Wiesn 2015: Gemütlich wie lange nicht mehr

Zehn Prozent weniger Besucher als 2014: Krise oder Segen? Die AZ hat die wichtigsten Zahlen zur Wiesn-Halbzeit.
von  Florian Zick
Kein Gedränge, kein Gequetsche: Sogar am gestrigen Sonntag konnte man entspannt über die Wiesn flanieren.
Kein Gedränge, kein Gequetsche: Sogar am gestrigen Sonntag konnte man entspannt über die Wiesn flanieren. © Daniel von Loeper

Zehn Prozent weniger Besucher als 2014: Krise oder Segen? Die AZ hat die wichtigsten Zahlen zur Wiesn-Halbzeit.

München - Wiesn-Zahlen sind meistens auch Rekordzahlen – aber heuer bislang nicht. Lediglich drei Millionen Besucher sind in der ersten Woche aufs Oktoberfest gekommen, etwa 300 000 weniger als im vergangenen Jahr.

Offiziell macht Wiesn-Chef Josef Schmid das kühle Wetter verantwortlich für den Besucherschwund. „Vergangenen Mittwoch zum Beispiel war die Schaustellerstraße so gut wie leer“, sagt er. In der Zwischenbilanz des Festkommitees heißt es aber auch, dass bislang vor allem „die Besucher aus dem benachbarten Ausland noch zögerlich anreisten“.

Vor allem aus Österreich und Südtirol sind heuer weit weniger Wiesn-Touristen nach München gekommen als gewöhnlich. Gut möglich also, dass die Grenzkontrollen und Streckensperren im Zuge der Flüchtlingsmisere den ein oder anderen dieses Jahr von einem Ausflug zum Oktoberfest abgebracht haben.

 

Bierkonsum

 

Auf den Bierverbrauch hatten die gesunkenen Besucherzahlen allerdings fast keine Auswirkungen: Die Wiesn-Wirte schenkten bisher fast genauso viele Maßen aus wie 2014. Insgesamt ging der Bierkonsum lediglich um zwei Prozent zurück.

 

Kulinarische Wiesn

 

Beim Essen zeichnet sich heuer ein klarer Schmankerl-Trend ab: Statt dem Gängigen bestellen die Leute lieber etwas Besonderes. Knusprige Ente also statt gewöhnliches Hendl, lieber mal etwas Vegetarisches als ein Teller voll mit Ochsenfleisch.

In der Folge ist auch der Fleisch-Absatz etwas zurückgegangen. Die Ochsenbraterei meldet 55 verspeiste Ochsen (2014: 60), die Kalbsbraterei 22 Kälber (2014: 27).

Beim Straßenverkauf gönnten sich die Besucher witterungsbedingt zudem öfter etwas Warmes: Bratwurst und Reiberdatschi liegen bei den Verkaufszahlen demnach bislang vor Fischsemmel und Emmentaler.

 

Geklaute Krüge

 

Auch so ein Trend: den Bierkrug aus dem Zelt als Souvenir einsackeln. In der Regel blieben die Versuche aber ohne Erfolg. Die aufmerksamen Ordner konnten rund 50 000 Krüge wieder einsammeln.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat der versuchte Krüge-Klau damit stark zugenommen. Vielleicht passen heuer aber auch nur die Sicherheitskräfte besser auf.

Wiesn: US-Soldat klettert auf Zeltdach

Denn obwohl 2014 noch mehr Leute auf der Wiesn unterwegs waren, konnten da in der ersten Woche nur 28 300 Krüge zurückerobert werden.

 

Wiesn-Hit

 

Da bleibt das Oktoberfest heuer wohl ohne Eintrag. In der Wiesn-Hitparade hat sich bislang jedenfalls kein Song besonders hervorgetan. Sämtliche Wiesn-Bands greifen in der Regel deshalb auf ihr altbewährtes Repertoire zurück.

 

Oktoberfest-Mode

 

Das ist auch Wiesn-Chef Josef Schmid aufgefallen: Ohne Dirndl oder Lederhose geht mittlerweile kaum jemand mehr auf die Wiesn. Auch bei ausländischen Gästen ist Tracht inzwischen schwer angesagt.

 

Wiesn für Familien

 

Der Kinderwagen-Parkplatz ist meistens gut belegt, der Wickelraum in der Kinderfundstelle wurde mit 116 Mal fast dreifach so oft genutzt wie vergangenes Jahr. Das zeigt: Die Wiesn ist heuer mehr als sonst ein Familienfest.

 

Oide Wiesn

 

Auf der Oiden Wiesn wurden heuer trotz allgemeinen Besucherschwunds fast genauso viele Gäste gezählt wie vergangenes Jahr, nämlich 265 000 (2014: 269 000).

 

Zweite Woche

 

Die zweite Wiesn-Hälfte ist seit einigen Jahren die stärkere. Die Leute haben dann ihr Gehalt bekommen und der Geldbeutel sitzt wieder ein bisschen lockerer. Zudem soll das Wetter auch besser werden. Vielleicht, so hofft Wiesn-Chef Josef Schmid, wird am Ende also eine Besucherzahl stehen, die sich mit der von 2014 messen kann. Und falls nicht: auch nicht dramatisch. „Wir brauchen nicht jedes Jahr neue Rekorde“, sagt Schmid.

 

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