Traumstart für Wiesn - Ude gegen "Vollidioten"

Das Wetter hat mitgespielt. Nach einer Serie von grauen Regentagen haben sich rechtzeitig zum Start des Oktoberfestes die Wolken gelichtet. Es gibt Sonne zum Anstich – und einen Riesenandrang.
dpa |
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München – Petrus war halt doch ein Münchner. Nach zwei grauen Wochen mit Regen brach pünktlich zum Start des 180. Oktoberfestes in München endlich die Sonne durch die Wolken. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) zapfte am Samstag um zwölf Uhr mit zwei Schlägen das erste Fass Bier an. Mit dem Ruf „Ozapft is“ eröffnete er im Schottenhamel-Zelt unter dem Jubel der Gäste das größte Volksfest der Welt – sechs Sekunden zu früh.

Den ersten Steinkrug mit frischem Bier reichte er Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) – gebührt dem bayerischen Regierungschef doch traditionell die erste Maß. Zum unvermeidlichen „Prosit der Gemütlichkeit“ der Blaskapelle stießen die beiden Politiker auf eine friedliche Wiesn an. Dass es keine Zwischenfälle gebe, sei sein wichtigster Wunsch, sagte Ude. Gute Stimmung herrsche sowieso – und gute Geschäfte müsse er nicht wünschen, die würden ohnehin gemacht.

Zehntausende Menschen strömten schon morgens zur Theresienwiese. Die ersten Gäste kamen im Morgengrauen, um einen Platz in einem der Zelte zu erkämpfen. Bereits Stunden vor der offiziellen Eröffnung waren mehrere Bierzelte wegen Überfüllung geschlossen. Tausende Schaulustige säumten zudem die Straßen, als die Wirte mit prächtig geschmückten Pferdegespannen durch die Innenstadt zum Festgelände fuhren.

Viele Besucher kamen festlich herausgeputzt in Dirndl und Lederhose. Unter den Gästen waren auch Prominente wie Schlagersänger Heino und die Volksmusik-Moderatoren Carolin Reiber und Florian Silbereisen. Mit Ude und Seehofer trafen in der Anstichboxe ein Sieger und ein Verlierer aufeinander. Bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag hatte Ude es nicht geschafft, Seehofer als Ministerpräsident abzulösen. Die Rollenverteilung sei für ihn aber keineswegs demütigend, hatte Ude vor dem Anstich der „Passauer Neuen Presse“ erklärt. „Dem Ministerpräsidenten sauber einzuschenken, gehört zu den attraktivsten Amtshandlungen.“ Seehofer dankte Ude, dass er die Wiesn immer „so hervorragend“ eröffnet habe.

Es ist Udes letzte Wiesn als Oberbürgermeister; der 65-Jährige tritt bei der Kommunalwahl 2014 altersbedingt nicht mehr an. 21 Mal hat er die Wiesn nun eröffnet und zum 20. Mal angezapft. 2011 war das Anzapf-Ritual nach den Anschlägen vom 11. September in New York ausgefallen. „Es geht mir prächtig, die Wehmut wird während des Festes kommen und die Tränen am Ende“, kommentierte er seinen baldigen Abschied. Er freue sich über die Besucher aus aller Welt und über die vielen jungen Leute in Tracht. Sie seien Teil der Festkultur und kämen nicht als Voyeure. Klare Worte fand Ude in Sachen Alkoholexzesse. „Was mir nicht gefällt sind Kampftrinker und Extrinker“, sagte Ude. „Ich finde, man muss nicht zeigen, dass man ein Vollidiot ist“, erklärte er unter lautem Beifall, in dem manche auch empörtes Raunen einiger Festgäste zu hören meinten.

Nur eineinhalb Stunden später landete die erste Patientin mit Alkoholvergiftung in der Wiesn-Sanitätsstation – angeblich nach nur einem Bier. Die junge Frau wurde von ihrem Freund zu den Helfern des Münchner Roten Kreuzes gebracht. Sie habe nur eine einzige Maß getrunken, bestätigte der Leiter der Station, Frithjof Wagner. „Das Wiesnbier hat einen höheren Alkoholgehalt als das gängige Flaschenbier“, warnte er. In anderen Jahren gab es die ersten „Bierleichen“, wie die Alkoholopfer umgangssprachlich genannt werden, oft schon Stunden vor der Eröffnung des Oktoberfestes.

In diesem Jahr gibt es nach einjähriger Pause wieder eine „Oide Wiesn“. Dort geht es mit Volksmusik und historischen Fahrgeschäften besonders traditionell zu. Das Volksfest dauert bis zum 6. Oktober. An den 16 Festtagen werden rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt erwartet. Die Wettervorhersage lässt hoffen: Mindestens bis Mittwoch rechnet der Deutsche Wetterdienst täglich mit mehr Sonne; es soll bis über 20 Grad warm werden.

 

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