Oktoberfest 2022: So könnte es mit der Wiesn klappen

München - An Silvester endet die Bewerbungsfrist für alle Wiesnwirte und Schausteller fürs Oktoberfest 2022. Und sie sind alle wieder dabei. Die Wirte der 14 großen Festzelte und die 21 "kleinen" Wiesnwirte haben ihre umfangreichen Unterlagen schon bei der Stadt eingereicht. Genau wie die meisten Schaustellerbetriebe.
Hoffnung und Zuversicht überwiegen, dass das Oktoberfest, das aktuell vom 17. September bis 3. Oktober 2022 im Kalender steht, nach zweimaliger Corona-Zwangspause wieder stattfinden kann. Dabei beginnt sich mit Omikron gerade wieder eine noch ansteckendere Variante des Virus auszubreiten.
Wiesnwirte-Sprecher Inselkammer: "Eine halbe Million Besucher am Tag sind vorstellbar"
Trotzdem: Wiesnwirte-Sprecher Peter Inselkammer kann sich gut vorstellen, dass im kommenden Jahr täglich bis zu eine halbe Million Besucher auf die Theresienwiese und in die Festzelte strömen – fast wie in alten Zeiten. Jedoch unter noch nie dagewesenen Zugangsbeschränkungen und Schutzkonzepten.
"Wir müssen über 2G, 2G Plus und 3G nachdenken", sagt der Wirt des Armbrustschützenzelts zur AZ. "Es ist wichtig, dass wir uns alle sicher fühlen."
Wiesnchef Baumgärtner will 2G- oder 1G-Zugangsregel
Der städtische Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) geht noch weiter: Aus seiner Sicht sollte eine 2G-Zugangsregel (Geimpfte und Genesene) gelten oder sogar 1G (nur für Geimpfte). "Weil wir im Sommer vielleicht so weit sind, dass Genesene nach einer Frist auch schon geimpft sein könnten."
Zusätzliche Schnell- oder PCR-Tests findet der Wiesnchef nicht sinnvoll. "Wenn eine halbe Million Gäste am Tag kommen – so viele Testkapazitäten hat München gar nicht. Und wer sollte das denn bezahlen? Das wäre ja wie eine Wiesn, die Eintritt kostet."
Wirte halten nichts von Maskenpflicht auf der Wiesn
Auch Peter Aicher, Chef der Aicher Ambulanz hält Tests für "nicht praktikabel und denkbar". Aicher Ambulanz testet und impft derzeit täglich jeweils 5.000 Münchner und ist für den Sanitätsdienst auf der Wiesn zuständig. Die Lösung wäre, scherzt Aicher, "wenn wir bis dahin eine Schluckimpfung hätten, die wir dann allen in die erste Wiesnmaß geben."
Und was wäre mit einer Maskenpflicht auf dem Festgelände? Die Wiesnwirte halten nichts davon. "Das wird nicht funktionieren", sagt Peter Inselkammer. Genauso wenig hält er von Abstandsregeln: "Die sind illusorisch in einem Festzelt. Es wird so sein, dass Ungeimpfte nicht kommen können", sagt er. "Die Nachfrage wird trotzdem groß sein", ist er sich sicher.
Pläne für das Oktoberfest 2022: So könnte es mit der Wiesn klappen
Konkret könnte das so aussehen, dass die Besucher sich vorab mit ihrem Impfnachweis online registrieren müssen. Dann könne der Einlass schnell und problemlos ablaufen. Die Stadt beschäftige sich bereits mit einem digitalen Registrierungssystem. Inselkammer: "Wir können wieder ein schönes Fest machen. Das ist durchaus möglich."
Zuversichtlich gestimmt ist auch Otto Lindinger, der Sprecher der kleinen Wiesenwirte: "Alles, was wir bräuchten für ein Oktoberfest 2022, ist eine Besserung der Lage in zwei bis drei Monaten."
Für Verwirrung hat am Mittwoch ein Bericht der "Bild" gesorgt, die Stadt wolle eine Vorverlegung der Wiesn 2022 in den infektionsärmeren Sommer prüfen.
"Das höre ich zum ersten Mal", sagt etwa Peter Bausch, Chef des Münchner Schaustellervereins – und stellt die Frage, ob eine Sommer-Wiesn mit neuem Termin von der Stadt nicht neu ausgeschrieben werden müsste. Und das jetzt, zum Ende der Bewerbungsfrist?
Vorverlegung der Wiesn 2022?
Gerade die Wiesn-Schausteller werden - wenn denn Volksfeste stattfinden dürfen - einen eng getakteten Kalender haben. Sie reisen (anders als die Wiesnwirte, die schon Wochen vorher aufbauen) oft erst wenige Tage vor dem Anstich mit ihren Buden und Fahrgeschäften an. Weil sie unmittelbar davor auf dem Rosenheimer Herbstfest stehen (27. August bis 13. September) oder auf dem Augsburger Plärrer (26. August bis 11. September).
Auch das Straubinger Gäubodenfest (12.-22. August) würde mit einer Sommer-Wiesn kollidieren. Bausch: "Mit den anderen Volksfesten gibt es ja auch Verträge." So einfach sei eine Verlegung nicht organisierbar.
Etwas flexibler könnten die Wiesnwirte agieren. "Wir bräuchten mindestens ein halbes Jahr Vorlaufzeit für die Organisation", sagt Wiesnwirtesprecher Inselkammer, "vor allem wegen der Aufbaufirmen, die planen müssen, aber auch wegen unserer Mitarbeiter und Reservierungen."
"Wir brauchen einen Neustart nach drei Jahren Tristesse"
Weniger Aufwand würde eine Terminverschiebung für die kleinen Wiesnwirte bedeuten. Die Betreiber der 21 kleinen Zelte haben alle zusammen so viele Plätze wie ein einziges großes Festzelt (etwa 8.000). Lindinger: "Wir bräuchten nur vier Wochen Vorlauf. Alles ist besser, als die Wiesn wieder ausfallen zu lassen. Wir brauchen einen Neustart nach dann drei Jahren Tristesse!"
Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner hat am Mittwoch seiner Abteilung für Städtische Veranstaltungen den Auftrag gegeben, eine Terminverschiebung zu prüfen. "Es geht aber um maximal eine bis drei Wochen früher", sagt er zur AZ. "Es heißt ja Oktoberfest, und ein Julifest oder Augustfest kann ich mir nicht vorstellen."
Nun sollen Stellungnahmen von KVR, Polizei, Sicherheitsdienst und anderen eingeholt werden. Mitte Januar soll das Thema in einem Arbeitskreis im Stadtrat auf den Tisch. Geklärt werden muss also noch einiges. Klar ist aber, es muss ohne neue Ausschreibung gehen. Baumgärtner: "Eine neue Ausschreibung für die Beschicker schaffen wir nicht mehr."