Tracht im Büro? So regeln es Münchner Firmen und Behörden

Darf man eigentlich in Dirndl oder Lederhose zur Arbeit gehen? Münchner Firmen und Einrichtungen sind da überaus tolerant. Aber es gibt da auch einige Ausnahmen.
Thomas Gautier |
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In Tracht im Tal (v. l.): Laura Mantl, Anja Wagner, Florian Mayr, Kathrin Brugger und Veronika Sieß von der Stadtsparkasse.
Sigi Müller In Tracht im Tal (v. l.): Laura Mantl, Anja Wagner, Florian Mayr, Kathrin Brugger und Veronika Sieß von der Stadtsparkasse.

Darf man eigentlich in Dirndl oder Lederhose zur Arbeit gehen? Viele Münchner Firmen und Einrichtungen sind da überaus tolerant. Aber es gibt da auch einige Ausnahmen.

München - Die Chefin im Dirndl, der Azubi in der kurzen Krachledernen, der Portier im Janker: Tracht im Büro, das ist gerade jetzt zur Wiesn ein großes Thema. Viele wollen sie tragen – doch dürfen sie das auch? Oftmals ja, in vielen Fällen aber auch nicht – wie unsere Umfrage bei Münchner Firmen und Behörden zeigt.

Grundsätzlich dürfen Mitarbeiter der Stadtwerke (SWM) am Arbeitsplatz Tracht tragen, sagt Sprecher Christian Miehling. Ausnahmen: SWM-Angestellte auf Baustellen, in Werkstätten, Bädern, im Kundenservice oder Fahrer. Sie müssen Dienstkleidung tragen. So sollen „unsere Mitarbeiter leicht für unsere Fahrgäste zu erkennen und bei Bedarf schnell ansprechbar sind“, so Miehling. Während der Wiesn „wäre es wohl kontraproduktiv, wenn unser Personal am Bahnsteig in Tracht käme und nicht mehr von Wiesn-Besuchern zu unterscheiden wäre“.

Bei der Stadt ist Tracht „selbstverständlich erlaubt“, sagt Isolde Schwarz-Krieger vom Personalreferat – und das „nicht nur zur Wiesn“. Es sei „durchaus üblich“, dass manche der 32000 Mitarbeiter auch unterm Jahr mit Dirndl oder Lederhose in die Arbeit kämen. Einschränkungen gebe es keine, sagt Schwarz-Krieger. Die Tracht solle nur „gesellschaftsfähig“ sein.’

Bei BMW (30000 Angestellte in München) ist Tracht im Büro ebenfalls erlaubt. „Das Oktoberfest gehört zu München wie das Unternehmen BMW“, sagt Sprecherin Almut Stollberg. Im Vierzylinder kämen durchaus in Tracht, „und das ist wunderbar“. Nur im Werk seien Dirndl und Krachlederne nicht erlaubt – wegen der Arbeitsschutzes. Auch bei externen Treffen müsse jeder Kollege für sich entscheiden, ob er mit Tracht passend angezogen ist.

Im Jüdischen Museum am St. Jakobs-Platz „darf man in Dirndl kommen und in Lederhosn ins Büro kommen“, sagt Sprecher Stephan Wagle – „nur nicht betrunken.“ Ausnahme hier: Kassenkräfte, Besucherbetreuer und Wächter müssen auch zur Wiesn Uniform tragen.

Beim Banknotenhersteller Giesecke & Devrient ist die Kantine zur Wiesn-Zeit „bunt gemischt mit Anzugträgern, Dirndln und Jankern“, sagt Sprecherin Daniela Gaigl. Regeln gebe die Firma nicht vor, „das macht jeder, wie er will“. Auch in Meetings und bei Kundenkontakten sei Tracht erlaubt. Ausnahme: die Produktion, in der Arbeitskleidung vorgeschrieben ist.

Beim Europäischen Patentamt in der Isarvorstadt ist Tracht im Büro „gang und gäbe“, sagt Sprecher Oswald Schröder, „das wird begrüßt, auch im Management.“ Auch Vorstände trügen mal Tracht. Für viele der 4000 – oft ausländischen – Mitarbeiter sei sie „ein Stück Integration“.

Siemens hat nichts dagegen, wenn seine 8600 Münchner Angestellte Janker, Lederhose oder Dirndl tragen, so Sprecher Michael Friedrich. Bei einem Bürotag sei das kein Problem, bei Kundenkontakten eher nicht. Das werde aber je nach Fall „unbürokratisch“ entschieden – Regeln gebe es keine.

Bei der Deutschen Post dürfen Angestellte in der Verwaltung im Wiesn-Dress kommen. Post- und Paketboten dürften das nicht – sie müssen zwingend Firmenkleidung tragen. Auch bei Kundenberatern könnten Anzug und Krawatte oftmals passender sein, sagt Sprecher Klaus-Dieter Nawrath.

Im Polizeipräsidium gilt „lageangepasste Kleidung“, wie das im Beamtendeutsch heißt. „Da werden Sie keinen in Tracht sehen“, sagt Polizeisprecher Oliver Timper. Nur auf der Wiesnwache trügen manche Kollegen Tracht, etwa die Pressesprecher. Zivilpolizisten könnten „theoretisch“ in Tracht auf Streife gehen, „das kommt aber selten vor“, sagt Timper. Es sei ja auch unpraktisch – wo versteckt man in Lederhosn seine Dienstwaffe? Absolutes Tracht-Verbot haben uniformierte Beamte.

Linde hat keine Vorschrift, was Tracht im Büro angeht. Der Betriebsrat lädt heuer wieder auf die Wiesn ein, da kommen manche auch schon Wiesn-fertig angezogen. Bei Kundenkontakt sei Tracht eher nicht passend.

Die Flughafen München GmbH (8200 Mitarbeiter) erlaubt Tracht ausdrücklich, so Sprecher Florian Steuer. Dirndl seien bei den Damen sehr beliebt, ebenso Lederhosen bei den Männern. Die sollte „den Bürogepflogenheiten“ entsprechen, bei Kundenkontakt sollte es eher die lange Version sein. In bestimmten Bereichen sei Tracht aber verboten – etwa bei den Mitarbeitern auf dem Vorfeld oder in den Werkstätten. Dort gilt Sicherheitskleidung, „da ist der Haferlschuh sicher nicht das Passende“, sagt Steuer.

 

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