Reservierungen: Wirte suchen diesen Fälscher
Mit einem Foto suchen die Wiesn-Wirte den Unbekannten, der Gästen falsche Gutscheine und nicht vorhandene Plätze verkauft haben soll.
München - Wanted! Gesucht! So steht es über dem Foto, dass bei einigen Wiesnwirten im Zeltbüro hängt. Darauf zu sehen ist ein junger Mann mit Filzhut und Sonnenbrille. Er soll mindestens 80 Gäste um tausende Euro geprellt haben. Seine Masche: Er verkauft nicht vorhandene Wiesntische vor den Zelten.
Am Freitagabend geht es plötzlich Schlag auf Schlag: Im Minutentakt stürmen die Gäste im Hofbräu- und im Schottenhamel-Zelt in die Büros. Sie suchen ihre Tische im Mittelschiff, wedeln mit der Reservierung, mit Hendl- und Biermarken. Vergeblich.
Die Wert-Gutscheine entpuppen sich als gefälscht, der Tisch kann an diesen Tagen überhaupt nicht reserviert werden. Die Wirte können die Besucher nur zur Polizei begleiten. Die Kripo ermittelt.
Nach Informationen der AZ identifizieren mehrere Gäste unabhängig voneinander den Mann mit Filzhut als den Verkäufer der Reservierungen. Ein Gast hatte das Foto von ihm gemacht. Er soll gezielt Gruppen vor den Zelten angesprochen haben: Die Freunde seien krank geworden, er habe einen Tisch übrig. Besonders junge Leute suche er sich aus.
Im Hofbräuzelt laufen sieben geprellte Gäste am Wochenende auf, im Schottenhamel sind es zwölf, im Hacker einer. Bis zu 800 Euro haben sie bezahlt, der Schaden geht an die 10.000-Euro-Grenze.
Eine Chance, die Reservierungen als getürkt zu erkennen, haben die Gäste nach Aussagen der Wirte nicht. Der Briefkopf ist einer gültigen Reservierung nachempfunden, die Preise entsprechen einem realen Tisch. Unter den Namen „Mike Staffelt“ oder „Peter Schmäler“ verkauft der Betrüger die Schreiben. „Dazu werden täuschend echt aussehende Gutscheine angeboten“, sagt Ricky Steinberg vom Hofbräuzelt. Er geht davon aus, dass der Mann eine echte Reservierung hat. Nur: auf welchen Namen? „Ein Laie hat keine Chance, das zu erkennen“, sagt auch Michael P. Schottenhamel. „Das ist nicht nur schnell durch den Farbkopierer gejagt worden.“
Die Wiesn-Wirte gehen von mehreren Tätern aus – und wollen sie jetzt stellen. Vor den Zelten halten sie speziell nach dem Mann auf dem Foto Ausschau, und hoffen, ihn zu erwischen.
Doch nicht nur vor den Zelten passen die Betrüger Wiesnbesucher ab: Auch über Ebay werden – wie seit Jahren – nicht existierende Reservierungen für hohe Preise angeboten. „Wir beobachten Ebay-Angebote für das Hackerzelt“, sagt Jungwirt Thomas Roiderer. Man kämpfe dagegen an.
Weiterer Umschlagsplatz für gefälschte Reservierungen: der Hauptbahnhof. Besuchern aus dem Saarland, aus Schwaben oder Düsseldorf sollen hier wertlose Wertmarken gegen Bargeld übergeben worden sein. Manche der Abgezockte sind mit der Firma im Bus angereist, manche mit Geschäftskunden.
Eine Geschäftsfrau der West LB hatte über eine hausinterne Eventagentur den Tisch erhalten – auch dieser entpuppte sich als gefälscht. „Geschäftsleuten ist es natürlich besonders peinlich, wenn sie mit leeren Händen da stehen“, sagt Schottenhamel.
Sogar Münchner fallen auf die Masche rein: Ein Stadtführer erkaufte sich die Reservierung – und konnte nur noch bei der Polizei Anzeige erstatten. „Ein paar Leuten sind wir dicht auf den Fersen“, heißt es aus Ermittlerkreisen. IP-Adressen werden überprüft.
Bis dahin können die Wirte nur warnen. Schottenhamel: „Ich bin sicher, nächstes Wochenende kommt was nach.“
So schützen Sie sich:
- Kaufen Sie nicht bei Ebay. Erwerben Sie Gutscheine und Reservierungen nur in den Büros der Wiesnzelte.
- Grundsätzlich gilt: Reservierungen für abends an Freitagen, Samstagen und für Abende vor Feiertagen sind extrem begehrt – und extrem selten. Wird einem eine solche Reservierung angeboten, sollte man vorsichtig sein.
- Das Mittelschiff darf zu großen Teilen – außer im Weinzelt, im Käfers und im Hippodrom – am Wochenende nicht reserviert werden.
- Reservierungen mit „Innenraum“-Bezeichnung am Wochenende sind gefälscht.
- Wenn Ihnen jemand eine gefälschte Reservierung andrehen will, gehen Sie umgehend zur Wiesn-Polizei.
- Die Wache finden Sie hinter dem Schottenhamel-Zelt.
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