Sonnig, wonnig, Wiesn: So voll und doch entspannt

Ein Traumstart fürs Oktoberfest: Das Wetter bleibt angenehm, rund eine Million Gäste mit guter Laune strömen auf die Festwiese. Einen Boom erlebt auch die Oide Wiesn
von  Laura Kaufmann
© dpa

Es ist schon fast zu kitschig, um wahr zu sein. Kaum setzen sich am Samstag die Wagen der Wiesnwirte in Bewegung, hellt sich der Himmel auf: Bis sie an der Festwiese angekommen sind, strahlt die Sonne aufs Gelände – und die Gesichter der Gäste strahlen mit.

Die sind zahlreich erschienen. Auf knapp eine Million schätzt die Stadt die Besucherzahl. Ebenso viele Maß tranken die Gäste. Das freundliche Herbstwetter sorgte für deutlich mehr Besucher als im Vorjahr – da kamen nach einem verregneten ersten Tag nur rund 850000 Menschen.

Das schöne Wetter zog die Leute raus auf die Wiesn, sorgte aber gleichzeitig dafür, dass sie sich gut verteilen. Auf die Biergärten der Festhallen, die nach kurzer Zeit abgesperrt sind, auf die Fahrgeschäfte und Standln, auf die Oide Wiesn, vor der die Menschen Schlange standen. „Heute mussten wir zum ersten Mal am ersten Samstag auch den Biergarten absperren“, sagt Stephan Kuffler vom Weinzelt am Samstag. „Aber die Stimmung ist gut.“ Bei Sonnenschein warten die Leute geduldiger vor Absperrbändern und verschlossenen Türen als bei Kälte und Nieselregen.

Trotz aller Appelle bauten sich schon ab 5 Uhr morgens junge Leute vor den Zelten auf, um auch ja einen Tisch zu ergattern. So stark war der Andrang, dass die Securitys im Schützenzelt – besonders beliebt bei der Sehen-und-gesehen-werden-Jugend – einigen vorab Einlass verschaffen mussten. „Wir im Hofbräuzelt haben die Leute um 9 Uhr reingelassen“, sagt Wiesnwirt Günter Steinberg. „Unsere Securitys haben die anstehenden Leute auf die verschiedenen Eingänge verteilt, damit die Traube vor dem Eingang nicht übermächtig wird und Lieferanten behindert.“

Ansonsten bestätigt er wie seine Kollegen: Der Wiesn-Auftakt war ein entspannter, friedlicher. „Die Gäste sind genauso glücklich wie wir, dass es wieder losgeht“, sagt Margot Steinberg. „Und wenn der erste Tag gut gelaufen ist, sind auch wir entspannt.“ Nur der Appell der Wiesnwirte, seine Maß nicht auf ex zu trinken, läuft oft ins Leere (siehe auch Seite 11).

Für die Kampagne hatten sie Plakate von Dieter Hanitzsch zeichnen lassen („Mach’ dich nicht zum Affen! Ex-Saufen is uncool!“) und zum Teil in den Zelten aufgehängt. „Die haben sie bei uns am ersten Tag alle abgerissen“, sagt Wirtesprecher Toni Roiderer vom Hackerzelt. „Es war gut gemeint, aber da lassen sich die Leute nichts vorschreiben. Wir handhaben das weiterhin so, dass die Securitys solche Leute ansprechen.“

Im Hofbräuzelt gehen einige Gäste diesem Sport mittags nach und baden dann im Johlen des Festzelts. „Früher sind die Leute aufgestanden und haben ihre T-Shirts gelupft“, sagt Margot Steinberg. „Ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist.“ Ex-Saufen unterbinden? Schwierig.

Ein Problem, das es auf der Oidn Wiesn nicht gibt. „Bei uns ist es nicht erlaubt, auf den Bänken zu stehen“, sagt Toni Winklhofer, Wirt vom Festzelt Tradition. „Die Gäste wissen das, wir weisen auch bei Reservierungen darauf hin.“ Sehr viel besser als 2011 sei das Festzelt am Eröffnungswochenende besucht gewesen, wofür natürlich auch das Wetter mitverantwortlich ist.

„Hier laufen so viele Kinder umher, die passen kaum in unseren Limogarten“, sagt Winklhofer. Samstag wie Sonntag bildeten sich lange Schlangen vor der Oidn Wiesn, viele ältere Leute und Familien mit Kindern nutzen das griabige Angebot. Unterm Strich ist der ganze Wiesnstart wonnig ausgefallen – für sehr, sehr viele Menschen.

 

 

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