Ude und Seehofer: Ihr Duell bei der ersten Maß

Der OB zapft an, der Ministerpräsident trinkt als Erster – so wie immer. Diesmal aber wird’s pikant: Die beiden sind neuerdings Konkurrenten - so gehen sie mit der Situation um.
von  Angela Böhm
"Kein erhöhter Puls": Ministerpräsident Seehofer (l.) mit OB Ude auf der Wiesn.
"Kein erhöhter Puls": Ministerpräsident Seehofer (l.) mit OB Ude auf der Wiesn. © dapd

München - High Noon auf der Wiesn! Am Samstag um 12 Uhr im Schottenhamel-Zelt stehen sich die Kontrahenten um den Bayern-Thron gegenüber: Der Amtsinhaber, Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein Herausforderer, OB Christian Ude (SPD). Ein solches Polit-Duell gab’s in der Oktoberfest-Geschichte noch nie. Zu einem offenen Kräftemessen mit Maßkrügen soll es vor der ganzen Welt, die live zuschaut, dann doch nicht kommen. Ude und Seehofer haben die Anzapf-Box zur politfreien Zone erklärt. Ob’s funktioniert?

Christian Ude, der Seehofer kräftig einschenken und die erste Wiesn-Maß überreichen wird, hat da schon einschlägige Erfahrungen. Als er vor 18 Jahren den Münchner Stadt-Thron übernahm, wurde er bei seiner wichtigsten Amtshandlung gnadenlos ausgepfiffen. Im Schottenhamel sitzen nämlich traditionell die Schwarzen – und die feierten überschäumend ihren Edmund Stoiber.

Das aber wollte sich Ude auf die Dauer nicht bieten lassen. Er drohte gar mit Anzapf-Boykott und überlegte, Tradition hin oder her, seine Schlegel-Show durch die 14 großen Wiesn-Zelte rollieren zu lassen. So weit aber sollte es dann nicht kommen. Im Hintergrund wurde mit allen Tricks gearbeitet. Die Junge Union, die sich rund um die Anzapf-Box breit gemacht hatte, bekam keinen Platz mehr. Stattdessen wurde ein Riegel installiert – mit Ude-Jublern. CSUler, die besonders laut pfiffen, bekamen nur einen Tisch, wenn sie sich verpflichteten, ruhig zu sein.

Mit seiner Flucht aus Berlin hatte es sich Stoiber dann aber auch mit seiner schwarzen Wiesn-Gemeinde verdorben. Der einstige Jubel schlug in Pfiffe gegen den CSU-Ministerpräsidenten um. Seehofer wollte das lieber erst gar nicht provozieren. Denn inzwischen hat sich Ude im Schottenhamel auch einen Heimvorteil erarbeitet.

Bei seiner ersten Wiesn vor zwei Jahren fragte der Ministerpräsident beim OB an, wie die Gepflogenheiten so seien. Man beschloss, im Gegensatz zu Stoiber, der seinen Einzug zelebrierte, Seite an Seite durchs Zelt zu marschieren und sich danach auf der Empore gemeinsam mit den Ehefrauen nett zu unterhalten. „Haargenau so werden wir es heuer wieder machen“, versichert Ude. Politische Spitzen werde es nicht geben. „Die waren Stoiber vorbehalten“, so der OB. „Herr Seehofer hat nie wie Herr Stoiber Turnübungen auf der Empore verrichtet, um sich als Ganzkörperskulptur darzubieten. Er macht die Stoiber-Spiele nicht.“

Auch der Ministerpräsident versucht das pikante Zusammentreffen ganz geschäftsmäßig abzuhandeln, schließlich ist die Wiesn auch nicht sein Element: „Ich geh’ in das Bierzelt, nehm’ die Maß Bier, geh’ auf die Empore, ess mei Hendl und führ’ nette Gespräche. Wegen solcher Dinge gibt’s bei mir keinen erhöhten Puls.“ Nach zwei Stunden will Seehofer um 14 Uhr in die Staatskanzlei abrauschen – zum Koalitionsausschuss mit der FDP.

Richtig spannend wird’s dann im Wahljahr 2013. Das Ozapfen im Schottenhamel findet da am 21. September statt. Der Wahltermin für die Bundestagswahl steht noch nicht fest: Entweder am ersten Wiesn-Sonntag, dem 22. September. Oder eine Woche zuvor, am letzten bayerischen Ferienwochenende, dem 15.<TH>September. Für Seehofer könnte dieser Termin heikel werden, wenn Bayern gleichzeitig seinen Landtag wählen würde. Denn dann müsste Ude als möglicher Sieger dem bezwungenen Ministerpräsidenten noch die erste Maß auf der Wiesn reichen.

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