Oktoberfest 2018: Einsatz in luftiger Höhe - Achterbahnprüfer auf der Wiesn

Schnelle Fahrgeschäfte wirbeln Menschen kopfüber durch die Luft, in Free-Fall-Türmen geht es aus fast hundert Meter Höhe rasant abwärts – ist das sicher? Bevor die Wiesn am Samstag startet, kommen die Prüfer.
von  Sabine Dobel, dpa
Arbeitsort in luftiger Höhe: Christian Falk überprüft die Alpina-Bahn auf der Wiesn.
Arbeitsort in luftiger Höhe: Christian Falk überprüft die Alpina-Bahn auf der Wiesn. © Matthias Balk/dpa

München - Den Wellenflieger verträgt Christian Falk am schlechtesten. Bei der Auf- und Abbewegung könne ihm schon mal mulmig werden, gesteht der 46-Jährige. Karussells sind sein tägliches Brot. Der Ingenieur von der Abteilung Fliegende Bauten des TÜV SÜD prüft Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest. In diesen Tagen haben er und seine knapp 30 Kollegen alle Hände voll zu tun: Schrauben und Bolzen werden gecheckt, Material unter die Lupe genommen, Sicherheitsbügel getestet. Wenn am Samstag das größte Volksfest der Welt startet, muss alles sicher sein (hier geht's zum Anstich-Liveticker). Sechs Millionen Gäste werden erwartet.

Mit dem Hammer in der Hand turnt der Ingenieur in schwindelnder Höhe über die Schienen einer Achterbahn und klopft die Verschraubungen ab. Bei einem hellen Ton ist Falk zufrieden, ein dumpfer hingegen verheißt: Schraube locker. Ein Spiegel ermöglicht ihm einen Blick unter die Schienen. Dort könnten Haarrisse sein. "Es braucht viel Erfahrung, dass man das sieht." Unfälle wie kürzlich in Remseck in Baden-Württemberg, als zwei Gondeln aufeinander prallten und vier Kinder verletzt wurden, wollen er und seine Kollegen ausschließen.

Höhenangst ist hier fehl am Platz

Dabei ist ihre Arbeit nicht ungefährlich. Vielfach geht es 70, 90 oder 100 Meter hinauf. Regelmäßige Gesundheitskontrollen sind Vorschrift. In der Höhe hängt sich der Ingenieur mit einem Karabiner am Gerüst ein. "Höhenangst wäre nicht angebracht", sagt Falk. "Man muss nicht nur schwindelfrei, sondern auch klettertauglich sein."

Über sein Hobby Klettern kam Falk zum TÜV SÜD. Nun ist er seit 15 Jahren dabei – und weltweit unterwegs: Der TÜV SÜD betreut an die 40 Freizeit- und Wasserparks, unter anderem in Dubai und Abu Dhabi, Spanien und Italien. "Wir sind das ganze Jahr gut ausgelastet."

Falks neun und zehn Jahre alten Söhne sind von Papas Job begeistert. "Die finden das toll." Obwohl Testfahrten in Karussells, Autoscootern und Achterbahnen nur einen "verschwindend geringeren Anteil" seiner Arbeit ausmachen.

Wiesn-Aufbau: Die AZ hat die aktuellen Bilder

Test: Auch ein Stromausfall wird geprobt

Bisher hatten die Prüfer auf der Wiesn keine größeren Beanstandungen: "Es waren Kleinigkeiten, Verbindungsteile, Bolzen", sagt Falk. Teile, die der Betreiber meist gleich auswechseln könne. Die meisten sind gut vorbereitet, nicht zuletzt ist die Wiesn für manchen das Geschäft des Jahres. Auch ein Stromausfall wird geprobt. "Der Schausteller muss zeigen, dass er und seine Leute in der Lage sind, die Fahrgäste herauszuholen." Gerade wird die Alpina-Bahn von Angela Bruch geprüft. Sie musste die Achterbahn schon einmal ab- und wieder aufbauen – das Fahrgeschäft stand zu nah an einem Rettungsweg. Ein halber Meter – "das kann schon mal passieren bei 85 Metern Länge", sagt Bruch.

Im vergangenen Jahr hätte eine Achterbahn beinahe ganz verschwinden müssen. Papiere fehlten. "Das war ein langer Kampf, bis wir alles beisammen hatten", sagt Falk. "Wir haben am Samstag noch die letzten Prüfungen gemacht" – am Tag des Anstichs. In ein paar Tagen heißt es nun wieder "O'zapft is". Dann wird Falk wieder hier sein: privat, mit den Söhnen. "Die Kinder fahren alles, was sie fahren dürfen." Und er selbst wird sich in eine Achterbahn setzen – sein Lieblingsfahrgeschäft: "Manche fahren ganz sanft."

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