Steinbergs: Kinder an die Macht

Bei der Präsentation des neuen Wiesn-Kruges ergreift Günter Steinberg (73) die Gelegenheit – und verkündet den Wachwechsel im Hofbräuzelt: Tochter Silja (40) und Sohn Ricky (42) übernehmen
von  Laura Kaufmann
Ein Hoch auf den Krug! Günter Steinberg mit Ehefrau Margot, Tochter Silja, Sohn Ricky und Andreas Giebel (Mitte).
Ein Hoch auf den Krug! Günter Steinberg mit Ehefrau Margot, Tochter Silja, Sohn Ricky und Andreas Giebel (Mitte). © Bernd Wackerbauer

Na ja, Kinder kann man die beiden eigentlich nicht mehr nennen. Die Geschwister Silja und Ricky Steinberg sind immerhin 40 und 42 Jahre alt. Auch von Juniorwirten muss niemand mehr sprechen: Hochoffiziell, vor Freunden, Promis und Kollegen, hat Wiesnwirt Günter Steinberg (73) seinen beiden Kindern die Verantwortung für das Festzelt übertragen.

Der Anlass für die Feierlichkeit war ein anderer: Wie jedes Jahr lud Steinberg in ein mit Hopfen geschmücktes Partyzelt im Hofbräukeller – auf die Wiesn darf er noch nicht einladen – um den Krug des Festzelts vorzustellen: Dieses Jahr hatte ihn der Münchner Schauspieler und Kabarettist Andreas Giebel entworfen.

Während sich Wiesnwirte und -stadträte, Otti Fischer, Patrick Lindner, Carolin Reiber und Wolfgang Fierek, Gabriele Weishäupl und Seppi Schmid bayerische Tapas schmecken ließen, legte Kabarettist Helmut Schleich auf der Bühne einen bejubelten Auftritt als Franz Josef Strauß hin, wetterte gegen die Oide Wiesn: „Des brauchen’s, um diesem globalen Saufgelage überhaupt noch einen kulturellen Anstrich zu geben, Wenn ich das schon höre! Da sollte man auch gleich a oide CSU einführen.“

OB Ude, das „dauergrinsende Weltwunder ohne Programm“ bekam sein Fett weg wie Seehofer, der sich aus Angst vor der Ungnade der Wähler schon als Oppositionsführer inszenieren müsse: „Früher hatte der Wähler noch Angst, bei der CSU in Ungnade zu fallen!“ Als danach Günter Steinberg auf der Bühne von Prinz Charles und ewigem Warten auf Thronfolge anfing, da war’s den Gästen klar, was der Wirt vorhatte.

„Meine Frau und ich erledigen hauptsächlich Repräsentationspflichten, 80 Prozent der Arbeit machen die Kinder“, hatte er im letzten AZ-Interview gesagt, jetzt machte er ernst: „Margot und ich haben uns entschlossen, dass in unserer Familie keine britisch-königlichen Verhältnisse aufkommen sollen.“

50 Jahre hat Steinberg auf der Wiesn verbracht, angefangen im Wienerwald-Zelt. Der Abschied fällt dem Vollblut-Wirt nicht leicht. „Das wir das noch erleben dürfen, dass ihr beide entspannt da unten sitzt“, neckte Tochter Silja ihre Eltern später von der Bühne.

Entspannen aber liegt Günter Steinberg nicht, natürlich wird er trotzdem jeden Tag im Hofbräuzelt sein. „Das erwarten die Leute auch.“ – „Viel ändert sich nicht“, sagt auch Ricky Steinberg. „Außer dass wir eben jetzt auch offiziell, vor Gesetz und vor Vertragspartnern, die Verantwortung tragen.“ Der Familienzusammenhalt ist groß bei Steinbergs. Das Hofbräuzelt ist es auch. Groß genug für Vier.

 

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