"Sind sprachlos": Wer heuer sein Festzelt auf der Oidn Wiesn in München aufbauen darf

Das Wirtspaar Schöniger hat den Zuschlag für das Musikantenzelt auf der Oidn Wiesn in München bekommen. In der AZ erklären sie ihr Konzept, zeigen ihren Zeltentwurf – und verraten, welches Bier ausgeschenkt wird.
von  Julia Wohlgeschaffen
Winfried Frey (56, links), Petra Schöniger (52) und Peter Schöniger (53) vor dem Zelt des Wirtspaars auf dem Frühlingsfest, der Festhalle Bayernland.
Winfried Frey (56, links), Petra Schöniger (52) und Peter Schöniger (53) vor dem Zelt des Wirtspaars auf dem Frühlingsfest, der Festhalle Bayernland. © Bernd Wackerbauer

München – Die Blicke wandern immer wieder nervös zu den Handys, die auf dem Tisch liegen, doch bislang rührt sich nichts. Es ist fast 12 Uhr, und Petra und Peter Schöniger sitzen mit Winfried Frey in einem kleinen Häusel auf der Theresienwiese und warten auf Nachrichten – aus dem Rathaus.

Dort beschließt der Stadtrat gerade, wer sein Zelt auf der Oidn Wiesn aufbauen darf und die Schönigers haben sich bereits zum vierten Mal für das Musikantenzelt beworben, mit einem Zelt namens "Boandlkramerei". Die Chancen stehen gut, weil sie in der Bewertung nach Punkten eine höhere Zahl erreicht haben als Beppi Bachmaiers Herzkasperlzelt.

Die "Boandlkramerei"-Wirte wissen: "Die Oide Wiesn ist Brauchtum, Tradition und Kultur"

Nebenan scheppert es immer wieder, hier bauen die Handwerker gerade die Festhalle Bayernland ab. Dieses Zelt betreibt die Familie Schöniger schon seit den 70er Jahren auf dem Frühlingsfest. Dort spielen Blaskapellen, es treten aber auch Partyschlagersänger wie Mickie Krause auf – kein Programm, das für die "Boandlkramerei" infrage käme. "Das Frühlingsfest hat nichts mit der Oidn Wiesn zu tun", sagt der angehende Wiesnwirt deutlich. "Die Oide Wiesn ist Brauchtum, Tradition und Kultur."

Für das Kulturprogramm im neuen Zelt ist Winfried Frey verantwortlich. "Wir wollen der jungen Volksmusikszene eine Plattform geben", sagt er und meint damit, auch neuen Gruppierungen, neuen Stilrichtungen und Nachwuchskünstlern eine Bühne zu geben. Es werde etwa ein humoristisches Brandner-Kaspar-Ensemble geben, erzählt Frey.

Neue Wirte auf der Oidn Wiesn: "Wer als erstes mit einem Löffel-Charivari daher kommt, kriegt ein Freibier!"

Die Idee zur Boandlkramerei kam Schöniger und Frey beim Schafkopfen. In der Geschichte vom Brandner Kaspar wird der Boandlkramer  – der Tod – beim Kartenspielen überlistet. Mit dem Namen wollen sie aber nicht den Tod repräsentieren, sondern die Speisen – weil sie viele Boandl, sprich Knochen, etwa in Form von Schweinshaxn und Hendl servieren werden. "Bei uns muss keiner den Löffel abgeben", erklärt Schöniger lachend, "den kannst du als Souvenir mit heimnehmen. Vielleicht passt er ja ans Charivari." Winfried Frey stimmt ihm gleich amüsiert zu und ergänzt: "Wer als erstes mit einem Löffel-Charivari daher kommt, kriegt ein Freibier!"

Ein Löffel könne außerdem als Perkussionsinstrument verwendet werden. "Wer da meint, er will mitspielen, hat da vielleicht die Möglichkeit", sagt Frey schmunzelnd.

Um 13.11 Uhr klingelt schließlich eines der Handys. Kurze Zeit später beginnt das Boandlkramer-Trio zu jubeln. Der Stadtrat hat einstimmig beschlossen, dass sie ihr Zelt heuer auf der Oidn Wiesn aufbauen dürfen. "Wir sind sprachlos, die Freude ist riesig!" Vor lauter Freude lüften sie auch gleich ein Geheimnis, zu dem sie sich bislang nicht äußern wollten  – um die Frage, welches Bier in ihrem Zelt im Herbst ausgeschenkt wird: Augustiner, wie auch in der Festhalle Bayernland.

Ein Entwurf des neuen Zelts: Es soll eine Wirtshausatmosphäre entstehen.
Ein Entwurf des neuen Zelts: Es soll eine Wirtshausatmosphäre entstehen. © Zeltgrafik, Ornamente, Fassade: Giancarlo Proserpio. Grafik: Thomas Neumann

"Boandlkramerei"-Betreiber Peter Schöniger: "Als Wirt muss man ein dickes Fell haben"

Der Zuschlag für die Schönigers bedeutet gleichzeitig aber auch das Aus für das Herzkasperlzelt. Dafür hagelte es in den vergangenen Tagen bereits Kritik. "Das geht dir schon nah", sagt Peter Schöniger, "aber ich bin ein Wirt, da muss man ein dickes Fell haben. Wir lassen uns auf die Schlacht nicht ein."

SPD und Grüne im Rathaus kündigten bereits an, dass sie das Bewerbungsverfahren ändern wollen – was für die Boandlkramerei vielleicht bedeuten könnte, nach nur einem Jahr den Löffel selbst abgeben zu müssen.

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