Nachfolger auf der Wiesn gesucht: Wen erwählt die Bräurosl?
München - Dafür, dass die Wiesn heuer ausfällt, ist in der Wiesn-Welt gerade viel los. Das liegt natürlich am überraschenden Abgang von Georg "Schorschi" Heide (Gaststätte Heide-Volm in Planegg) und seiner Familie – nach 53 Jahren schmeißt er in der Bräurosl hin.
Jetzt ist der Posten des Wirtes eines großen Oktoberfest-Zeltes frei, was seltener vorkommt als ein Sechser im Lotto – und ähnlich gewinnträchtig ist. Wie ein Lauffeuer sprach sich die ungewöhnliche Nachricht unter den Wiesnwirten herum. Heide hatte ein paar WhatsApp verschickt, um die Kollegen zu informieren.

Manche hielten es für einen schlechten Scherz, andere konnten es gut nachvollziehen. Denn so lukrativ es ist, ein großes Zelt zu führen – so viel Risiko birgt es in Corona-Zeiten auch. Die Wirte treten in Vorleistungen in schwindelerregender Höhe, die meisten Ausfallversicherungen greifen bei Pandemien nicht.
Und was, wenn die Wiesn auch 2021 noch nicht stattfindet (was Schorschi Heide glaubt) – oder im laufenden Geschäft Infektionen auftreten und das Zelt geschlossen werden muss? Davor haben viele Angst, auch wenn sie es offiziell ungern zugeben möchten. Aber: Die Aussicht, mehrere Millionen in zwei Wochen verdienen zu können, lockt natürlich neue Bräurosl-Anwärter an. Obendrein gibt's für einen Gastronomen nichts Größeres, als auf der Theresienwiese, dem Ozapft-Olymp, mitzuspielen.
Die AZ stellt die Top-Kandidaten für die Bräurosl vor.
Lorenz Stiftl

Bei der Vergabe nach Sepp Krätz' Hippodrom-Ende wurde er Zweiter hinter Siegfried Able (Marstall). Jetzt könnte er triumphieren. Die Punktevergabe der Stadt, bei der er stets vorbildlich abschneidet, ist zwar bei einem Brauerei-Zelt wie der Bräurosl nicht ausschlaggebend, denn Hacker-Pschorr hat das Vorschlagsrecht für den Festwirt (die Stadt muss das nur abnicken), doch ein gutes Standing kann nie schaden. Auf der Wiesn führt er das kleine Zelt Zum Stiftl, das frei werden würde. Außerdem hat er einen sehr guten Draht zu OB Dieter Reiter. Über seine Favoritenrolle bei der Bräurosl sagt er zur AZ: "Ich bin ein Vollblut-Wirt und würde nicht Nein sagen."
Jürgen Lochbihler

Der Wirt von "Der Pschorr" am Viktualienmarkt ist befreundet mit Brauerei-Chef Andreas Steinfatt, was ihm in die Karten spielen könnte. Die Wiesn wäre für ihn Neuland, er müsste für die Bräurosl - wie alle Kandidaten - einige Millionen in die Hand nehmen. Ob er das stemmen kann/will?
Florian Lechner

Sein Name ist (noch) nicht so bekannt. Doch in Wiesnwirte-Kreisen fällt er derzeit häufig. "Er hat gute Chancen", heißt es. Lechner, der mit Christian Schottenhamel den Nockherberg führt, gilt als Geheimtipp. Zwei Wirte vom Nockherberg, die zwei Wiesn-Zelte leiten – das wäre eine Premiere.
Karlheinz Reindl

Das nötige Kleingeld für die Bräurosl hätte er. Der Wirt (Rubenbauer Unternehmensgruppe) vom "Donisl" wäre gerne auf der Wiesn. Was kaum jemand weiß: Edi Reinbold (Schützenfestzelt), ist sein Cousin. Vielleicht kann er ihm ja ein paar Tipps geben?
Josef Able

Der Bruder von Siegfried Able führt das kleine Zelt "Goldener Hahn" und würde gerne größer angreifen. Nach AZ-Informationen hat er Interesse, weiß aber, dass er weniger Chancen hat, weil er bisher nicht mit Hacker, sondern Spaten zusammenarbeitet.
Unabhängig davon, wer das Rennen macht: Jetzt wurden schon erste Forderungen von der Stadtratsfraktion der FDP/Freien Wähler laut, dass der berühmte "Gay Sunday" in der Bräurosl erhalten bleiben soll.
Eine Entscheidung der Brauerei, wer neuer Wirt wird, dürfte erst nach dem Sommer verkündet werden – wahrscheinlich zur Wiesn-Zeit.
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