Oktoberfest 2018: Klimawandel beim Wiesn-Wetter beschäftigt Verantwortliche

Der Klimawandel beschäftigt auch die Wirte am Oktoberfest. Es wird heißer – aber auch kälter und stürmischer.
Sabine Dobel |
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Das Riesenrad bei Abendsonne: Auf der Wiesn kann es bis zu zehn Grad wärmer sein als an anderen Orten in der Stadt.
Felix Hörhager/dpa Das Riesenrad bei Abendsonne: Auf der Wiesn kann es bis zu zehn Grad wärmer sein als an anderen Orten in der Stadt.

Das Wetter auf der Wiesn – das ist neben dem Bierpreis die zweitwichtigste Frage, die den Münchner vor dem Oktoberfest bewegt. Dabei sind die Besucher zumindest für die Temperaturen teilweise selbst zuständig. Viele feiernde Menschen – das heizt die Stimmung an. Und die Atmosphäre auf. Auf der Wiesn kann es bis zu zehn Grad wärmer sein als an anderen Stellen in der Stadt, und die Luftfeuchtigkeit ist ein Drittel höher, wie der Bonner Meteorologe Karsten Brandt bei Messungen herausfand.

Wiesn: Stromverbrauch bei 3,25 Millionen Kilowattstunden

Bis zu eine halbe Million Gäste drängen sich an starken Tagen auf dem rund 34 Hektar großen Gelände. Ein Mensch erzeuge 80 Watt – so viel "wie eine große alte Glühbirne", sagt Brandt. Bei gutem Wetter wird die Wiesn gelegentlich eine Art tropische Enklave. Zu zwei Dritteln gehen die Temperaturnterschiede auf die Besucher zurück. Lichter, Fahrgeschäfte und Hendl-Bratereien tun ihr Übriges. Der Erdgasverbrauch auf dem Oktoberfest lag im vergangenen Jahr bei 224.000 Kubikmetern und der Stromverbrauch bei 3,25 Millionen Kilowattstunden.

Die Ergebnisse Brandts decken sich teils mit Erkenntnissen anderer Meteorologen und auch des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der das Klima in Städten bereits seit den 1960er Jahren untersucht. "Es ist generell so, dass Innenstädte wärmer sind als Außenbereiche", sagt der DWD-Meteorologe Gerhard Lux. "Es ist wie ein lokales Klima."

Warme Innenstadt, kaltes Umland

Wegen des wärmeren Mikroklimas in München kann der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land laut Brandt mehr als zehn Grad betragen. Wer dort in herbstlicher Kühle startet, kann auf der Wiesn sommerliche Temperaturen erleben. Kein Wunder, dass Besucher alsbald überflüssige Kleidung ablegen – die sich dann im Fundbüro türmt.

Wiesn-Grippe: Man schwitzt und zieht sich aus

Und kein Wunder, dass sich mancher die Wiesn-Grippe holt. Nicht nur, dass die Erreger in der Enge der Zelte leicht übertragen werden. "Man schwitzt, der Körper ist nass – und gibt plötzlich in der kalten Umgebung viel zu viel Wärme ab", sagt Brandt. Dieser "Klimaanlageneffekt" sei thermischer Stress – der mit zunehmender Erderwärmung eine größere Rolle spielen könnte.

Klimwandel: Wiesn werden stürmischer

Wirte und Schausteller sorgen sich ebenfalls um den Klimawandel – aber weniger wegen der Hitze. "Das ist ein Thema – wenn zum Beispiel die Sturmgefahr größer wird", sagt Wirtesprecher Christian Schottenhamel. Auch schwere Unwetter und starke Regengüsse nehmen zu. Das kann gefährlich werden, wenn Dinge umstürzen oder alle auf einmal zu den Ausgängen drängen.

"Mit zu heiß haben wir weniger Probleme – eher damit, dass es abends kühler wird", sagt Wirt Toni Winklhofer. An den Seiteneingängen seines Zeltes auf der Oidn Wiesn hat er Luftschleier installiert. Das Gebläse schafft eine Barriere zur Außenluft. "Das verhindert das Eindringen von kalter Luft und wirkt wie ein Vorhang." Ausgerechnet an kühlen und regnerischen Tagen hilft der Wärme-Effekt auf dem Volksfest wenig. Brandts Untersuchungen zufolge liegen die Unterschiede zur Umgebung dann nur bei zwei bis vier Grad, weil Wind die Wärme wegtreibt und der Regen die Luft abkühlt.

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