Oktoberfest in München: Seit 20 Jahren "Sichere Wiesn"

München - Alles begann 2003 mit einem Wohnwagen außerhalb des Geländes, denn so richtig wollte die engagierten Frauen der Vereine Imma, Amyna und vom Frauennotruf auf der Wiesn keiner haben. "Denn mit fehlender Sicherheit macht man nicht gerne Werbung", sagt Kristina Gottlöber vom Verein Imma.
Seit 19 Jahren ist sie Teil des Teams "Sichere Wiesn für Mädchen* und Frauen*". Damals noch Security-Point genannt, sollte der Anlaufstelle sein für Frauen, die auf der Wiesn ein Problem hatten – egal ob sexuelle oder gewalttätige Übergriffe. Im ersten Jahr verzeichneten die damals 14 Mitarbeiterinnen insgesamt 28 Mädchen und Frauen, die das Angebot im Wohnwagen wahrnahmen. Seit dem ist die Zahl der betreuten Klientinnen von Jahr zu Jahr gestiegen.
Oktoberfest: "Sichere Wiesn" soll mehr Sichtbarkeit von Übergriffen in Statistiken schaffen
Nach zehn Jahren waren es bereits über fünf Mal so viele Frauen, die zum Security Point kamen. Im Jahr 2022 suchten 450 Frauen Hilfe im Safe Space, der längst ins Servicezentrum gezogen ist und als fester Bestandteil der Wiesn gilt.
Die gestiegenen Zahlen führen die Expertinnen rund um Kristina Gottlöber nicht auf einen wachsenden Bedarf zurück, sondern vornehmlich auf den höheren Bekanntheitsgrad des Angebots.

Angefangen mit provokanten Plakaten und Flyern ist die "Sichere Wiesn" längst auch in den sozialen Medien sehr präsent, es gibt Projekte an weiterführenden Schulen, die Zusammenarbeit mit der Ambulanz, der Polizei und den Angestellten auf der Wiesn sei sehr eng.
Mittlerweile hat das Team auch Anfragen für Safe-Space-Konzepte von anderen Volksfesten bekommen, wie dem Plärrer in Augsburg oder der Cannstatter Wasen in Stuttgart.
Sexuelle Übergriffe auf der Wiesn in München: Aufklärung beginnt im Freundeskreis
Für die Zukunft würden sich die Mitglieder aus den Vereinen Imma und Amyna und dem Frauennotruf wünschen, dass auch bei Männern ein größeres Bewusstsein herrscht. "Wer etwas sieht, soll auch zu einem Freund sagen: 'Lass das!'", erklärt Lisa Löffler vom Frauennotruf.
Das größte Ziel wäre selbstverständlich: "Dass es uns nicht mehr braucht", so Löffler weiter. Davon sei man aber noch weit entfernt. Wie schon vor 20 Jahren gebe es auch heute noch Stimmen, die der "Sicheren Wiesn" entgegenschlagen: "Warum braucht es das?" oder "Das ist alles übertrieben".
Davon lassen sich die mittlerweile 70 Mitarbeiterinnen – davon der Großteil ehrenamtlich – nicht bremsen. Sie stehen allen Frauen während der Wiesn zur Seite. Egal, ob es vermeintlich nur um ein verlorenes Handy, einen Übergriff oder den sicheren Nachhauseweg geht. Die Devise bleibt: Null Toleranz gegenüber Übergriffen.
Zu finden im Servicezentrum hinter dem Schottenhamelzelt (Eingang "Erste Hilfe"). Geöffnet an allen Wiesntagen von 18 bis 1 Uhr; Fr, Sa, So sowie am 2. und 3. Oktober ab 15.30 Uhr