Wiesn: "Die Krisen werden immer intensiver"

Die "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" hat für die diesjährige Wiesn personell aufgestockt. Seit mittlerweile 13 Jahren gibt es die Aktion jetzt auf dem Oktoberfest.
von  Anja Perkuhn
Die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" gibt es mittlerweile seit 13 Jahren. (Archivbild)
Die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" gibt es mittlerweile seit 13 Jahren. (Archivbild) © dpa

München - Die Farben des Flyer-Dirndls sind neu, das Motto ist geblieben: Egal, wie das Dirndl aussieht, wie tief der Ausschnitt ist, wie betrunken die Dame, die beides trägt – auf der Wiesn sollen alle Mädchen und Frauen unbeschwert feiern können und sicher wieder heimkommen.

Das will die Aktion "Sichere Wiesn" ermöglichen, seit inzwischen 13 Jahren. Und auch heuer gibt es auf dem Festgelände einen Security Point als Anlaufstelle für Frauen und Mädchen mit Problemen – "ob es um eine verlorene Clique geht, um Partnerschaftsgewalt oder sexuelle Übergriffe", sagt Kristina Gottlöber, Sprecherin der Aktion, die drei Münchner Initiativen organisieren.

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Der Security Point ist an Wiesntagen von 18 Uhr bis 1 Uhr geöffnet, am Wochenende schon ab 15 Uhr. In der Einrichtung, die auf dem Gelände unterhalb der Bavaria und der Theresienhöhe liegt, sind Ehrenamtliche und Fachberaterinnen jederzeit ansprechbar.

Weniger Fälle – Mehr Personal

Und die "Sichere Wiesn" hat personell aufgestockt: Statt einer Fachberaterin sind jeden Tag zwei da. "Wir haben das vor allem deshalb gemacht, weil die Anzahl der Krisenfälle in den vergangenen Jahren gestiegen ist", sagt Gottlöber. Das meint nicht die Zahl registrierter Vorfälle. Die lag 2014 bei 220 und 2015 bei 197, zwei davon angezeigte Vergewaltigungen – die Dunkelziffer ist natürlich höher. "Aber die Fälle werden komplexer, es gibt viel mehr intensive Krisen." Fälle, bei denen es nicht nur darum geht, einer betrunkenen Frau bei der Recherche nach ihrem Hotel zu helfen, sondern bei denen die Helferin auch mal bis morgens um 8 mit ihr bei der Polizei sitzt.

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Ob die erhöhte Aufmerksamkeit fürs Thema sexuelle Gewalt seit den Vorkommnissen in der Silversternacht nun mehr Menschen dazu bringt, sich an die Helferinnen zu wenden, müsse man abwarten. "Wir sind für jede Art Verunsicherung da", sagt Anja Bawidamann vom Präventionsverein Amyna. Wichtig ist vor allem die Botschaft: Das Gefühl der Frau ist das, was zählt. Das bringen die Ehrenamtler in Präventions-Projekten vor der Wiesn auch Schülern bei – den Mädchen und den Jungen.

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