Oktoberfest-Fakten: Was sie über die Wiesn noch nicht wussten

Die Wiesn. Der Ort der Sehnsüchte. Und der Überraschungen. Hier tummeln sich Flöhe und Agenten, und nicht nur die Uhren gehen anders: Rolltreppen laufen schneller, und das Klima ist wärmer. Einige Oktoberfest-Kuriositäten im Überblick.
az/dpa |
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Keine Mülleimer, dafür Pissoirs auf rund einem Kilometer Länge: Die Wiesn birgt einige Sonderbarkeiten.
dpa Keine Mülleimer, dafür Pissoirs auf rund einem Kilometer Länge: Die Wiesn birgt einige Sonderbarkeiten.

München - Die kühle Maß Bier, das knusprige Hendl, gebrannte Mandeln und etliche Fahrgeschäfte – natürlich. Das Oktoberfest hat darüber hinaus seine eigenen Riten und Gepflogenheiten, es hat ein ganz spezielles Klima, spezielle Gäste und spezielle Artisten.

Hitze

Feucht und warm: Fast tropisch könnte man das Klima auf der Wiesn nennen. Dort ist es bis zu zehn Grad wärmer als sonst in der Stadt und die Luftfeuchtigkeit liegt ein Drittel höher, hat der Bonner Meteorologe Karsten Brandt bei Messungen herausgefunden. "Wir haben uns gefragt: Woher kommt dieser Unterschied?"

Hier geht's zum Wiesn-Liveticker

Lichter, Fahrgeschäfte, Hendl-Bratereien, Küchen - der Stromverbrauch des Fests lag zuletzt bei 2,88 Millionen Kilowattstunden und der Erdgasverbrauch bei 230.000 Kubikmetern. Dennoch: Der Wärme-Effekt gehe zu zwei Dritteln von den Besuchern aus. Ein Mensch erzeuge 80 Watt - soviel "wie eine große alte Glühbirne", sagt Brandt. Zudem atmen und schwitzen die Besucher. Die Feuchtigkeit liege "wie eine warme feuchte Glocke" über dem Fest. "Für die Entwicklung von Regen reicht das nicht." Und auch nicht für Nebel.

Rolltreppen

Während der Wiesn schaltet die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die Bänder am U-Bahnhof Theresienwiese nach oben teils schneller. Rolltreppen in Deutschland fahren nach der Norm DIN 18024 mit 0,5 Metern pro Sekunde. "Das ist ein für alle Fahrgäste bewährter Kompromiss zwischen Sicherheit und Leistung", sagt ein MVG-Sprecher.

Zur Wiesn-Stoßzeit beschleunigen sie auf 0,68 Meter pro Sekunde. Damit werden in Spitzenzeiten bis zu 12.500 Menschen pro Stunde Richtung Festgelände befördert. Einen Geschwindigkeitsrausch muss allerdings niemand fürchten: In vielen Ländern sind Rolltreppen auch im Normalbetrieb mit mehr Tempo unterwegs.

BND-Agenten

Das Münchner Oktoberfest lockt nicht nur Touristen aus aller Welt, sondern auch Agenten. Der BND lud jahrelang Mitarbeiter ausländischer Dienste zur Sause auf die Wiesn ein, wie 2015 aus einer Antwort des Bundeskanzleramts an den Grünen-Abgeordneten Hans-Christian Ströbele hervorging.

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Der BND übernahm Bewirtungskosten von 40 bis 50 Euro pro Person. Dafür gibt es zum Beispiel ein halbes Hendl und drei Maß Bier. "Die Termine werden mit Fachgesprächen verbunden, um den direkten Nutzen für das dienstliche Interesse zu ziehen", erläuterte Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche. Weitere Details könnten nicht mitgeteilt werden, weil sich dies "nachteilig für die Interessen der Bundesrepublik Deutschland auswirken" könnte.

