Wiesn-Historie: Ist die Maß Bier heuer gar nicht so teuer wie gedacht?

München - Der stetig steigende Bierpreis und das immer wiederkehrende Lamentieren der Wiesn-Besucher gehören irgendwie schon dazu, wenn sich das Oktoberfest ankündigt.
Was kostet die Maß Bier eigentlich gemessen am Einkommen?
Das Bier ist einfach zu teuer, finden viele Besucher schon immer. Aber – Überraschung: Der Preis für die Maß ist gemessen an den Einkommen im Vergleich zu früher fast schon maßvoll.
1949 beispielsweise kostete ein Liter "einheimisches Lagerbier im Ausschank in einfachen Gaststätten" 83 Pfennig. Das entsprach in etwa dem Brutto-Stundenlohn eines Arbeiters in der Metallindustrie. Eine Maß auf der Wiesn kostete 1,70 Mark – also etwa zwei Stunden Arbeit.
Vor sechs Jahren lag der Preis für die teuerste Wiesn-Maß bei 10,70 Euro
2016 mussten Gäste in der Münchner Gastronomie für die Maß laut Info der Landeshauptstadt zwischen 7,30 Euro und 10,20 Euro zahlen. Auf der Wiesn lag der Preis für die Maß extra gebrautes, stärkeres Festbier damals zwischen 10,40 Euro und 10,70 Euro.
Dieses Jahr liegen die Preise beim Bier laut Stadt in den gastronomischen Großbetrieben zwischen 6,70 Euro (ein Einzelfall) und 11,20 Euro pro Liter Export.
Schon früher war das Wiesn-Bier teurer als "normales"
Auf der Wiesn werden die Gäste heuer zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro zahlen müssen. Das ist zwar im Schnitt über 15 Prozent mehr als bei der letzten Wiesn vor Corona 2019 – wäre aber selbst bei einem Mindestlohn weniger als das Entgelt für zwei Stunden Arbeit.
Nicht zuletzt war das Bier auf dem Oktoberfest schon sehr früh teurer als "normales" Bier. Als 1871 den Wirten das Sommerbier ausging, begann Wiesnwirt Schottenhamel mit dem Ausschank des sogenannten Märzenbieres.
Es kostete zwar zwölf Kreuzer und war damit drei Kreuzer teurer als das reguläre Bier, kam aber bestens an. Schottenhamel hatte die Münchner Seele durchschaut. "Wann d'Münchner was richtigs kriangn, na schaug'n s'Geld net an", zitieren ihn die Autoren der Festschrift zum 150-jährigen Bestehen des Oktoberfests.
Immerhin war das Märzenbier stärker als das normale Bier – so wie heute auch das Oktoberfest-Bier. Sein Alkoholgehalt liegt bei einer höheren Stammwürze meist bei über sechs Prozent, normales Helles hat etwa fünf Prozent Alkohol.
Würde man den Preis auf den Alkoholgehalt umrechnen, lägen die Kosten für das Bier in der Gastronomie und auf der Wiesn noch ein Stück näher beieinander.
