Zum Tod von Roland Kuffler († 83): RK sah und siegte
München - Viele konnten ihn nicht immer so ganz verstehen - aber alle konnten ihn nur lieben.
Wenn Roland "RK" Kuffler, der am Dienstag mit 83 Jahren daheim in Grünwald friedlich eingeschlafen ist, mit seinem Pfälzer Dialekt, der mit den Jahrzehnten immer bayerischer wurde und wie eine Fantasie-Sprache klang, mit einem Funkeln in den Augen und einer Zigarre in der Hand, in munterer Runde seine Lieblingsgeschichten erzählte, dabei Tränen lachte und die Menschen neben sich kräftig-herzlich an sich drückte - dann war er in seinem Element.
"Ich schenke jetzt Wein auf dem größten Bierfest der Welt aus"
Wie ihn die ganze Welt ausgelacht hat, als er gesagt hat: "Ich schenke jetzt Wein auf dem größten Bierfest der Welt aus" - und das Weinzelt auf der Wiesn obendrein erfolgreich wurde ("Ist das nicht unglaublich komisch!?").
Als er mit dem Mangostin einen Sushi-Tempel in München baute und die Münchner noch nicht mal wussten, wie man mit Stäbchen hantiert.
Oder wenn er liebevoll-amüsiert seinen Lebensfreund, Feinkost-Kollege Gerd Käfer († 2015), mit dessen grellen Kiekser-Lachen nachmachte, weil ausgerechnet er, der Fantasiesprachen-Erfinder, ihn so lustig fand.
Meist war es in solchen magischen Momenten weit nach Mitternacht, die Gäste gegangen, die Freunde geblieben. Ob das ein Jonas Kaufmann, Uli Hoeneß, Udo Jürgens oder Christian Ude war, ein Polizei- oder Bankchef, eine Schauspielerin oder ein Journalist - egal.
RK war ein Herzensmensch, loyal und großzügig, der die Gesellig- und Gemütlichkeit nicht zu Geld machte, sondern lebte. Und liebte.
Von der Studentenkneipe zum Millionen-Imperium
Ob in der Hausbox im Weinzelt, seinem zweiten Wohnzimmer, in dem er zwischen Politik, Show und Wirtschaft herumwirbelte und vermittelte. Oder im geliebten Seehaus oder Spatenhaus. Nach einem langen Arbeitstag saß RK oft um halb drei nachts putzmunter zwischen seinen Freunden, bestellte beim übermüdeten Kellner für alle Weinschorle - bloß keine fertig gemixte ("Die Plörre trink ich nicht - nicht mal bei uns"), sondern flaschenweise Weißwein und Wasser, damit sich das jeder frisch mischen konnte.
Er war ein Gastro-Visionär, der mit der Idee für eine Studentenkneipe in Heidelberg sein Millionen-Imperium in München aufbaute .
RK sah und siegte.
Seit 1968 hat er München erobert - und die Menschen. Man darf stark annehmen, dass das zusammenhing. RK hatte ein einnehmendes Wesen, immer wieder verrückte Einfälle, die sich als brillant entpuppten.
Neben seiner Empathie und dem Talent, Menschen glücklich zu machen, gehörte das Herz seiner Familie - allen voran Ehefrau Doris (genannt "Buick"), Schwester seines langjährigen Freundes und Geschäftspartners Erich Kaub.
Sie blieb bei RK, obwohl er nur die Arbeit im Kopf hatte. "Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich bin", sagte er der AZ zum 80. Buick war seine größte Stütze (bis zuletzt), zog die Kinder Catherine, Stephan und Sebastian groß.
Nach Rücken-OP im Rollstuhl
Die Söhne übernahmen 2016 das Familien-Unternehmen, als es anfing, dem Papa gesundheitlich schlechter zu gehen.
Nach einer Rücken-OP und Bandscheiben-Problemen musste RK im Rollstuhl sitzen - und schmerzlich spüren, wie wenig behindertengerecht die Gastronomie oft ist. Er zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, wollte nicht bemitleidet werden oder ständig über seine Gesundheit sprechen. Trotzdem wollte er es schaffen, den Rollstuhl wieder zu verlassen.
Es sollte ihm nicht gelingen.
Den Sommer verbrachte er, Liebhaber maßgeschneiderter Anzüge, auch zuletzt gern in Südfrankreich, oft in Gesellschaft enger Freunde. RK, der nie einen Computer besaß und alle wichtigen Zahlen im Kopf hatte (Telefonnummern, Umsätze, Geburtstage), war zwar körperlich angeschlagen, aber noch lange geistig topfit.
Doch sein Kopf versagte immer mehr. Demenz. In den letzten Wochen interessierte er sich nicht mehr für die Firma oder den Kontostand, sondern nur noch für seine Kinder und Enkel - als wollte er all das nachholen, was er früher arbeitsbedingt verpasst hatte.
Ohne ihn wird es in München ein bisserl kälter werden
Sein Sohn Stephan zur AZ: "Für uns war es ein Abschied in Raten, der jetzt trotzdem schwergefallen ist. Aber wir hatten als Familie das Glück, alle bei ihm zu sein, als er ging. Mein Vater war wirklich ein Unikat voller Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Humor."
Eine große Trauerfeier kann es für RK derzeit nicht geben. Die Familie hofft, das irgendwann nachholen zu können. Zu viele Freunde, Kollegen, Mitarbeiter wollen sich verabschieden - von dem Menschen, der kleine, stille Runden verabscheute. Der Wärme und Glück im Miteinander empfand.
Ohne ihn wird es in München ein bisserl kälter werden.