Oktoberfest 2018: Tödlicher Streit vor Wiesn-Zelt - Mann hat sich gestellt
München - Nach dem tödlichen Streit zweier Männer am späten Freitagabend vor dem Augustinerzelt hat sich am Samstagnachmittag ein 42-jähriger Münchner im Beisein seines Rechtsbeistands der Polizei gestellt. Dies bestätigte Polizeisprecherin Marina Mozny der AZ auf Nachfrage. Der Mann habe angegeben, an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen zu sein. Er werde aktuell vernommen. Ob auch er zugeschlagen hat, sei noch Gegenstand der Ermittlungen.
Vor Augustiner-Zelt: Brutale Auseinandersetzung im Raucherbereich
Im Raucherbereich des Augustiner-Festzeltes waren am Freitagabend zwei Männer aneinandergeraten. Der eine streckte den anderen nieder und verletzte ihn so schwer, dass dieser kurz darauf starb.
Am Samstagnachmittag gab die Polizei weitere Details zur Todesursache und einer gesuchten Zeugin bekannt. Eine Sprecherin von Aicher Ambulanz sagte am Samstagmorgen der AZ: "Wir waren vor Ort, der Mann wurde dann mit einem Rettungswagen in eine Münchner Klinik gebracht." Dort verstarb er unter laufenden Reanimationsmaßnahmen. "Es gibt derzeit keine Hinweise, dass bei der Tat eine Waffe oder ein Werkzeug verwendet wurde", teilte die Polizei mit.
Der Niedergeschlagene starb an einer Hirnblutung
Bei dem Opfer handle es sich um einen 58-jährigen Deutschen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Am Samstagvormittag sei die Obduktion des Opfers erfolgt – sie habe ergeben, dass er an den Folgen einer Hirnblutung verstarb.
Noch bevor sich der 42-Jährige bei der Polizei stellte, hatte sich die gesuchte Zeugin gemeldet, die noch am Abend auf eine Durchsage nicht reagiert hatte. Auch sie wurde vernommen. Die als 40- bis 45-jährige Frau beschriebene Gesuchte hatte einem Security-Mitarbeiter von ihrer Beobachtung einer Schlägerei erzählt. "Man geht davon aus, dass die Zeugin eine Auseinandersetzung im Augustiner-Zelt beobachtet hat", so die Polizeisprecherin zur AZ.
Auch die Stadt München hatte sich an der Zeugensuche beteiligt und eine entsprechende Meldung über ihre offizielle Oktoberfest-App gepusht und über die sozialen Netzwerke geteilt.
Über den aktuellen Stand der Ermittlungen will die Polizei am Sonntagvormittag Auskunft geben. Dabei könnten auch Videoauswertungen eine Rolle spielen. Polizeisprecher Michael Riehlein am Samstag zur AZ: "Es ist Aufgabe der Kriminalpolizei, alle möglichen Videoaufzeichnungen auszuwerten. Dabei könnten auch Videoaufzeichnungen außerhalb des betroffenen Bereichs oder auch Aufzeichnungen von Privatpersonen mit dem Handy eine Rolle spielen."
Betroffenheit nach dem schrecklichen Vorfall
Wiesnwirtesprecher Christian Schottenhamel sagte am Samstagmittag zur AZ, er halte es für eine angemessene Idee, dem Opfer am Sonntag im Rahmen des traditionellen Standkonzertes zu Füßen der Bavaria zu gedenken. Wie genau werde noch besprochen. "In erster Linie sind wir an diesem heutigen Samstagmorgen zutiefst betroffen und in Gedanken bei den Angehörigen", schreibt Augustiner-Zelt-Wirt Thomas Vollmer der AZ.
Vor einem verschlossenen Zelt standen die Wiesn-Besucher am Samstag trotz des schockierenden Vorfalls aber nicht. "Heute geht es trotzdem ganz normal weiter", hatte die Wiesn-Pressestelle am Samstagmorgen mitgeteilt.
Polizei beendet Twitter-Marathon und lässt Fortsetzung offen
Die Münchner Polizei hatte die Meldungen über die schwere Verletzung und schließlich den Tod des 58-Jährigen noch im Rahmen ihres Twitter-Marathons verbreitet, diesen danach aber aus "Pietätsgründen" beendet.
Ursprünglich sollten die Aktion, bei der die Oktoberfest-Einheiten ihre Einsätze auf der Festwiese dokumentieren, um Mitternacht enden.
Der Sprecher der Münchner Polizei Marcus da Gloria Martins erklärte der Bayern2-Radiowelt am Samstagmittag, er sehe dies als konsequente Reaktion auf den tragischen Vorfall. Dies sei eine Frage des Anstandes und des Respekts vor den Hinterbliebenen.
Beim Twitter-Marathon wird eine eher lockere und humorvolle Sprache verwendet. "Wenn so etwas passiert und wir im Vorfeld diese lockere Sprache haben - das passt einfach nicht zusammen", so da Gloria Martins zum BR.
Ob es nach diesem Vorfall im nächsten Jahr wieder einen Twitter-Marathon geben wird, ließ er offen. Dieser diene nicht dem Entertainment. Vielmehr sollten wichtige Nachrichten und Informationen verpackt in lustige Themen transportiert werden, man werden prüfen, ob dies 2018 aufgegangen sei. Nur dann könne man eine solche Aktion auch für kommendes Jahr ins Auge fassen.
Schwere Unfälle und Gewalttaten auf und um die Wiesn
Polizeisprecher Michael Riehlein betont: "Ein tödlicher Vorfall auf der Wiesn ist eine absolute Ausnahme". Der letzte tödliche Vorfall auf dem Wiesn-Gelände habe sich 1991 auf der Schaustellerstraße ereignet. Ein 20 Jahre alter Mann wurde damals bei einer Messerstecherei getötet.
1989 brach ein 45 Jahre alter Arzt nach einer Fahrt im Fünffach-Looping tot zusammen. Die Polizei ging von Herzversagen aus.
2015 kam es zuletzt zu einer schweren Gewalttat auf dem Oktoberfest. Eine 34-Jährige hatte vorm Käfer-Zelt einen Mann mit einem Messer verletzt. Sie musste dafür in Haft.
1995 gerieten ein Standlbesitzer und ein Oktoberfestbesucher in Streit. Der Verkäufer schubste seinen Kontrahenten - der daraufhin stürzte und mit dem Kopf auf das Pflaster fiel. Der Mann starb wenig später in einer Klinik.
Weit häufiger sind schwere Unfälle rund um die Wiesn. Immer wieder werden Festbesucher schwer verletzt oder kommen sogar ums Leben. 2014 überfuhr ein Taxifahrer einen australischen Wiesn-Besucher in der Bayerstraße, der Mann starb. 2015 wurde ein Italiener von einem Festgespann überfahren und schwer verletzt. Ebenfalls 2015 starb ein Däne, nachdem er nach dem Wiesn-Besuch von einem Bus erfasst worden war.