Mitten auf der Wiesn: Gaffer verprügeln Ersthelfer
München - Eigentlich wollte er nur helfen – dann wurde Manfred G. selbst zum Opfer. Am Tag nach dem Angriff durch eine Gruppe Unbekannter liegt der 56-Jährige immer noch in der Klinik. Ob er operiert werden muss, ist noch nicht klar. Die Schmerzen sind allerdings so stark, dass nur seine Tochter Vanessa S. der AZ die Ereignisse vom Vorabend schildern kann.
Es ist Donnerstagabend gegen 18 Uhr. G. ist mit Kollegen auf der Wiesn und kommt gerade aus dem Hackerzelt. Da bricht in unmittelbarer Nähe ein Mann bewusstlos zusammen.
G. denkt nicht lange nach und leistet Erste Hilfe. "Die Rettungssanitäter waren zum Glück recht schnell da", sagt seine Tochter. Doch während die Sanitäter sich um den Bewusstlosen kümmern, bemerkt G., dass sich am Rande des Geschehens eine Gruppe junger Männer versammelt hat. Sie machen mit ihren Handys Fotos und Videos von dem am Boden liegenden Mann. "Es waren wohl drei Männer, englischsprachig, vermutlich Amerikaner oder Australier in diesen billigen Lederhosen", schildert S. der AZ.
G. und ein weiterer Mann gehen dazwischen, fordern die Burschen auf, die Aufnahmen zu unterlassen. Die Gaffer werden aggressiv, schlagen auf die beiden Ersthelfer ein. Mit schlimmen Folgen: "Sie haben meinem Vater die Kniescheibe zerschmettert und das Bein zwei Mal gebrochen", so S. Auch der Mitstreiter ihres Vaters erlitt mehrere Prellungen.
Die Schläger flüchten sich ins Gedränge
Die Sanitäter müssen sich so nun nicht nur um den bewusstlosen Mann, sondern auch um G. und seinen Helfer kümmern, wie ein BRK-Sprecher der AZ bestätigte: "Wir sind mit einer Trage ausgerückt und mussten dann noch einmal zwei weitere nachbeordern." Nach der Erstversorgung im Sanitätszelt wird G. von der Wiesn in ein Krankenhaus gebracht.
Die Schläger unterdessen nutzen den Tumult und flüchten sich ins dichte Gedränge. Wegen des Angriffs liegt bei der Polizei inzwischen eine Anzeige gegen Unbekannt vor. Laut Polizei hatten die Gaffer den 56-jährigen Ersthelfer wohl von hinten unvermittelt angegriffen.
Noch mehr als die körperlichen machen ihrem Vater aber die psychischen Folgen zu schaffen, berichtet seine Tochter. "Was uns besonders traurig macht, ist, dass mein Vater zur Zielscheibe wurde, weil er Zivilcourage gezeigt hat", berichtet sie und ergänzt: "Es ist schon erschreckend, wie schnell so etwas geht. Die Wiesn ist ja eigentlich ein Volksfest, auch für Familien, aber so rabiat wie es inzwischen zugeht, überlegen es sich sicher viele zwei Mal, ob sie hingehen."
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