Oktoberfest: Die Stadt verzichtet auf Gewinn
München - Eigentlich wollte der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats gestern in nicht-öffentlicher Sitzung über die Wiesn reden. Aber dann war das „Geheimpapier“ des städtischen Revisionsamts, um das es dabei gehen sollte, schon vorher in die Öffentlichkeit gelangt. Also wurden die Vertreter der Presse ausnahmsweise doch nicht vor die Tür geschickt.
Die AZ hatte im Vorfeld groß berichtet. Darüber, dass die Prüfer die Beträge zu niedrig finden, die von der Stadt für die Vermietung der Standflächen kassiert werden. Immerhin habe die Kommune von 2008 bis 2010 ein Wiesn-Defizit eingefahren. In der Spitze lag das bei rund 213.000 Euro.
Gleichzeitig aber sei der Umsatz der Wirte in den 14 großen Festzelten stets gestiegen: Das Revisionsamt schätzt ihn auf 168 Millionen Euro in 16 Wiesn-Tagen.
Die Empfehlung des Berichts lautete daher: Das Tourismusamt solle für die Festzelte die Einführung einer Umsatzpacht prüfen. Bisher spielt es nämlich keine Rolle, wie viel dort verkauft wird. Die Wirte zahlen nur nach Fläche.
Im Stadtrat stieß dieser Vorschlag auf keine große Gegenliebe. „Fast alles, was da beanstandet wurde, geht auf einstimmige Stadtratsbeschlüsse zurück“, sagte Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid. Das Gremium sei sich immer einig gewesen: „Wir wollen mit den Standgeldern keinen Gewinn machen.“ Es müssten bloß die eigenen Kosten wieder reinkommen. Und das habe im Schnitt der vergangenen zehn Jahre auch funktioniert. Falls man davon abrücke, so schloss sich CSU-Stadtrat Richard Quaas an, „zahlt die Zeche zum Schluss immer der Endverbraucher“. Also der Wiesn-Besucher.
Auch Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Reiter hält nichts von einer Umsatzpacht. „Wir müssten zwei bis drei Stellen schaffen, um die Bücher der Wirte oder Schausteller zu prüfen“, sagt er. Ein Aufwand, der nicht gerechtfertigt sei, weil die Stadt mit der Wiesn eben auch weiterhin keine Gewinne erzielen wolle.
Und überhaupt: „Welchen Prozentsatz würde ich denn wählen?“ Für die Festzelte könne dieser wohl kaum derselbe sein wie für Schießbuden.