Tragischer Hintergrund: Deshalb liegt so viel Müll auf dem Oktoberfest

Auf dem Oktoberfest gibt es keine Mülleimer auf dem Gelände – lediglich an den Essensständen stehen ein paar wenige. Das hat einen ganz bestimmten Grund – die AZ erklärt, warum das so ist.
von  Julia Wohlgeschaffen
Müll auf dem Wiesn-Gelände: ein ganz normales Bild auf dem Oktoberfest, auch, weil es kaum Abfallbehälter gibt. Das hat einen ganz bestimmten historischen Grund.
Müll auf dem Wiesn-Gelände: ein ganz normales Bild auf dem Oktoberfest, auch, weil es kaum Abfallbehälter gibt. Das hat einen ganz bestimmten historischen Grund. © dpa

München - Bierzelte findet man auf der Wiesn zuhauf und auch an Fahrgeschäften mangelt es auf dem Oktoberfest nicht. Was Wiesn-Besucher allerdings häufig suchen – aber nicht finden – sind Mülleimer auf dem Gelände.

Tatsächlich zeigt sich beim Gang über die Wirtsbuden- und Schaustellerstraße: keine Mülleimer weit und breit. Lediglich an den Essensbuden stehen Behälter für den Abfall, jedoch nur in direkter Nähe, in Sichtweite zum Standl. Die Folge: Überall auf der Theresienwiese stapelt sich während des Oktoberfests der Müll auf dem Boden oder auf kurzerhand umfunktionieren Müllablagestellen wie Stromkästen oder Hydranten.

Wiesn-Chef zum Oktoberfest: "In Mülleimern kann man alles verbergen, was böse, schlecht und schlimm ist"

Vergessen hat die Stadt die Mülleimer für die Wiesn aber nicht. Im Gegenteil: Die Entscheidung, keine Abfallbehälter auf dem Gelände zu haben, wurde ganz bewusst getroffen – und das schon vor etlichen Jahren. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) sagte im vergangenen Jahr zur AZ: "Das hat einen einfachen Hintergrund. In Mülleimern kann man alles verbergen, was böse, schlecht und schlimm ist. Deshalb gibt's keine." 

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Oktoberfest-Attentat 1980: Täter versteckte Bombe im Mülleimer

Der Hintergrund zu seinen Worten ist tragisch: Am 26. September 1980 kam es am Haupteingang des Oktoberfests zu einem rechtsextremen Terroranschlag. Der Attentäter tötete mit seiner handgefertigten Bombe zwölf Menschen, 221 wurden verletzt, 68 davon schwer.

Ein Bild kurz nach dem Oktoberfest-Attentat 1980.
Ein Bild kurz nach dem Oktoberfest-Attentat 1980. © dpa

Der Attentäter, der selbst durch die Explosion starb, deponierte die Bombe in einem Mülleimer am Haupteingang. Um 22.19 Uhr kam es zur Detonation, zu diesem Zeitpunkt verließen gerade viele Besucher das Festgelände, um nach Hause zu gehen. Insgesamt rund 250 Sanitätskräfte eilten in den Minuten danach zum Tatort und versorgten die Dutzenden Verletzten. Die Polizei sperrte den Bereich großräumig ab, hatte aber Schwierigkeiten damit, die vielen Schaulustigen zurückzudrängen.

Es war der schwerste rechtsextreme Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine Gedenkstelle am Haupteingang erinnert an das grausame Attentat vor 43 Jahren.

Blumen stehen neben dem Denkmal für das Oktoberfest-Attentat.
Blumen stehen neben dem Denkmal für das Oktoberfest-Attentat. © Tobias Hase/dpa

Straßenreinigung auf der Wiesn nachts im Dauereinsatz

Was sollte man also mit dem Müll machen, den man auf der Wiesn loswerden möchte? "Den kann man bedenkenlos fallen lassen", sagte Baumgärtner. "Am Abend kommt die Straßenreinigung und kehrt alles wieder zam."

Die Straßenreinigung kümmert sich tatsächlich jeden Abend um den liegengebliebenen Müll auf dem Festgelände. Am Ende der Wiesn kommen so etwa 88 Tonnen Müll zusammen. 

Fürs Aufräumen und Saubermachen herrscht auf der Wiesn jede Nacht Hochbetrieb, denn bis 8 Uhr muss das Festgelände wieder in einwandfreiem Zustand sein. Ob sich die Mülleimer-Regelung auf dem Oktoberfest jemals ändern wird? "Das ist eine Sicherheitsfrage. Und da gibt es kein Argument für eine Änderung", so der Wiesn-Chef deutlich zur AZ.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde erstmals im September 2023 veröffentlicht und nun überarbeitet.

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