Olivia-Elisa: Jetzt starb auch ihr Vater auf Haiti

Es gehört mit zum schwersten, wozu das Schicksal Eltern zwingen kann: das eigene, tote Kind zu identifizieren. Meriadeg H. musste nach Haiti reisen. Beim Anblick seiner gestorbenen Tochter erlitt der Mann einen Herzinfarkt.
von  Abendzeitung
Oilivia-Elisa starb beim Erdbeben in Haiti: Sie wurde 26 Jahre alt
Oilivia-Elisa starb beim Erdbeben in Haiti: Sie wurde 26 Jahre alt © az

MÜNCHEN, PORT-AU-PRINCE - Es gehört mit zum schwersten, wozu das Schicksal Eltern zwingen kann: das eigene, tote Kind zu identifizieren. Meriadeg H. musste nach Haiti reisen. Beim Anblick seiner gestorbenen Tochter erlitt der Mann einen Herzinfarkt.

Der Schmerz war einfach zu groß. Dass Meriadeg B. seine einzige Tochter, 26 Jahre alt, nur tot wiedersah, das hat sein Herz nicht verkraftet. Wie die AZ erfuhr, ist er an einem Infarkt gestorben.

Olivia-Elisa B. schaffte es nicht aus den Trümmern des Hotels Montana. Freunde und Familie hatten gebangt und gehofft, auf ein Lebenszeichen gewartet. Ihre Eltern setzten alle Hebel in Bewegung, reisten in das Katastrophengebiet, um die geliebte vermisste Tochter zu finden. Olivia war ein Einzelkind, ein Wunschkind, ihre Eltern hatten das Mädchen adoptiert.

In den 70er Jahren heiratet der Bretone Meriadeg die Österreicherin Krista. Dann, 1983, wird aus dem Ehepaar eine multikulturelle, kleine Familie: Krista und Meriadeg holen ihre Tochter Olivia aus Brasilien, leben eine Zeit lang mit ihr in Paris. Olivia wird eine strahlende junge Frau, ein Sonnenschein mit Freunden auf der ganzen Welt.

Sie ist talentiert, schließt die Akademie Mode und Design in München ab, will selbst Designerin werden. Ihren Urlaub verbringt Olivia im Hotel Montana. Sie telefoniert mit einer Freundin, als das Gespräch plötzlich abreißt.

Niemand hört von der jungen Frau, auch wenn alle überzeugt sind, dass die lebenslustige Olivia es geschafft hat. Dass sie das schlimmste Beben Haitis überlebt hat.

Ihre Eltern reisen an. Meriadeg, Olivias Vater, nimmt die Unwissenheit, die Suche so sehr mit, dass er einen Herzinfarkt erleidet. Aber er macht weiter. Dann wird aus dem Hotel Montana eine junge Frau geborgen, tot. Meriadeg muss seinen Sonnenschein, aus dem alles Leben gewichen ist, identifizieren. Das verkraftet er nicht. Es ist zu viel. Ein zweiter Herzinfarkt reißt Meriadeg nieder. Er stirbt.

Der Tod hat seiner Frau nach der über alles geliebten Tochter, ein unfassbares Unglück, jetzt noch den Mann an ihrer Seite genommen. lka

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