Neue Wiesn-Reservierungsregel: Prosit für mehr Kunden
Firmen entwickeln spezielle Strategien, um an Wiesn-Tische zu gelangen – wie etwa die Munich Re. Was der Wirtesprecher Toni Roiderer dazu sagt
Kunden von Münchner Firmen erwarten scheinbar vor allem eines: eine Einladung aufs Oktoberfest. Bei der Munich Re geisterte jetzt laut einem SZ-Bericht eine interne Mail durchs Haus: Geschäftsessen wie Weihnachtsfeiern sollen in Zukunft bevorzugt in den Lokalen der Wiesnwirte stattfinden – die Rechnung auf die Firma ausgestellt, um keinen Zweifel daran zu lassen, wer hier gezahlt hat. So soll die „Verhandlungsposition bei der Platzvergabe“ gestärkt werden.
Genügend Wiesnreservierungen hervorzubringen habe „hohe Priorität für die Geschäftsbereiche“. Angehängt ist außerdem eine Liste der Wirte-Lokale, geordnet nach Prioritäten: So sollen die Mitarbeiter vor allem Toni Roiderer (Hackerzelt) und Christian Schottenhamel (Schottenhamel) beehren – dort werden mehr Wiesnplätze benötigt. Hatte die Munich Re letztes Jahr noch 3757 Sitzplätze, werden es dieses Jahr nur 3377 – gewünscht sind aber 3500.
„Diese Besuche gehören für viele Geschäftsbereiche zu den Standard-Veranstaltungen des Jahres und werden von den Kunden sehr geschätzt“, lässt ein Pressesprecher der Munich Re verlauten.
Die neue Reservierungsregel der Stadt, die dieses Jahr greift, stößt den Unternehmen wie den Wirten bitter auf: Unter der Woche sollen 25 Prozent aller Plätze frei sein, an Wochenenden bis 15 Uhr die Hälfte der Plätze – und danach gilt für 35 Prozent ein Reservierungsverbot. Das soll die Platz-Chancen für Spontan-Besucher erhöhen.
„Ich glaube nicht, dass die neue Reservierungsregelung mehr Familien auf die Wiesn bringt und wir Wirte hoffen, dass die Stadt da nächstes Jahr ein Einsehen hat“, sagt Wirtesprecher Toni Roiderer. „Jeder mag mehr Tische reservieren, stattdessen gibt’s weniger. Natürlich sind die Firmen sauer.“
Als Wiesnwirt hat er da viel erlebt, bis hin zu Drohungen: „Die meisten Firmen haben aber Verständnis. Wir sind nur die Beschicker.“ Ob eine Strategie wie die der Munich Re Erfolg haben kann? „Es ist logisch“, so Roiderer, „dass Stammkunden einen gewissen Bonus haben, wenn’s um die Vergabe von Tischen geht.“