Oktoberfest 2017: Streit um Bio-Hähnchen auf der Wiesn - Grüne gerupft
Beim Ammer gibt’s Bio-Hendl, in der Fischer-Vroni ökologisch absolut einwandfreien Saibling – und geht es nach den Stadtrats-Grünen, soll sich der Anteil von Bio-Produkten auf der Wiesn in den nächsten Jahren noch deutlich erhöhen.
Am Dienstag musste die Öko-Partei im Rathaus aber erst einmal eine herbe Schlappe hinnehmen. Man könnte sogar sagen: Die Grünen wurden im Hendl-Streit ordentlich gerupft.
Anlass war die Anpassung des Zulassungssystems für das Oktoberfest. Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) wollte Händler, die sich mit Bio-Ware um einen Standplatz bewerben, künftig besser bewerten. Das Konzept, das sein Wirtschaftsreferat in den vergangenen beiden Jahren entwickelt hat, kam bei den Grünen aber überhaupt nicht gut an.
Punkte für Massentierhaltung?
Von einer "totalen Rolle rückwärts" sprach Stadträtin Sabine Krieger. "Echt dreist, das als Stärkung von Bio zu verkaufen", sagte sie. "Ich bin entsetzt." Am Ende half aber auch all das Schimpfen nichts. Der Stadtrat beschloss mit leichten Änderungen den Vorschlag von Wiesn-Chef Schmid.
Bewerber, die Produkte mit dem Siegel "Bio-Bayern" anbieten, sollen demnach künftig vier Punkte bekommen. Bio aus der Region wird mit drei Punkten vergütet, Bio aus aller Welt mit zwei. Und wer kein Bio anbieten, sondern konventionelle Produkte mit bayerischem Gütesiegel, erhält dafür auch noch einen Punkt.
"Mit Massentierhaltung bekommt man jetzt also die entscheidenden Punkte", kommentierte das Aktionsbündnis Artgerechtes München am Dienstag scharfzüngig. Die Mehrheit des Stadtrats sieht das jedoch anders.
Haben auch ohne Bio-Wiesn eine gute Zeit: der Tisch der Grünen beim Anzapfen vergangenen Samstag im Schottenhamel. Foto: iko
Schmid: Zu viel Bio können sich manche Münchner nicht leisten
Mit dem neuen Bewertungssystem werde ein klarer Anreiz gesetzt, auf Bio umzusteigen, sagte CSU-Chef Manuel Pretzl. Für ihn ist der Beschluss deshalb "ein wirklicher Meilenstein". Alles, was bis jetzt passiert sei, sei nur "Show-Bio" gewesen.
Der Stadtrat sieht eine höhere Bio-Quote auch deshalb kritisch, weil Öko-Produkte einfach deutlich teurer sind. "Wir wollen aber, dass auch Familien, die weniger Geld haben, ein bezahlbares Angebot finden", so Wiesn-Chef Schmid.
Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) meldete sich in der Debatte zu Wort. Er hatte für die Grünen einen bissigen Ratschlag parat. Die Öko-Partei solle lieber mal im Landtag ein Gesetz für artgerechte Tierhaltung einbringen. Nur am Punktesystem für das Oktoberfest rumzudoktern, das bringe nichts, so Reiter.
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