Tischreservierung beim Oktoberfest in München: So lief's mit dem neuen Internet-Portal

Mit einer offiziellen Tisch-Tausch-Börse wollte die Stadt München die Wucher-Preise auf dem Wiesn-Graumarkt bekämpfen. Mit Erfolg?
von  Julia Wohlgeschaffen
Wie gut hat die neue Tisch-Tausch-Börse am Oktoberfest funktioniert?
Wie gut hat die neue Tisch-Tausch-Börse am Oktoberfest funktioniert? © dts Nachrichtenagentur/imago

München - Er ist heiß begehrt zur Wiesn-Zeit: der Tisch im Bierzelt. Manche Besucher – meist der jüngeren Generation zugehörig – stehen dafür am Wochenende sehr früh auf und lange in der Schlange am Eingang, um zum Zelt ihrer Wahl zu rennen, sobald das Festgelände öffnet. In der Hoffnung, einen freien Tisch zu ergattern. 

Andere wählen die entspanntere Variante: die Reservierung. Vor allem die Abendreservierungen sind sehr beliebt, diese Tische sind schnell und oft lange vor Wiesn-Beginn vergeben – trotz der hohen Kosten: Die meisten Festzelte setzen einen Mindestverzehr fest, den der Reservierende zwingend abnehmen muss. Oft sind es zwei Maß Bier und ein Hendl pro Person. Bei einer durchschnittlichen Tischgröße von acht bis zehn Personen kostet das rund 430 Euro.

Wiesn-Reservierungen: Kampf gegen Wucher auf dem Graumarkt

Problematisch wird's, wenn man seine Reservierung kurzfristig nicht wahrnehmen kann – denn sie ist grundsätzlich personalisiert und nicht auf Dritte übertragbar. Die Folge: Manche versuchen, ihre Tische auf dem Schwarzmarkt wieder loszuwerden. Dort kursieren auch Tische zu Wucherpreisen und Angebote von Betrügern. Eine Veränderung musste her: Die Stadt beschloss 2023, dass jeder Betreiber eines Festzelts eine Online-Möglichkeit zum Verkauf und Kauf von Tischreservierungen anbieten muss.

Erstmalig gab es heuer daher das offizielle Online-Portal "Oktoberfest-Booking.com", auf dem nicht genutzte Reservierungen zum Originalpreis getauscht oder verkauft werden. 21 gastronomische Mittel- und Großbetriebe nahmen teil. Das sei "ein wichtiger Schritt, um den Grauen Markt, wo oft Tausende von Euro für einen Tisch verlangt wurden, zurückzudrängen", steht in einer Mitteilung der Stadt. Käufer solcher illegal weiterverkauften Reservierungen würden riskieren, den Anspruch auf die eigentliche Reservierung zu verlieren, da sie nicht auf sie umgeschrieben werden, heißt es auf der Seite des Tauschportals.

Der Reservierungsverkauf kann auf dieser Seite auf legalem Weg stattfinden: "Hier können Sie Ihre Tischreservierung ganz offiziell und rechtssicher über eine gesicherte Transaktion zum Verkauf anbieten", steht auf der Seite des Tauschportals.

Bilanz: So erfolgreich war das neue Tisch-Tausch-Portal auf dem Oktoberfest

18 Tage Wiesn sind nun vorbei, Zeit Bilanz zu ziehen. Wie gut funktionierte das Tauschen und Verkaufen im Online-Portal?

Schon im Oktoberfest-Halbzeitbericht nach einer Woche hieß es: "Die Plattform meldet 100.000 Seitenaufrufe pro Tag. Bisher wurden rund 310 Transaktionen abgewickelt." Bis zu diesem Zeitpunkt seien die meisten Tische unverzüglich verkauft worden.

Im Oktoberfest-Schlussbericht verkündet die Stadt schließlich: "Die Plattform meldete durchschnittlich 80.000 Seitenaufrufe pro Tag, wobei die Spitze bei 100.000 Aufrufen lag. Rund 390 Transaktionen wurden abgewickelt." Wer kurzfristig eine frei gewordene Reservierung ergattern wollte, musste Glück haben: "Die meisten Tische waren nach maximal 12 Minuten verkauft."

Bei der Abschlusskonferenz verkündet Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU), dass es das Portal auch im kommenden Jahr wieder geben soll. Man wolle es außerdem mehr bewerben.

Ob irgendwann über diese Seite auch grundsätzlich Reservierungen getätigt werden können? Bisher vergeben alle Zelte ihre Reservierungen unabhängig voneinander, es gibt keine zentrale Reservierungsstelle. Christian Schottenhamel, Sprecher der Wiesn-Wirte und Wirt des gleichnamigen Zelts, hat darauf eine klare Antwort: "Es ist nur als Tauschportal gedacht", so der Wirt.  

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