Oktoberfest 2018: Notfallmanagement der S-Bahn zur Wiesnzeit

Fast täglich geraten Personen ins S-Bahn-Gleis. Die AZ hat hinter die Kulissen des Notfallmangements der Bahn geschaut.
von  AZ/bf
Es wird Abend an der Hackerbrücke. Zur Wiesn eine stressige Zeit.
Es wird Abend an der Hackerbrücke. Zur Wiesn eine stressige Zeit. © Daniel von Loeper

München - Als am Freitagabend vergangener Woche fast eine Stunde keine S-Bahnen abfahren können, kommen plötzlich drei betrunkene Wiesn-Besucher auf die Idee, vom Rosenheimer Platz zum Isartor durchs S-Bahn-Gleis zu laufen. Martin Klemke vom Regio-Notdienst und Thoralf Thurnwald, Chef der Notfallleitstelle, müssen schnell handeln.

Sie halten den S-Bahn-Verkehr auf der Stammstrecke an, sodass die Bundespolizei die drei alkoholisierten Menschen aus dem Gleis holen kann. Rund 940.000 Fahrgäste fahren während der Wiesn täglich mit der S-Bahn. Das sind 100.000 mehr als zu Nicht-Wiesn-Zeiten. Deshalb arbeiten gerade während dieser Woche die Notfallleitstelle der Bahn, der Regio-Notdienst und die DB-Sicherheit eng miteinander zusammen.

Es wird Abend an der Hackerbrücke. Zur Wiesn eine stressige Zeit.
Es wird Abend an der Hackerbrücke. Zur Wiesn eine stressige Zeit. © Daniel von Loeper

Auf dem Bahnsteig an der Hackerbrücke koordinieren sie aus einem eigens in dieser Zeit dort aufgestellten Container Störungen im S-Bahn-Betrieb. "Hier an der Hackerbrücke geraten immer wieder Personen ins Gleis", sagt Martin Klemke. Gerade am Ostende des Bahnsteigs sei der Tunneleingang schon zu sehen, sodass Fahrgäste auf die Idee kämen, durch den Tunnel zum Hauptbahnhof zu laufen. "Oder sie denken, dass die Tunneleinfahrt ein geeigneter Platz wäre, um ihre Blase zu entleeren", ergänzt Notfallleitstellen-Chef Thoralf Thurnwald.

Wiesn-Gäste springen auf die Gleise

An manchen Tagen käme es vor, dass sogar mehrfach Personen die Schienen überqueren wollten. Ein anderes Problem sei außerdem, dass gerade betrunkenen Fahrgästen das Handy aus der Hand in die Gleise fallen würde und sie dann hinterher springen würden. "Die Bahnsteigkante ist aber 96 Zentimeter hoch. Für Betrunkene ist es oft schwierig, da wieder hochzukommen", sagt Martin Klemke. Wiesn-Besucher, die aufs Klo müssen, ziehen auch mal die Notbremse Die Stammstrecke ist die stärksten befahrene Bahnstrecke in Deutschland.

In diesem Container werden die Entscheidungen gefällt.
In diesem Container werden die Entscheidungen gefällt. © Daniel von Loeper

Zur Hauptverkehrszeit, fahren die S-Bahnen im Zwei-Minuten-Takt. An Wiesn-Tagen mit schönem Wetter wollen rund 60.000 Fahrgäste pro Stunde an der Station Hackerbrücke ein- und aussteigen. Die Hackerbrücke wird von den Bahn-Mitarbeitern auch als "Flaschenhals" bezeichnet, weil hier besonders viele Gleise sehr dicht nebeneinander verlaufen. Befinden sich Personen im Gleis, muss daher der gesamte Zugverkehr gestoppt werden. Gibt der Fahrdienstleiter die Anweisungen, dass alle Züge halten müssen, steht innerhalb von wenigen Minuten der ganze Zugverkehr, erklärt Thoralf Thurnwald.

Kurios: Frau zieht Notbremse um zu Bieseln

Damit es gar nicht erst soweit kommt, organisieren bis zu 60 Mitarbeiter der DB-Sicherheit auf dem Bahnsteig die An- und Abreise der Fahrgäste. "Wir wollen schließlich, dass Störungen gar nicht erst entstehen", sagt Torsten Malt, Regionalchef der DB-Sicherheit. Seine Mitarbeiter draußen auf dem Bahnsteig stehen deshalb in engem Funk-Kontakt mit den Kollegen im Container an der Hackerbrücke.

Und welcher kuriose Zwischenfall ist dem Notfall-Team in Erinnerung geblieben? "Vor zwei Jahren hat ein stark alkoholisiertes Pärchen in der S-Bahn zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke die Notbremse gezogen", erzählt Martin Klemke. "Dann haben sie die Tür entriegelt und die junge Frau hat sich draußen zwischen den Gleisen erleichtert. Das war schon eine Besonderheit."

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