Oktoberfest in München: Seit 20 Jahren "Sichere Wiesn"

Das Projekt "Sichere Wiesn" gründete sich als Anlaufstelle für Frauen in Notsituationen auf dem Oktoberfest in München. Ein Blick zurück, in die Gegenwart und in die Zukunft – und darauf, warum die Zahlen stark gestiegen sind.
Carmen Merckenschlager
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Das heutige Organisationsteam der "Sicheren Wiesn" vor dem Verein Imma in der Humboldstraße: Kristina Gottlöber (v.l.), Lisa Löffler und Manuela Soller.
Das heutige Organisationsteam der "Sicheren Wiesn" vor dem Verein Imma in der Humboldstraße: Kristina Gottlöber (v.l.), Lisa Löffler und Manuela Soller. © Carmen Merckenschlager

München - Alles begann 2003 mit einem Wohnwagen außerhalb des Geländes, denn so richtig wollte die engagierten Frauen der Vereine Imma, Amyna und vom Frauennotruf auf der Wiesn keiner haben. "Denn mit fehlender Sicherheit macht man nicht gerne Werbung", sagt Kristina Gottlöber vom Verein Imma.

Seit 19 Jahren ist sie Teil des Teams "Sichere Wiesn für Mädchen* und Frauen*". Damals noch Security-Point genannt, sollte der Anlaufstelle sein für Frauen, die auf der Wiesn ein Problem hatten – egal ob sexuelle oder gewalttätige Übergriffe. Im ersten Jahr verzeichneten die damals 14 Mitarbeiterinnen insgesamt 28 Mädchen und Frauen, die das Angebot im Wohnwagen wahrnahmen. Seit dem ist die Zahl der betreuten Klientinnen von Jahr zu Jahr gestiegen.

Oktoberfest: "Sichere Wiesn" soll mehr Sichtbarkeit von Übergriffen in Statistiken schaffen

Nach zehn Jahren waren es bereits über fünf Mal so viele Frauen, die zum Security Point kamen. Im Jahr 2022 suchten 450 Frauen Hilfe im Safe Space, der längst ins Servicezentrum gezogen ist und als fester Bestandteil der Wiesn gilt.

Die gestiegenen Zahlen führen die Expertinnen rund um Kristina Gottlöber nicht auf einen wachsenden Bedarf zurück, sondern vornehmlich auf den höheren Bekanntheitsgrad des Angebots.

Vor 20 Jahren im Wohnwagen: Hannelore Güntner (v.l.), Sabine Wieninger, Sibylle Härtl, Maike Bublitz und die ehemalige Bürgermeisterin Gertraud Burkert am ersten Security-Point.
Vor 20 Jahren im Wohnwagen: Hannelore Güntner (v.l.), Sabine Wieninger, Sibylle Härtl, Maike Bublitz und die ehemalige Bürgermeisterin Gertraud Burkert am ersten Security-Point. © Sichere Wiesn

Angefangen mit provokanten Plakaten und Flyern ist die "Sichere Wiesn" längst auch in den sozialen Medien sehr präsent, es gibt Projekte an weiterführenden Schulen, die Zusammenarbeit mit der Ambulanz, der Polizei und den Angestellten auf der Wiesn sei sehr eng.

Mittlerweile hat das Team auch Anfragen für Safe-Space-Konzepte von anderen Volksfesten bekommen, wie dem Plärrer in Augsburg oder der Cannstatter Wasen in Stuttgart.

Sexuelle Übergriffe auf der Wiesn in München: Aufklärung beginnt im Freundeskreis

Für die Zukunft würden sich die Mitglieder aus den Vereinen Imma und Amyna und dem Frauennotruf wünschen, dass auch bei Männern ein größeres Bewusstsein herrscht. "Wer etwas sieht, soll auch zu einem Freund sagen: 'Lass das!'", erklärt Lisa Löffler vom Frauennotruf.

Das größte Ziel wäre selbstverständlich: "Dass es uns nicht mehr braucht", so Löffler weiter. Davon sei man aber noch weit entfernt. Wie schon vor 20 Jahren gebe es auch heute noch Stimmen, die der "Sicheren Wiesn" entgegenschlagen: "Warum braucht es das?" oder "Das ist alles übertrieben".

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Davon lassen sich die mittlerweile 70 Mitarbeiterinnen – davon der Großteil ehrenamtlich – nicht bremsen. Sie stehen allen Frauen während der Wiesn zur Seite. Egal, ob es vermeintlich nur um ein verlorenes Handy, einen Übergriff oder den sicheren Nachhauseweg geht. Die Devise bleibt: Null Toleranz gegenüber Übergriffen.


Zu finden im Servicezentrum hinter dem Schottenhamelzelt (Eingang "Erste Hilfe"). Geöffnet an allen Wiesntagen von 18 bis 1 Uhr; Fr, Sa, So sowie am 2. und 3. Oktober ab 15.30 Uhr

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7 Kommentare
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  • Leberkas am 04.08.2023 13:09 Uhr / Bewertung:

    Finde es schon etwas diskriminierend, dass es keine Anlaufstelle für Männer gibt. Denn auch Männer können in Notsituationen kommen, wenn die Damen einen über den Durst getrunken haben. Aber sowas will man ja nicht hören, weil die bösen sind eh immer die Männer.

  • Monaco_Flote am 01.08.2023 20:23 Uhr / Bewertung:

    Sicherlich eine gute Sache, doch auch hier werden die wahren Probleme in diesem Land geschickt umschifft.

  • Der wahre tscharlie am 02.08.2023 00:28 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Monaco_Flote

    Mit dem ersten Halbsatz die Sache für gut befinden und mit dem zweite Halbsatz wieder reflexartig in eine Richtung zeigen.
    Die IMMA gibts schon ewig lange, lange vor 2015, weil Gewalt immer von Männern ausgeht, auch von Deutschen.
    Und 2015 hat die IMMA ein Wohnprojekt für besonders schutzbedürftige Flüchtlingsfrauen eröffnet.

    Aber wenn du behauptest, dass die IMMA die "wahren Probleme in diesem Land geschickt umschifft", dann komm ich zu dem Schluß, dass dir jegliche Bezug zu Frauenproblemen fehlt.

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