Flöhe

Rund 80 dieser Tiere "arbeiten" auf der Wiesn in fünf Schichten. In Deutschlands womöglich letztem Zirkus mit echten Flöhen ziehen sie Kutschen, schießen Bälle und tanzen Flohballett. In Abständen werden die erschöpften Artisten ausgewechselt und auf 18 Grad gekühlt, damit sie zur Ruhe kommen.

Direktor Robert Birk "zähmt" seine Flöhe mit Licht, Schall und Wärme: Vor der Schau bringt er die 0,2 Milligramm schweren Tierchen mit Wärme in Bewegung, dann steuert er sie bei grellem Licht mit Klopfen auf den Bühnenboden. Der Direktor füttert seine Lieblinge persönlich - an seinem Unterarm. Stets gibt es Bedarf an neuen Darstellern. Denn die kräftigen Hundeflöhe sind rar geworden - Katzenflöhe sind schneller erschöpft.

Essgewohnheiten

Dass man Weißwürste auszuzelt, ist in Bayern normal. Doch die internationalen Gäste haben neue kulinarische Gepflogenheiten entwickelt. Manche schrubbten ihr Hendl etwa mit den Zitronentüchlein, die der gemeine Besucher zum Fingerabwischen benutzt.

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Ansonsten darf man auf der Wiesn beim Hendl auch mit den Fingern hinlangen - nicht zuletzt klappt nach ein paar Maß die Koordination mit Messer und Gabel manchmal eh nicht mehr so gut. Vor ein paar Jahren versuchte sich ein Gast aus dem Oberland an einer Schweinshaxe - und katapultierte sie derart vom Teller, dass der Knochen einen anderen Gast am Kopf traf. Platzwunde. Schmerzensgeldforderung.

Hendl-Hotline

Call a Wiesn-Hendl: Wer die Strapazen des Volksfest-Besuchs scheute, konnte sich im vergangenen Jahr bei der Hühner- und Entenbraterei Ammer bequem ein Hendl oder eine Ente nach Hause bestellen. Die Lieferung kam per Taxi.

Dieses Jahr wird der Versuch nicht fortgesetzt. "Eigentlich sollte nicht das Hendl zum Gast kommen, sondern der Gast auf die Wiesn", begründete eine Sprecherin das Ende des Tests. Wer lieber zuhause isst als im Trubel, könne Ente oder Hendl aber weiter im Straßenverkauf mitnehmen.

Toiletten

Tausend Sitzplätze gibt es auf der Wiesn - und einen Kilometer Stehplätze. Trotzdem wird es manchmal eng. Vor allem auf den Damenklos in den Zelten staute es sich - bis die Wirte dahinter kamen: Weil es im Zelt so laut ist, gingen die Damen zum Telefonieren auf die Toilette. Gegenmaßnahme: Musik auch auf den Klos.

Mülleimer

Gibt's nicht. Wiesn-Neulinge suchen vergeblich nach einer ordentlichen Möglichkeit, Pappteller und Würstchenreste loszuwerden. Abfallkörbe wurden nach dem Oktoberfestattentat von 1980 abgeschafft - die Bombe des rechtsradikalen Attentäters explodierte just in einem Müllkorb.

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Die städtische Straßenreinigung beseitigte im vergangenen Jahr rund 123 Tonnen Kehricht und der Abfallwirtschaftsbetrieb München entsorgte 835 Tonnen Restmüll sowie 478 Tonnen Speisereste.

Schleifen-Geheimnis

Flirten? Natürlich. Eingeweihte erkennen bei den Damen sofort, ob sie möglicherweise landen können. Die Dirndlschleife links sagt: zu haben. Rechts: vergeben.

Männern fehlt auch in Zeiten der Gleichberechtigung diese feinsinnige Möglichkeit, ihren Status auszudrücken. Für sie haben Marketingexperten Gummibänder fürs Handgelenk entwickelt mit der Aufschrift: "Mogst obandln?" Der Spruch steht auch auf Lebkuchenherzen, die Mann plakativ auf der Brust tragen kann. Spezielle Wiesn-Flirt-Apps gibt es auch - damit die Suche nicht erst im Bierzelt beginnt.

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