Schottenhamels: Dort, wo es richtig losgeht
Christian und Michael und Schottenhamel treffen sich an der Josephspitalkirche, bevor es losgeht. „Wir zünden eine Kerze an, gedenken unseren Vätern und wünschen uns eine friedliche Wiesn“, sagt Michael. „Da können wir uns noch einmal sammeln, bevor es losgeht“, ergänzt sein Cousin.
Denn richtig los geht’s bei ihnen: Im Schottenhamel zapft traditionell der Oberbürgermeister an, den die Schottenhamel-Wirte vorher in ihrem Wagen auf die Wiesn gebracht haben. „Das Schöne ist, dass man den OB im Wagen mal ganz für sich hat“, sagt Christian Schottenhamel. – „Irgendwie zwischen privat und öffentlich“, meint sein Cousin, „auf der einen Seite natürlich in seiner Funktion als OB, beim Winken, auf der anderen Seite hat man das Gefühl er äußert da Gedanken, die er nicht jedem laut sagen würde.“
Zu zweit sind die beiden Cousins im dritten Jahr die Wirte der Schottenhamel Festhalle – Christian ist schon ein Vierteljahrhundert mit dabei, „damals war ich einer der Jüngsten.“ Und damals hat er vor der Wiesn ziemlich schlecht geschlafen: „Ich hatte Angst, dass die Kapelle einfach nicht kommt. Ich habe meinen Vater gefragt, ob ich nicht doch nochmal anrufen soll, aber der meinte, damit würde ich die nur nervös machen.“
Nervös war er stattdessen selbst – aber damals lief das alles lockerer, nicht detailliert organisiert. Und die Kapelle kam trotzdem.
Auch wenn das „O’zapft is“ von Blasmusik abgelöst wird und der Wiesnbetrieb seinen gewohnten Lauf nimmt, werden die Gäste vom diesjährigen Umbau nichts merken: Schottenhamels haben ihre Küche ein bisserl vergrößert. Aber nicht, weil die Bisons vom Freisinger Metzger zu groß für die alte sind. Die gibt es heuer als Gulasch, nebst den anderen gutbürgerlichen Gerichten. Die Hendl im Schottenhamel stammen übrigens aus Freilandhaltung. „Sie sind ziemlich groß, deswegen brauchen sie ein bisserl länger“, sagt Christian Schottenhamel. „Aber dafür hat der Gast auch was davon.“
Das Hendl ist auch das Gericht, was sich die Cousins als erstes schmecken lassen, sobald sie auf der Wiesn zum Essen kommen. Im Zelt kümmern sich beide um alles, „Ich bin etwas küchenlastiger, Michael finanzlastiger – aber wichtige Entscheidungen treffen wir immer gemeinsam“.
Genau zwei Personen arbeiten im Wiesnbüro, die nicht zur Familie gehören. Sonst besteht das Schottenhamel-Kernteam aus Schwestern, Brüdern, Cousins, Neffen. Michael Schottenhamels drei Kinder sind auch schon draußen, die seines Cousins sind noch etwas zu klein: „Meine Tochter ist neun, die will immer mit mir Karussell fahren gehen. Aber Papa hasst Karussell fahren.“
Sein Sohn kann noch keine Wiesn-Wünsche artikulieren: Der Kleinste des Schottenhamel-Clans ist gerade erst auf die Welt gekommen.