Steinbergs: Wirte wie aus dem Bilderbuch

Seit 1980 ist die Familie Steinberg mit dem Hofbräuzelt auf der Wiesn. Von ihnen gibt’s täglich Bibelsprüche, vom Chefkoch Käse
Laura Kaufmann |
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Die Wirtefamilie heute: Margot und Günter Steinberg mit den Geschwistern Silja und Friedrich „Ricky“ Steinberg (v. links).
Ralf Kruse Die Wirtefamilie heute: Margot und Günter Steinberg mit den Geschwistern Silja und Friedrich „Ricky“ Steinberg (v. links).

Früher haben die Kinder ihre Hausaufgaben im Zelt gemacht. Heute ist Ricky Steinberg um acht Uhr morgens der erste auf der Festwiese, seine Schwester Silja schmeißt noch das Büro im Hofbräukeller und fährt mittags raus. „80 Prozent der Arbeit machen die beiden“, sagt Günter Steinberg.

„Meine Frau und ich haben uns von der Tagesarbeit zurückgezogen, wir erledigen vor allem Repräsentationspflichten: Die Mitarbeiter begrüßen, langjährige Stammtische. Das macht einem wirklich Freude, wenn die Kinder auch in den Beruf einsteigen – Gastronomie ist nicht das leichteste.“

Und das Hofbräu Festzelt, das die Familie Steinberg seit 1980 betreibt, nicht gerade das Ruhigste. Hier lassen es die Touristen gern krachen, und zu später Stunde kann es durchaus mal passieren, dass sich eine Australierin ihres BHs entledigt und ihn hoch zum Aloisius wirft, der über der Szenerie baumelt.

Jeden zweiten Tag befreit der Hausmeister den Münchner im Himmel von seiner unfreiwilligen Bekleidung. Um das Zelt ranken sich 1500 Hopfenreben, „ein findiger Mensch hat mir mal vorgerechnet, dass ich daraus genauso viel Bier brauen könnt’, wie ich auf der Wiesn verkaufe“.

Manchmal wird aber auch einem erfahrenen Wiesnwirt, wie es Günter Steinberg ist, bei den Besucherscharen mulmig zumute. „Es ist eine riesige Verantwortung. Da stehst du auf dem Balkon, siehst runter auf 10500 Besucher und denkst, lieber Gott, lass’ es gut gehen.“

Zum Glück gibt’s die gute Security und eine Kapelle, die weiß, wann sie ein gemütlicheres Lied anstimmen sollte, um der Stimmung entgegen zu wirken. Und für Gottes Beistand richtet die Familie nicht nur ein Stoßgebet gen Himmel. Jeden Morgen lesen Günter und Margot Steinberg in der Bibel, bevor sie aufbrechen zur Festwiese. Und für ihre Mitarbeiter suchen sie jeden Tag einen Spruch heraus, den sie ans schwarze Brett pinnen: „Gläubig oder nicht, das hat schon viele spannende Gespräche angeregt“, sagt Steinberg.

Jetzt ist die Vorfreude auf den Auftakt groß: „Wenn man aussteigt aus der Kutsche, die Leute klatschen, meine Frau kriegt einen Blumenstrauß, die Bedienungen im Dirndl stehen Spalier, alle strahlen, lachen, freuen sich – und dann, bei der Ansprache, wenn dich tausende Leute anschauen. Das ist so ein erhabenes Gefühl. Ein Gefühl, das vergisst man nicht.“

Die Ansprache hält heuer zum ersten Mal sein Sohn, Friedrich „Ricky“ Steinberg. Auch am letzten Tag, „da ist es genauso schön wie am ersten.“ Die zehn größten Hits des Festzelts von der Kapelle, die Bedienungen, die mit ihren Schürzen winken, die Gäste, die das Zelt mit Wunderkerzen ausleuchten.

Und dazwischen: Harte Arbeit. Wenn’s ihr ausgeht, kommt die Familie im Stüberl auf eine Brotzeit zusammen, ihrem Rückzugsort im Zelt. Dort macht Günter Steinberg nachmittags für zehn Minuten oder eine Viertelstunde die Augen zu, wenn es die Zeit erlaubt. Dort stellt der Küchenchef abends noch ein bisserl Käse für die Familie rein, einen Snack, bevor es nach Hause geht nach einem anstrengenden Tag.

Günter Steinberg schenkt sich dann noch ein Glaserl Rotwein ein und schaut auf München.tv, was so passiert ist in seinem Zelt. Wo er am nächsten Tag wieder unter dem Münchner im Himmel steht.

 

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