Wiesn-Polizist sagt nach 18 Jahren leise Servus zum Oktoberfest

München – "Fragen's mich in ein paar Stunden, wie ich mich fühl, dann hab ich eine Maß getrunken", sagt Ralf Wagner am Montagnachmittag zur AZ. Nur noch ein paar Stunden sind es bis zu seinem Abschied als Polizist auf der Wiesnwache um 18 Uhr – nach 18 Jahren.
So lange hat der 59-Jährige dort gearbeitet. Christian Schäfer, Leiter der Wiesnwache, lässt ihn nur ungern gehen. Aber wenn's am schönsten ist, soll man aufhören. Da ließ sich auch Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) nicht nehmen, dem Polizisten Servus zu sagen und mit ihm über die Zeit auf der Wiesnwache zu ratschen.

Polizisten auf der Wiesn helfen im Notfall – und bei Selfie-Wünschen
Vor allem die positive Kameradschaft unter den Kollegen genoss Wagner und den großen Rückhalt durch seine Vorgesetzten. Grundsätzlich werden Polizisten auf der Wiesn positiver wahrgenommen als anderswo. "Viele Leute wollen Selfies mit uns machen", erzählt Wagner. Andere bedanken sich für die Sicherheit, die die Polizei auf der Wiesn gewährleistet.
Denn gerade dort ist die Polizei Freund und Helfer. Einmal hatte eine Frau im Rollstuhl einen platten Reifen. Während Wagner und sein Kollege noch überlegten, wie sie der Dame helfen können, kam zufällig ein Bekannter von ihm vorbei, ein Landmaschinen-Mechaniker. "30 Sekunden hat's dann gedauert und der Reifen war gerichtet."
Manchmal eskortiert die Polizei auch ein Brautpaar ins Zelt. Ein anderes Mal wurde er schon am Vormittag gerufen. Ein Schulausflug zur Wiesn endete damit, dass ein Bub sturzbetrunken im Biergarten lag. Wagner sorgte dann dafür, dass die Eltern ihn abholten.
Betrunkene sorgen immer wieder für brenzlige Situationen auf der Wiesn
Zwar nimmt die Gewaltkriminalität auf der Wiesn von Jahr zu Jahr ab, aber nach wie vor gibt es Maßkrugschlägereien und Prügeleien. "Wir versuchen immer, solche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen", sagt Wagner. Nach 18 Jahren hat man ein gewisses Gespür für brenzlige Situationen mit Betrunkenen.
Aber manchmal ist selbst ein erfahrener Wiesn-Hase wie Wagner überfordert. "Gerade gestern kam ein Mann und hat gesagt: Eine Frau verfolgt mich!" Es stellte sich dann heraus, dass die beiden verheiratet sind, aber in einer Ehekrise stecken. Nicht alles ist schön. Vor ein paar Jahren endete eine Schlägerei tödlich. Aber grundsätzlich überwiegen die positiven Erlebnisse.
Und wie geht's weiter? "Um 18 Uhr holt mich meine Frau ab und dann geht's ins Bierzelt zum Essen". Am nächsten Tag wird erst einmal ausgeschlafen. "Und dann kaufe ich ein, denn ab morgen bin ich daheim für die Küche zuständig", erzählt Wagner. "Der eine Chef gibt die Kontrolle ab, der nächste, meine Frau, übernimmt". Langweilig wird ihm also ganz bestimmt nicht.