So lief die Pfefferspray-Attacke

Ein 19-Jähriger sprüht wahllos im Mittelschiff herum – Wiesn-Gäste rennen panisch aus dem Zelt, das die Polizei komplett abriegelt.
München - Es ist kurz vor 20 Uhr im Schützenfestzelt, beste Wiesn-Zeit also. Das Zelt ist knallvoll, die meisten Gäste haben ihre Hendl längst gegessen und tanzen fröhlich auf den Bänken. Plötzlich tränen vielen die Augen, in allen möglichen Ecken wird geniest – und rund 50 Menschen aus dem Mittelschiff rennen panisch nach draußen.
„Ein Attentat! Ein Attentat!“, ruft eine junge Frau mit hochrotem Gesicht und Tränen in den Augen. Panik macht sich breit. Immer mehr flüchten aus dem Zelt oder auf die Toiletten, um sich das Gesicht zu waschen. Eine Lady schreit hysterisch: „Das war ein Giftgas-Anschlag!“
Ein etwa 35-jähriger Mann, der aus dem Mittelschiff rennt, meint: „Es war ein Mann oder mehrere Männer, die uns mit Pfefferspray attackiert haben. Es ging so schnell. Ich habe das gar nicht richtig mitbekommen, aber jetzt kann ich kaum mehr was sehen.“Sofort werden Notärzte alarmiert. Viele Zelt-Gäste bleiben draußen, reiben sich die Augen und husten.
Die Pfefferspray-Attacke ist das Gesprächs-Thema Nr. 1. Sofort ist auch die Polizei da, die das Schützenfestzelt aus Sicherheitsgründen absperrt. Niemand darf raus oder rein.
Insgesamt erleiden 37 Menschen Augenreizungen und werden vor Ort behandelt, zwei werden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
Wirt Edi Reinbold zur AZ: „So etwas habe ich in all den Jahren noch nie erlebt.“ Sein Sohn Mathias ist ebenfalls geschockt: „Ich verstehe nicht, wer so etwas tut – und schon gar nicht, warum.“
Wer steckt hinter der Pfefferspray-Attacke?
Der Täter ist ein 19-jähriger Angestellter aus Landsberg am Lech. Ein Ordner des Zeltes hatte gesehen, wie er das Spray unter mehrere Tische sprühte. Daraufhin alarmierte er umgehend die Polizei und hielt den Landsberger fest.
Mittlerweile ist der Täter wieder auf freiem Fuß, ihn erwartet aber eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. Ob er einen Mittäter hatte, ist unklar. Viele wollen einen zweiten Mann gesehen haben.
Ebenso ungeklärt ist die Frage, warum der Landsberger das Pfefferspray versprühte. „Aus Blödsinn, Gaudi oder im Rausch, das müssen wir noch klären“, so Polizeisprecher Wolfgang Wenger, der auch den Ordnungsdienst des Schützenfestzelts lobte: „Sie haben sehr gut reagiert und schnell durchgelüftet.“ Und tatsächlich: Nach dieser Lüftungspause ging es fröhlich weiter – auch wieder im Mittelschiff.