Stephan Kuffler: "Es wird ruhiger - angenehm!"

Wie ist das Wiesn-Gfui heuer? Die AZ hat mit Machern und Kennern gesprochen.
Der Weinzelt-Wirt Stephan Kuffler über Wiesn-Schauermärchen und den Wunsch nach einem langen Leben:
"Der Zaun war längst überfällig. Stellen Sie sich mal vor, da plant ein privater Veranstalter ein Fest mitten in der Stadt mit sechs Millionen Besuchern in 16 Tagen und mit den Sicherheitsvorkehrungen, wie wir sie bei der Wiesn bisher hatten: Die Stadt würde keine Genehmigung erteilen.
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Die Samstage waren teilweise lebensgefährlich. Die Wiesn war total überfüllt, und trotzdem ist noch jeder unkontrolliert reingekommen. Seit 2011 wurden sukzessive immer intelligentere Sicherheitsmaßnahmen getroffen – der Zaun ist die letzte notwendige Maßnahme. Trotzdem hätte so eine Katastrophe wie in Nizza schon vor vielen Jahren bei uns auf dem Oktoberfest nicht passieren können.
Seit dem Terror-Video von 2001, als Al-Kaida ein Attentat angedroht hat, kursieren auf der Wiesn immer dieselben Latrinenparolen. Da erzählen sich die Gäste, dass jemand in einem Zelt einen prall gefüllten Geldbeutel gefunden habe. Viel Geld sei drin gewesen und eine Nummer, die der Finder angerufen habe. Der Mann war ein Araber und überglücklich, dass er sein Portemonnaie zurückbekommen hat. Deshalb habe er dem Finder bei der Übergabe gesagt, dass er sich von der Wiesn fernhalten solle, weil sie da nämlich eine Bombe versteckt hätten. So ein Schmarrn!
Die Geschichte kommt immer wieder auf. Die ist dann einem Schwager von einem Freund von einem Freund passiert – und deshalb gehen die Leute nicht mehr auf die Wiesn.
Was machst du konsequenterweise auch nicht, wenn du aus Angst nicht aufs Oktoberfest gehst: Streichst deinen Urlaub, das Madonna-Konzert und das Fußballspiel? Meinen die Leute wirklich, sie werden unendlich alt, weil sie heuer nicht auf die Wiesn gehen? Freilich wird es ruhiger in diesem Jahr, war ja schon im letzten Jahr so. Eine angenehme Wiesn war das.
Mir tun die Geschäfte leid, die auf Kinder und Familien ausgerichtet sind, weil die heuer weniger kommen. In den Zelten wird trotzdem was los sein, da mache ich mir keine Sorgen.
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Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir uns nicht jedes Jahr mit Rekordzahlen selbst übertreffen. Aber es ist ganz normal in der Wirtschaft, dass es Phasen des Aufschwungs gibt und Phasen, in denen weniger los ist. Wer Lust auf die Wiesn hat, kommt trotzdem. Die meisten Toten gibt’s im Haushalt und im Straßenverkehr. Da weiß man, was man machen muss, wenn man lange leben will: Raus gehen!"