticket-Schwarzmarkt blühte... © Heinz Gebhardt

Insgesamt 3.116.092 Eintrittskarten für alle Wettbewerbe der Olympischen Spiele von München sind ab April 1972 verkauft worden – insgesamt immerhin also 89,6 Prozent aller Tickets. Die billigsten Eintrittskarten kosteten damals 5 Mark (Vorrundenwettbewerbe) bis 10 Mark (Finale) – die teuersten dagegen 100 Mark, etwa die Karten bester Kategorie für Eröffnungs- und Schlussfeier. Bei Letzteren wollten natürlich besonders viele dabei sein, weshalb bald ein reger Schwarzhandel einsetzte, was die Preise nach oben trieb.

Freilich, auch offiziell waren Karten zu bekommen: in den sieben Filialen des Amtlichen Bayerischen Reisebüros. Weil 780.000 Karten nur Menschen aus München und dem Umland zustanden, war beim Kartenkauf die Vorlage eines Personalausweises nötig. Zuvor war allerdings, wie das untere Foto beweist, Geduld gefragt. Die Schlangen der Interessenten waren lang.

Ticket-Vorverkauf in einem Amtlichen Bayerischen Reisebüro 1972.
Ticket-Vorverkauf in einem Amtlichen Bayerischen Reisebüro 1972. © Heinz Gebhardt

Pünktlich kehrt die Quadriga zurück

5. Mai 1972: Die Quadriga wird aufs Siegestor gehievt.
5. Mai 1972: Die Quadriga wird aufs Siegestor gehievt. © imago/ZUMA/Keystone

Im Jahre 1944 wurden Siegestor und Quadriga schwer zerstört. Lange blieb das Tor eine Ruine, die krönende, über zwei Tonnen schwere Quadriga fehlte. Erst am 5. Mai 1972, kurz vor den Spielen, kehrte sie auf ihren alten Platz zurück. München hübschte sich auf!

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